Mönchengladbach Hat ein Richter immer recht?

Mönchengladbach · Bei der Museums-Uni im Schloss Rheydt wurde der Rittersaal zum Gerichtssaal umfunktioniert. Schüler wurden zu Schöffen und Zeugen - und zeigten sich dabei äußerst engagiert.

Bei der Museums-Uni im Schloss Rheydt durften sich die Kinder unter anderem in die Lage von Zeugen versetzten.

Bei der Museums-Uni im Schloss Rheydt durften sich die Kinder unter anderem in die Lage von Zeugen versetzten.

Foto: Detlef Ilgner

Schülern unterschiedlicher Altersstufen abstrakte Themen näher bringen, mit ihnen diskutieren und sie gleichzeitig auch auf den Beruf vorzubereiten - das hat sich die Museums-Uni auf die Fahne geschrieben. Zusammen mit der Hochschule Niederrhein gibt es Vorträge zu verschiedenen Themen für Schüler der Klassen 5 bis 12.

Dieses mal dreht sich alles um das Thema Justiz. "Ich brauch jetzt vier Freiwillige", sagt Landgerichtssprecher Jan-Phillip Schreiber und hat sich schon seine Richterrobe übergeworfen. Viele Hände schnellen nach oben. Alle wollen bei der fingierten Gerichtsverhandlung mitmachen. "Wir brauchen zwei Zeugen und zwei Schöffen", sagt Landgerichtspräsidentin Dr. Annette Lehmberg. Die Wahl fällt auf zwei Mädchen und zwei Jungen. Dann sehen die Kinder einen Film, der Gegenstand der anschließenden Gerichtsverhandlung sein wird. Die Schöffen müssen sich umdrehen, damit sie, wie die Richter bei einer wirklichen Gerichtsverhandlung auch, sich auf die Aussagen der Zeugen verlassen müssen. "Das ist ein Problem, das wir Richter haben. Wir waren bei der Tat nicht dabei und müssen herausfinden, was wirklich passiert ist und wer lügt und wer die Wahrheit sagt", erklärt Schreiber.

Tatbestand im aktuellen Fall: Fahrerflucht! Aufmerksam verfolgen die ausgewählten Schöffen, aber auch ihre Schulkameraden die Szenerie. Dann eröffnet Richter Schreiber die Verhandlung. Nacheinander vernimmt er die beiden Zeugen. "Du musst die Wahrheit sagen, und wenn du etwas nicht weißt oder nicht mehr genau, dann musst du mir das sagen", belehrt der Richter die Zeugin Dora. "Was hast du denn gesehen?", fragt er. "Ein Auto, ein weißes. Es wollte rückwärtsfahren und ist gegen ein anderes geknallt", erzählt sie. "Hat er es gemerkt?", fragt Jan-Phillip Schreiber weiter. "Er ist ausgestiegen und hat geguckt, als ob es schlimm ist", sagt sie. Auch Zeuge Thorsten soll genau berichten, was er gesehen hat. Am Ende der Befragung sind die Schöffen an der Reihe. Zusammen mit ihnen berät sich nun der Richter. "Woran würdet ihr sagen, kann man an den Aussagen festmachen, dass der Fahrer gemerkt hat, dass er gegen das Auto gefahren ist?", fragt er die beiden. "Die Zeugen haben gesagt, er hat sich die Hände vor das Gesicht geschlagen", antworten die Schöffen zusammen."

Wie kann ich herausfinden, ob jemand lügt?", fragt Jan-Phillip Schreiber. "Mit einem Lügendetektor", kommt es aus dem Publikum. Doch ob jemand lügt oder die Wahrheit sagt, ist nur eine Fehlerquelle für Richter. Wie Dr. Annette Lehmberg und Jan-Phillip Schreiber in ihrem Vortrag deutlich machen, gibt es auch bei den Gesetzen einige Fehlerquellen, da die Definitionen der einzelnen Delikte teilweise sehr schwierig sind. Doch was kann man tun, wenn der Richter sich geirrt hat? "Der Richter soll sich entschuldigen", sagt ein Schüler. "Über dem Richter gibt es noch andere Richter, und der Bundesgerichtshof ist das oberste Gericht. Daran kann man sich auch wenden, wenn ein Urteil nicht gerecht ist", erklärt Jan-Phillip Schreiber.

Er und Annette Lehmberg sind begeistert, wie engagiert die Schüler bei der Sache sind. Laura-Loreen Pieprytza und Desiree-Lea Mörs sind überzeugt: "Uns hat es Spaß gemacht, und wir können uns auch vorstellen, später mal in der Justiz zu arbeiten", sagen sie.

(eba)
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