Textilfirmen in Gladbach Händler wollen die Oberstadt beleben

Mönchengladbach · An der oberen Hindenburgstraße soll es vor Weihnachten "Pop-up-Läden" von Gladbacher Textilfirmen geben. Damit wollen die dortigen Einzelhändler sich gegen den Abwärtstrend stemmen. An die Stadt richten sie konkrete Forderungen.

Gladbacher Textilhändler wollen sich gegen den Abwärtstrend stemmen.

Gladbacher Textilhändler wollen sich gegen den Abwärtstrend stemmen.

Foto: Isabella Raupold

Bei Gardeur, van Laack & Co. werden nächste Woche die Telefone klingeln. Am Apparat ist dann Georg Walendy von Alberto oder einer seiner Mitstreiter von der oberen Hindenburgstraße. Denn die dortigen Einzelhändler wollen jetzt die Initiative ergreifen. Die Idee: Nach Vorbild der Rheydter "Schauzeit" im Sommer 2015 sollen die vielen leerstehenden Ladenlokale in der Oberstadt in der Vorweihnachtszeit vorübergehend belebt werden. "Pop-up-Stores" nennt sich das, wie Pilze aus dem Boden geschossene Läden, Zwischennutzungen zu günstigen Mietkonditionen also. Und nach Vorstellung der Händler könnten es eben Gladbacher Bekleidungsunternehmen sein, die dort für einige Monate eine zusammenhängende "Textilmeile" bilden, eine Leistungsschau der Szene, die das Loch zwischen Weihnachtsdorf und Minto füllt - entsprechendes Interesse und Einigung mit den Immobilieninhabern vorausgesetzt.

"Wir haben genug davon, dass der Standort Oberstadt vom Handelsverband und von der Politik totgeredet wird", sagt Albrecht Graefer vom gleichnamigen Modehaus — und zielt damit auf Äußerungen ab, denen zufolge die Randbereiche der Einkaufsstraße perspektivisch keine Chance mehr haben. Walendy ist dabei derjenige, der das erste Signal setzt: An der Hindenburgstraße 6 eröffnet er im Oktober einen - permanenten - Alberto-"Concept Store". "Wir wollen dort Mode- und Einrichtungsideen ausprobieren, Dinge durchspielen, unsere Mitarbeiter näher an den Endverbraucher bringen", sagt der Hosenproduzent. Und hofft, dass nun einige seiner Kollegen den Spielball aufnehmen.

Der Leerstand an der oberen Hindenburgstraße ist mittlerweile immens, bald werden zwei weitere Ladenlokale leergezogen. "Im ersten Jahr seit der Minto-Eröffnung haben wir 28 Prozent weniger Kundenfrequenz", sagt Frank Geyer, Geschäftsleiter von SinnLeffers, freimütig. "Das ist der schlechteste Wert im SinnLeffers-Ranking, sogar noch hinter Menden." Interessenten, sogar potenzielle neue Ankermieter, die auf der 11.000-Quadratmeter-Fläche des Hauses neue Konzepte ausprobieren und dafür auch investieren würden, gebe es genug. "Aber keiner macht das, solange seitens der Stadt und der Politik nicht klar kommuniziert worden ist, wie es mit der Oberstadt auf Sicht weitergehen soll", sagt Geyer.

Damit spricht er eines der Kernprobleme aus, das die Händler bemängeln: die fehlende klare Ansage. Will die Stadt hier künftig Wohnen statt Handel? Kommt der Durchstich zum Museum? Soll der restliche Handel sogar langsam ausgeblutet werden, wie einige vermuten? "Ein integriertes Handlungskonzept nach Rheydter Vorbild ist seitens der Verwaltung in Arbeit", sagt Nicole Finger (FDP), die in die Treffen der Händler eingebunden ist. "Und es laufen auch Verhandlungen mit dem Land über Fördermittel aus den Töpfen, die auch für die ,Soziale Stadt Rheydt' angezapft wurden." Mittelfristig wird man also zumindest wissen, woran man ist.

Doch bis es so weit ist? Die Einzelhändler sind es leid zu lamentieren, über beschränkte Zufahrtsmöglichkeiten, fehlende Parkbuchten, Öffnungszeiten von Parkhäusern, randalierende Jugendliche an der Citykirche, geringe Präsenz des Ordnungsdienstes, mangelnde Wegweiser auf Minto-Höhe, die anzeigen, dass es sich lohnt, noch den Berg hinauf zu gehen. Darum ergreifen sie ja nun selbst die Initiative. Jüngster Dorn im Auge ist die Neukonzeption des Busverkehrs auf der Hindenburgstraße. "Der einjährige Probebetrieb kappt zwar einige Nachteile des Busverkehrs, aber die Vorteile - mehr Aufenthaltsqualität — sind dadurch nicht erkennbar", sagt Christoph Hartung (Juwelier Hartung). "Es ist für uns zwingend notwendig, dass die bisherige Haltestelle vor Peek & Cloppenburg an den höchsten Punkt verlegt wird, vor SinnLeffers." Das sei die logische Mitte zwischen den Stopps Minto und Alter Markt, und würde Besuchern erlauben, vom höchsten Punkt den Berg hinab zu laufen. Derzeit sei der höchste Punkt vom Busverkehr abgekoppelt. Selbst Doro Rieken vom Café Cappuccino wäre damit einverstanden - bisher hat sie die P&C-Haltestelle direkt vor der Haustür.

In Kürze lassen sich die Händler berichten, wie die "Schauzeit" in Rheydt ablief. Auch mit den Initiatoren des Greta-Marktes wollen sie sprechen, um eventuell Aussteller zu bewegen, sich temporär mit einem Ladenlokal auszuprobieren.

(RP)
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