Mönchengladbach Gute Kandidaten lassen CDU triumphieren

Mönchengladbach · SPD verliert auf breiter Front. Grüne rutschen dramatisch ab. Linke mit besserem Ergebnis als Landespartei. AfD zweimal zweistellig.

 Landtagswahl 2017: Im Vergleich zu 2012 nur sechs SPD-Bezirke. Die CDU bestimmt klar das Bild.

Landtagswahl 2017: Im Vergleich zu 2012 nur sechs SPD-Bezirke. Die CDU bestimmt klar das Bild.

Foto: Andreas Gruhn

Die CDU ist zurück - betrachtet man nur die Ergebnisse der Landtagswahlen 2017 und 2012. Und zwar mit einer Macht und mit einer Deutlichkeit, die unabhängig von den positiven Auswirkungen des Landestrends beeindruckt. Das liegt auch an den Kandidaten: Mit dem jugendlich auftretenden, rhetorisch geschickten und geschmeidigen Jochen Klenner fand die CDU im Nord-Wahlkreis einen würdigen Nachfolger für Norbert Post. Und im Süden machte mit Frank Boss ein Kandidat das Rennen, der tief verwurzelt in den Vereinen ist, über sehr gute Kontakte verfügt und sich über viele Jahre durch engagierte Kärrnerarbeit an der Basis hervorgetan hat. Das kam an beim Wähler.

Durch die Bank verbesserte die CDU ihre Wahlergebnisse im Vergleich zu 2012: In den Hochburgen baute sie ihr Ergebnis aus, selbst in den für die CDU schwierigen Wahlbezirken wie zum Beispiel Speick/Westend/Altstadt-Süd in Gladbach und Amtsgericht/Innenstadt in Rheydt gab es ein klares Stimmenplus. Interessant auch die Ergebnisse der beiden Kandidaten in ihrem privaten Umfeld: Klenner kam im Bereich Bunter Garten/Windberg-Nord/Großheide auf mehr als 50 Prozent der Erststimmen, obwohl es hier mit Andreas Terhaag (FDP) und Boris Wolkowski (Grüne) zwei Gegenkandidaten gab, die bürgerliche Wähler binden. Frank Boss holte "seinen" Bezirk Giesenkirchen-Nord mit einem Plus bei den Erststimmen von acht Punkten im Vergleich zum CDU-Ergebnis von 2012 (damals kandidierte aber Michael Schroeren). Und im Schlepptau nahm Boss gleich auch noch den Wahlbezirk Giesenkirchen-Süd mit, der viele Jahre Heimat des SPD-Landtagsabgeordneten Hans-Willi Körfges (er wohnt inzwischen in Rheydt) war. Insgesamt verlor die CDU nur sechs Wahlbezirke an die Sozialdemokraten.

 Kommunalwahl 2014: Sechs Stimmbezirke holten damals die Genossen - und verloren dazu den OB-Posten.

Kommunalwahl 2014: Sechs Stimmbezirke holten damals die Genossen - und verloren dazu den OB-Posten.

Foto: Stadt MG

"Personelle Konsequenzen" - dieser Begriff fiel gestern Abend im Rheydter Rathaus häufiger. Vor allem Sozialdemokraten sprachen ihn offen aus. Und sie meinten damit nicht nur ihre Landes-SPD, die sich neu aufstellen muss. Gemeint waren auch die Genossen vor Ort. Auch wenn es bis gestern Abend noch nicht klar war, ob Hans-Willi Körfges über die SPD-Landesliste doch noch in den Düsseldorfer Landtag einziehen wird: Die Sozialdemokraten vor Ort können sich nicht nur darauf zurückziehen, dass der Landestrend gegen sie sprach. Sie haben fundamentale Fehler gemacht.

Auch wenn es fraglich ist, ob eine Andrea Koczelnik, die parteiintern gegen Angela Tillmann kandidiert hatte, sich besser gegen CDU-Mann Jochen Klenner behauptet hätte: Angela Tillmann war die falsche Bewerberin. Sie ist engagiert, pflegt das soziale Gewissen der SPD, ist eine nette Gesprächspartnerin. Aber sie hatte sich bereits aus der aktiven Politik zurückgezogen, als sie als Nachrückerin erst vor einigen Monaten in den Landtag einzog, da sie nach eigenen Bekunden wieder Lust an der Politik bekommen hatte und erneut kandidierte. Dieser Schritt war falsch. Tillmanns Zeit war und ist vorbei. Hans-Willi Körfges, immer noch das landespolitische Aushängeschilder SPD, wurde ein Opfer des Trends. Im Vergleich zur Landtagswahl 2012, als die Stadt rot wurde, fiel die SPD bei der Zahl der gewonnenen Bezirke auf das Ergebnis der Kommunalwahl 2014 zurück: Sechs Bezirke gingen - berücksichtigt man nur das Zweitstimmenergebnis - an die SPD.

 Bundestagswahl 2013: Klare Verhältnisse für die CDU, es gibt kein rotes Fleckchen.

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Foto: Stadt MG

Die Grünen, die 2012 in der Stadt die FDP als dritte Kraft abgelöst hatten, rutschten ab. Das ist für die Grünen ein Fiasko, das aber in erster Linie landespolitisch bedingt ist. Denn mit dem Juristen Boris Wolkowski hatten sie einen bürgerlichen Kandidaten, mit der jungen Lena Zingsheim ein aufstrebendes politisches Talent. Doch das reichte nicht. Selbst in den Hochburgen der Grünen - City, Amtsgericht/Innenstadt, Bonnenbroich/Geneicken - war der Aderlass groß.

Neben der CDU ist auch die FDP zurück. Quer durch die Bank gab es deutliche Zugewinne. Die bekanntesten FDP-Protagonisten in der Stadt, die Fraktionschefin der Liberalen im Rat, Nicole Finger, und der Landtagsabgeordnete Andreas Terhaag bekamen das Lächeln kaum aus dem Gesicht. Vor allem Terhaag triumphierte. In seinem Wahlkreis Bunter Garten/Windberg-Nord/Großheide holte die FDP 18,5 Prozent der Zweitstimmen - das ist über der einst von den Liberalen so gefeierten 18-Prozent-Marke. Auch in Eicken und Pongs-Hockstein fand die FDP viele Wähler, die ihre Zweitstimme den Liberalen gaben.

 Landtagswahl 2012: "Mönchengladbach wird rot" - so titelte die RP nach dieser Wahl.

Landtagswahl 2012: "Mönchengladbach wird rot" - so titelte die RP nach dieser Wahl.

Foto: Stadt MG

Die Linke hat in Mönchengladbach gute Politik gemacht: Und das honorierten die Wähler. Im Vergleich zum Landesergebnis schnitten die Linken hier in der Stadt deutlich besser ab. Im Bezirk Amtsgericht/Innenstadt meldeten sie sogar ein zweistelliges Ergebnis (10,3 Prozent bei den Zweitstimmen).

Bleibt die AfD: Sie kam aus dem Nichts in allen Bezirken über fünf Prozent. Hochburgen der Alternative sind die Stadtteile Stadthalle/Heyden-Geistenbeck-Nord und Dohr/Mülfort/Römerbrunnen, da gibt es zweistellige Ergebnisse. Letzterer Bezirk ist sozial nicht unproblematisch: Da überrascht es nicht, dass die AfD hier vergleichsweise viele Protestwähler findet.

(RP)
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