Mönchengladbach Gute Qualifikation beugt Altersarmut vor

Mönchengladbach · Um Rentenmodelle und Altersarmut ging es bei einer Diskussionsrunde mit Gladbacher Bundestagskandidaten.

Einen Cappuccino verbindet man eher mit dem letzten Italienurlaub oder italienischer Kaffeekultur. Dass er auch als Formel für ein Rentenmodell herhält, erfuhren die Besucher bei einer Diskussionsrunde zum Thema "Gute Rente statt Altersarmut" im Haus der Regionen, zu der der Bezirksverband Mönchengladbach der Katholischen Arbeitnehmer Bewegung (KAB) eingeladen hatte.

Zuvor hatte Jutta Schmitz vom Institut für Arbeit und Qualifikation der Uni Duisburg-Essen das aktuelle Rentenmodell kritisch unter die Lupe genommen. Seit der Reform aus dem Jahr 2001 ist ein Teil der Altersvorsorge privatisiert. Darin sieht sie ein großes Problem: "Viele Bürger sorgen nicht privat vor, sei es, dass sie schlecht informiert sind oder das Geld nicht haben. Denn die privaten Rentenversicherungen funktionieren zu Marktbedingungen." Ihr Fazit lautet: "Wir fahren nicht besser, wenn wir selber sparen, sondern als Gemeinschaft." Gleichzeitig sah sie ein Legitimationsproblem der gesetzlichen Rentenversicherung: "Man kann einem Beitragszahler, der 40 Jahre in die Rentenkasse eingezahlt hat, schwer vermitteln, dass seine Rente das Niveau der Grundsicherung kaum übersteigen wird."

An der anschließenden Diskussionsrunde nahmen mit Gülistan Yüksel (SPD), Peter Walter (Die Grünen) und Sebastian Merkens (Die Linke) Mönchengladbachs Bundestagskandidaten teil. Joachim Roeske (CDU) war in Vertretung für Günter Krings erschienen. Dabei stand die Riester-Rente im Vordergrund. Der Kritikpunkt: Sie lohne sich nur, wenn man ein hohes Alter erreicht. Doch abschaffen wollte sie keiner in der Diskussionsrunde, schließlich solle ein Bestandsschutz für bereits abgeschlossene Verträge gelten. Für Peter Walter muss die Rente mehr abdecken als nur Miete und Lebenshaltungskosten: "Ein bisschen Leben muss noch drin sein." Deshalb forderte er, dass auch Beamte, Freiberufler, Ärzte und Architekten in die Rentenversicherung einzahlen sollten. In einem Punkt waren sich Yüksel, Walter und Merkens einig: "Jeder Fünfte ist in 20 Jahren von der Altersarmut betroffen." Für Joachim Roeske fängt Altersarmut schon mit einer schlechten Ausbildung an: "Qualifikation ist die Frage der Zukunft", betonte er.

Dominik Kofent als Vertreter von Verdi stellte dann das Cappuccino-Modell vor. Seinen Namen hat es, weil es sich wie die Kaffeevariante aus drei Schichten zusammensetzt. Dem Espresso als einer Sockelrente; dem Milchkaffee als Pflichtversicherung für alle Erwerbstätigen und schließlich dem Milchschaum als betriebliche und private Altersvorsorge.

(drlp)
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