Mönchengladbach Glücksspiel: Gladbach beim Aktionstag nicht dabei

Mönchengladbach · Heute ist bundesweiter Tag der Spielsucht. Ausgerechnet Gladbach macht nicht mit - obwohl die Stadt es nötig hätte.

Weihnachten ohne Weihnachtsmann, Silvester ohne Raketen. Undenkbar? Stimmt. Das hat Tradition, das eine gehört zum anderen. So etwas gilt aber offenbar nicht beim bundesweiten Aktionstag Glücksspielsucht, der heute in der gesamten Republik und in NRW unter dem Motto "Spielerschutz durch Spielersperre" veranstaltet wird.

Zumindest nicht für Mönchengladbach. Denn die Stadt, in der NRW-weit neben Gelsenkirchen die größte Summe an Glücksspielautomaten verzockt wird, nimmt an diesem Tag nicht teil. Und das, obwohl sich Politik und Verwaltung das Thema Prävention und Eindämmung der Glücksspiel-Oasen seit Jahren auf ihre Agenda geschrieben haben.

Doch passiert ist wenig: Stattdessen wachsen die Zahlen, die Sorgen bereiten: 30 Millionen Euro sind 2014 in Gladbachs Oasen liegen geblieben, eine Steigerung um 20 Prozent seit 2012. Es gibt sogar mehr statt weniger Automaten und mehr Leute, die regelmäßig ihr Glück versuchen. Tag für Tag. Die Zahl der Glücksspielsüchtigen ist hoch: In NRW leben rund 40 000 Glücksspielsüchtige und noch einmal etwa genauso viele Menschen, die Glücksspiele in problematischer Weise spielen.

"Glücksspielsucht ist eine Krankheit mit häufig schwerwiegenden Folgen für die Betroffenen und ihre Familien. Hierzu zählen Verschuldung, familiäre Belastungen sowie der Verlust von Arbeitsplatz und Wohnung. Aber auch Beschaffungskriminalität und Suizidalität sind Begleiterscheinungen", sagt Ilona Füchtenschnieder von der Landeskoordinierungsstelle Glücksspielsucht.

Gerade in Gladbach müsse mehr getan werden, um das Thema in den Griff zu bekommen. "Die Mitarbeiter im Gesundheitsamt tun, was sie können, sie leisten hier große Arbeit", sagt Füchtenschnieder. Aber insgesamt sei es zu wenig.

Sie fordert mehr Geld. Zum einen direkt von der Stadt. Um die Spielsucht einzudämmen, wurde 2013 die Vergnügungssteuer von 13 auf 20 Prozent angehoben. Statt das Problem zu beheben, spülte das aber deutlich mehr Geld in die Stadtkasse. Fünf Millionen Euro sind die Schätzungen, sagte Stadtsprecher Dirk Rütten zuletzt. "Für fünf Millionen Euro, da kann man doch locker zwei Stellen neu schaffen, um die Präventionsarbeit zu verstärken", sagt Füchtenschnieder. "Leider ist es oft so, dass bei Städten, die einen Nutzen von Glücksspiel haben, weniger Anstrengungen zu erwarten sind, den Menschen zu helfen", sagt sie.

Indirekt fordert sie auch mehr Hilfe vom Land NRW. 23 Städte aus den fünf Regierungsbezirken in NRW machen bei dem heutigen Aktionstag heute mit. Dabei handelt es sich allerdings nur um die Städte, in denen Institutionen mit Landesgeldern gefördert werden. Das ist in Neuss und Dortmund beispielsweise der Caritasverband, in Düsseldorf die Diakonie und in Aachen die Suchthilfe. "Je Regierungsbezirk gibt es fünf Stellen, die gefördert werden", sagt Füchtenschnieder. Oft kann mit dem Geld nicht einmal eine halbe Stelle geschaffen werden.

Stadtsprecher Wolfgang Speen bestätigte gegenüber unserer Redaktion, dass die Stadt nicht am Aktionstag teilnehmen wird. "Das Gesundheitsamt hat dieses Thema trotzdem im Fokus - und das an 365 Tagen im Jahr", sagte er. Das permanente Angebot sei wichtiger als die Teilnahme an einem Aktionstag.

Hotline 0800 0776611

(RP)
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