Mönchengladbach Green Day: Punk, Party und Politik

Mönchengladbach · Vor 16 000 Fans tobte die Band Green Day am Mittwoch über die Bühne des Hockeyparks. Die Kalifornier präsentierten zwei Stunden lang eine perfekte Mischung aus Party, Anarchie und Punk-Musik.

Green Day begeistern 16.000 Fans
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Green Day begeistern 16.000 Fans

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Es dauert nur einen Song, bis die Arme von 16 000 Menschen in der Luft sind, zwei Songs, bis es auf der Tribüne niemanden mehr auf seinem Platz hält — exakt drei Songs dauert es, bis das Kreischen, Springen und Tanzen beginnt. Binnen zehn Minuten eroberte die kalifornische Band Green Day am Mittwochabend bend den Hockeypark. Unter den Besuchern waren auch die Mitglieder der Düsseldorfer Band "Die Toten Hosen" und der Musiker Marius Müller-Westernhagen. "Daaanke schöön", schrie Sänger Billie Joe Armstrong (40) früh ins Publikum, stieg auf die Box und ließ sich in Elvis-Pose feiern. Anarchie und Blödelei, Sozialkritik als Party und Jux: Armstrong, Bassist Mike Dirnt (40) und Schlagzeuger Tré Cool (39) zeigten, weshalb sie über 65 Millionen Alben weltweit verkauft haben.

Auch Westernhagen im Publikum

Bald mimt Armstrong einen Clown, imitiert Chaplin, stülpt sich schwarzrotgoldene Hasenohren über. Armstrong, wie er die "Ahh" und "Ohhs" des Publikums dirigiert, ihm zuruft: "Wenn jeder klatscht, dann tanze ich" — und dann wie ein Derwisch über die Bühne fegt. Er beschießt die Fans aus einer Kanone mit Klopapier und T-Shirts, jagt die ersten 30 Sekunden von "Highway to Hell" durch die Arena — oder legt sich auf den Boden und stimmt als Überleitung zum Song "King for a day" die Klassiker "Stand by me" und "Hey Jude" an.

Mark Frans (29) und seine Freundin reisten für das Konzert aus dem niederländischen Breda an. "Seit Jahren verpassen wir keinen erreichbaren Auftritt der Band", sagt Frans. Was ihnen nicht vergönnt war: eine E-Gitarre der Band mit nach Hause zu nehmen. Bei der Ballade "She" holt Armstrong überraschend einen Fan auf die Bühne. Dieser hatte im Vorfeld versichert den Song zu beherrschen und legte los, als sei er ein Profi. Als Dankeschön bekam er das Instrument mit den Worten "Hier, die gehört dir", von Armstrong überreicht.

Green Day präsentierten auch jene Songs, die sie ins Bewusstsein der Welt katapultierten, "Basket Case" und "When I come around." "Hast du Zeit, mich über alles und nichts jammern zu hören, im selben Augenblick?" Wer diesen Satz von "Basket Case" im englischen Original erstmals als Jugendlicher mit der Hose tief in der Hüfte, der Pubertät im Blut und dem Skateboard unter den Schuhen gehört hat, vergisst ihn nicht. Tausende begrüßten ihn wie einen Freund, den man das letzte Mal beim Abi-Ball gesehen hat.

Doch dass die Band auch anders, ernsthaft kann, zeigte sie mit "American Idiot" und "Holiday", in denen Armstrong und Co. gegen die Politik wüten, gegen Machtmissbrauch und falsche Autoritäten. Die Band ist erwachsen geworden. Ihre Fans auch: Nicht einer reiste gestern mit dem Skateboard an. Schade eigentlich.

(jco/ape/jco/top)
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