Mönchengladbach Gute Gründe fürs Gründen

Mönchengladbach · Die IHK hat ihren Gründerreport für 2017 vorgestellt. Er zeigt deutlich: In Gladbach ist noch Luft nach oben - es gibt aber auch Positivbeispiele, wie die Firma Planprotect.

 v.l.: Mark Rappard, Jürgen Steinmetz (IHK), Ralf Battige, Wolfgang Kroger (IHK), Uwe Breker und Thomas Mager (alle Planprotect).

v.l.: Mark Rappard, Jürgen Steinmetz (IHK), Ralf Battige, Wolfgang Kroger (IHK), Uwe Breker und Thomas Mager (alle Planprotect).

Foto: Shutterstock, Andreas Baum

Einen perfekteren Vertreter der Spezies "Gründer" hätte sich die Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein kaum ausdenken können, um ihren Gründerreport 2017 vorzustellen. Denn Mark Rappard kommt aus dem Strahlen gar nicht heraus, wenn er im Brustton der Überzeugung über den Schritt spricht, den er vor genau zwei Jahren wagte. "Es ist sowas von toll, morgens in sein eigenes Unternehmen zu fahren", sagt der Vorstand des Güdderather Sicherheitsunternehmens Planprotect. "All die Nebenkriegsschauplätze fallen weg. Man kann dem Unternehmen eine eigene Kultur, eine eigene DNA geben. Und ich schlafe sogar besser."

Das hört auch IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz gerne, selbst wenn die Kammer bei der Gründung von Planprotect gar nicht involviert gewesen ist. "Wir brauchen mehr Gründer. Leute, die, wie man so schön sagt, selbst und ständig arbeiten." Diesbezüglich weist der Gründerreport für Mönchengladbach allerdings Licht und Schatten auf. 2016 gab es in der Stadt mit 2280 Gründungen 40 weniger als im Jahr zuvor (minus 1,75 Prozent), denen zudem 2318 Geschäftsaufgaben gegenüberstanden - das waren 4,70 Prozent mehr als 2015. Im gesamten IHK-Bezirk ist die Zahl der Gründungen hingegen leicht gestiegen (plus 1,03 Prozent). Andererseits liegt die Gründungsintensität - also die Anzahl der Gründungen in Relation zur Einwohnerzahl - in Mönchengladbach mit 0,88 Prozent über dem Durchschnittsniveau im Kammerbezirk (0,80).

Wolfgang Kroger, Existenzgründungsberater bei der IHK in Mönchengladbach, spricht in diesem Zusammenhang von der Kehrseite der guten Entwicklungen in Sachen Arbeitsmarkt und Konjunktur. "Viele ziehen derzeit den sicheren Weg der Anstellung dem ,Abenteuer Selbstständigkeit' vor." Ein besseres Gründerklima deute sich aber durch etliche im nordrhein-westfälischen Koalitionsvertrag genannte Maßnahmen ab, sagt Steinmetz - etwa ein bürokratiefreies erstes Jahr für Gründer. Auch eine Digitalisierung der Gründungsbürokratie sei zwingend erforderlich. Schwerpunkte bei Gründungen sind Dienstleistung und Handel, aber auch bei der Industrie gibt es kleine Zuwächse. "Jeder fünfte Gründer gründet im digitalen Bereich", fügt Kroger hinzu. Die IHK könne in erster Linie in Sachen Fördermittel und Unternehmensnachfolge beraten.

Planprotect arbeitet nach dem Credo "Sicherheit ist keine Frage der Technik, sondern eine der Reaktionszeit". Es sichert in erster Linie Unternehmen im Innen- und Außenbereich mit Echtzeitüberwachung - mit Bewegungsmeldern, Kameras, Lautsprechern und Mikrofonen. Der Clou: Wird der Leitstelle ein Einbruch gemeldet, können Mitarbeiter den Einbrecher von dort aus mit 80 Dezibel gezielt ansprechen - die meisten werden daraufhin die Flucht ergreifen, anstatt zu stehlen oder zu randalieren. Fehlalarme werden herausgefiltert, parallel werden Meldungen an die Polizei koordiniert.

Planprotect ist kein typisches Beispiel für eine Firmengründung - aber vielleicht gerade deshalb eine Erfolgsgeschichte. Die vier Vorstände sind alle bereits um die 50 und haben überwiegend vorher bereits dasselbe gemacht wie jetzt - bei einem anderen, größeren Unternehmen aus derselben Branche in Meerbusch, zum Teil in gehobenen Positionen bis hinauf zur Geschäftsführung. Irgendwann wuchs in den heutigen Planprotect-Bossen der Wunsch nach einer Veränderung. Sie schauten sich Firmen an, die einen Nachfolger suchten - entschlossen sich dann aber doch zur Neugründung. Seit Oktober 2015 zeichnen die vier Vorstände nun höchstselbst verantwortlich - für alles. Etliche Mitarbeiter des früheren Unternehmens folgten ihnen, "auch das hat uns dabei geholfen, jetzt schon bei 60 Mitarbeitern, zehn Geschäftsstellen in ganz Deutschland und 1200 Gewerbekunden vom Kiosk bis zum Großkonzern zu stehen", sagt Vorstand Uwe Breker. Er war einst Chef von 250 Mitarbeitern, hatte eine eigene Sekretärin - "und jetzt mache ich selbst wieder Kaltakquise bei den Kunden. Weil es mir einfach Spaß macht."

"Einen guten Businessplan zu machen, ist nicht schwer, ihn umzusetzen aber sehr wohl", sagt Rappard abschließend. "Ich rate jedem Gründer, einen Plan B zu machen, mit dem man maximal die Hälfte erreicht."

(tler)
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