Mönchengladbach Hauptkirche: Orgelkonzert als Hommage an Albert de Klerk

Mönchengladbach · Orgelkonzerte zählen üblicherweise nicht zu den großen Rennern unter den Musikveranstaltungen. Für Rheydt gilt diese Erfahrung nur bedingt. Jedenfalls war die Hauptkirche auch am dritten Abend des Musiksommers gut gefüllt; die Sauer-Orgel und der Bremer Domorganist Wolfgang Baumgratz erwiesen sich durchaus als Publikumsmagneten. Baumgratz, der sich zugleich einen Namen als Professor für Orgel an der Bremer Hochschule für Künste und als Orgelsachverständiger der Bremischen Evangelischen Kirche machte, erhielt nach seinen Studien in Heidelberg und Freiburg ein Stipendium für ein Solisten-Examen in Amsterdam. Dort bekam er wesentliche Anregungen von Albert de Klerk. Dessen 100. Geburtsjahr nahm Baumgratz zum Anlass für eine Hommage an seinen alten Lehrmeister.

Damit schuf er zugleich einen Ausgangspunkt für ein Programm, mit dem sich die klanglichen Möglichkeiten der Hauptkirchenorgel unter sehr verschiedenen stilistischen Aspekten darstellen ließen. Werke, in denen de Klerk seine ganz eigene Tonsprache entwickelte, erklangen im Wechsel mit solchen, in denen er sich auf Jan Pieterszoon Sweelinck bezog, den "Orpheus von Amsterdam." Der lebte von 1562 bis 1621, also in vorbarocker Zeit. So komponierte er noch für einen ganz anderen Typus Orgel als die 1902 erbaute romantische der Firma Sauer. Aber es zeigte sich, dass man auf der durchaus auch alte Musik überzeugend zum Klingen bringen kann. Erfrischend erklang Sweelincks "Balletto del Granduca"; witzig, mit abwechslungsreicher Registrierung, gestaltete Baumgratz die Echo-Effekte in Sweelincks d-moll-Fantasie.

Sweelinck stand am Anfang des Programms, weil de Klerk sein Ricercare in e-moll aus dem Jahre 1950 ausdrücklich als "Hommage à Sweelinck" verstanden wissen wollte. Ebenfalls aus den 1950er Jahren stammte das "Pedaal-Solo", mit dem der Haarlemer Organist Hendrik Andriessen eine Würdigung für de Klerk schrieb. Bei beiden Werken wurde deutlich, dass sich die Sauer-Orgel auch bestens für die Musik des 20. Jahrhunderts eignet.

Besonders gut lässt sich natürlich romantische Musik auf diesem Instrument spielen. Das zeigte sich nicht nur bei César Francks "Prélude, Fugue et Variation in h-moll". In Andriessens "Thema con Variazioni e Finale", 1927 dem Düsseldorfer Stadtorganisten Jacobus Menzen gewidmet, erfolgte eine gelungene Mischung romantisch-silbriger Register mit barocken Klang-Zitaten. Nach dem Abschluss mit zwei Werken de Klerks, den Variationen über "Laudes Organi" (1980) und dem "Postludium in d-moll" (1943), forderte das begeisterte Publikum noch eine Zugabe. Baumgratz bedankte sich mit einer Improvisation über das Lutherlied "Verleih uns Frieden gnädiglich".

Ganz anders ist das nächste Konzert des Rheydter Musiksommers konzipiert. Am 10. August,19.30 Uhr, spielen Patricia Tavira (Fagott)und mit Udo Witt (teils Klavier, teils Orgel) Werke vom Barock über die Romantik bis in unsere Tage.

(-tr)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort