Serie Denkanstoss Grusel-Clowns schüren Angst

Mönchengladbach · Für den evangelischen Pfarrer Martin Gohlke sind Horror-Clowns ein Abbild dessen, was heute Negatives im Internet geschieht. Die Masken verleihen Anonymität und verführen Menschen dazu, Schlechtes zu tun.

Sie gehen um in unseren Städten und erschrecken Kinder, Jugendliche Erwachsene und Senioren: die Horror-Clowns. Von heute auf morgen tauchte dieses Massenphänomen auf. Erst in den USA. Dann vor zwei Wochen in Deutschland. Allein in Nordrhein-Westfalen gab es bereits mehr als 100 Fälle. Mit gruseligen Clowns-Masken springen sie aus den Büschen oder aus dem Dunkeln und erschrecken nichts ahnende Passanten. Manche schwingen dabei Baseball-Schlägern, manche sogar Messern, Äxten oder Kettensägen. Dies hat schon zu Verletzungen oder zu Schocks bei den Betroffenen geführt. Eigentlich ist ein Clown ein ganz friedlicher Mensch. Sein tollpatschiges Verhalten bringt das Publikum in der Zirkus-Arena zum Lachen. Die Absicht eines Clowns ist es, Spaß und gute Laune zu verbreiten.

Die Horror-Clowns aber bewirken das Gegenteil. Sie erzeugen Angst, Terror und Schrecken. Dabei leben wir bereits in einer Zeit, in der wir in ständiger Furcht vor weiteren Terror-Anschlägen leben müssen. Der blutige Sommer in diesem Jahr hat uns dies leidvoll vor Augen geführt. Wenige Tage vor Halloween bewirkt dies natürlich besondere Ängste und Vorsichtsmaßnahmen. Wer heute als Clown verkleidet ist, hat es in diesen Tagen schwer. Seine Kostümierung erzeugt bei anderen sofort ein ungutes Gefühl. Kann man ihm trauen oder besser nicht? Hat er etwas vor oder eher nicht? Menschen, die als Horror-Clowns andere Menschen erschrecken, zerstören das Bild vom guten und lustigen Clown, der für Freude sorgt.

Ich frage mich, was Menschen dazu bringt, so etwas zu tun. Es sind nicht gerade wenige, die so auftreten. Ich denke zunächst einmal, dass die Maske mehr Mut gibt, Grenzen zu überschreiten. Keiner weiß, wer hinter der Maske steckt. Das verleiht Schutz und Anonymität. Schnell kann ich mich zurückziehen und so tun, als ob nichts gewesen wäre. Mit einem Clowns-Kostüm kann ich in eine andere Rolle schlüpfen und das ausleben, was ich mich sonst nicht trauen würde. Für mich ist die Erscheinung des Horror-Clowns auch ein Abbild dessen, was heute Negatives im Internet geschieht. In den sozialen Medien kann man gnadenlos über andere herziehen, andere heruntermachen, andere mobben und man bleibt trotzdem unerkannt. Diese Anonymität verführt Menschen dazu, so etwas zu tun. Würden sich die Betroffenen Auge in Auge gegenüberstehen, würden sie das sicher nicht wagen. Wer unschuldige Menschen als Horror-Clown erschreckt, der überschreitet eine Grenze und macht sich strafbar. Mit Spaß hat das Ganze nicht mehr zu tun. Wer in diesen Tagen ein solches Kostüm anzieht, muss wissen, was er da tut. Schon der Anblick kann bei anderen einen Schock auslösen. Darum appelliere ich an alle, die Hände davon zu lassen. Es gibt so viel Schönes und Gutes auf der Welt. Es ist besser, sich damit zu beschäftigen als mit Horror, und wie man anderen Menschen Angst macht.

Ein kleines Lächeln kann bereits Menschen glücklich machen. Oder ein gutes Wort kann anderen Flügel verleihen. Kleine Gesten können große Wirkung zeigen und Menschen aufbauen. Ich denke, das ist im Sinne Jesu gehandelt, der uns auftrug, andere so zu behandeln, wie wir selber behandelt werden wollen (Matthäus 7,12). Wir wollen doch auch nicht zu Tode erschreckt werden! Darum sollten wir es auch nicht tun, sondern im Gegenteil anderen Gutes tun.

MARTIN GOHLKE (50) IST PFARRER DER EVANGELISCHEN KIRCHENGEMEINDE WICKRATHBERG. ER IST VERHEIRATET UND HAT FÜNF KINDER.

(RP)
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