Mönchengladbach Gladbachs Tante Ju kann nicht mehr fliegen

Mönchengladbach · Die Ju 52 aus dem Junkers-Hangar benötigt neue Original-Motoren. Der Verein, der die Maschine einst wieder flugfähig bekam, steht vor einer schwierigen Suche, denn Ersatzteile sind rar. Die Kosten werden auf 1,3 Millionen Euro beziffert.

 Bleibt vorerst auf dem Boden: Die Ju 52 mit der Kennung HB-HOY, die im Hugo-Junkers-Hangar nun vorerst ihre letzte Ruhestätte bezogen hat.

Bleibt vorerst auf dem Boden: Die Ju 52 mit der Kennung HB-HOY, die im Hugo-Junkers-Hangar nun vorerst ihre letzte Ruhestätte bezogen hat.

Foto: Rimowa/VfL

Die Dame ist von 1949, hat also bereits 68 Jahre auf dem rüstigen (mitnichten rostigen) Buckel. Schon mit 27 Jahren hatte man ein erstes Mal versucht, sie aufs Altenteil zu schieben, bezeichnete sie da längst freundlich-betulich als "Tante" - und sie musste sogar fast 50 werden, bis man ihre Dienste endlich wieder wertzuschätzen wusste. 2012 sollte sie dann eigentlich in den wohlverdienten Ruhestand gehen, doch es gelang, sie noch für einige weitere Jahre "ihr Ding" machen zu lassen. Nun allerdings könnte der 29. Oktober 2016 dasjenige Datum sein, das den endgültigen Schlussstrich unter ihrer langen und ruhmreichen Laufbahn bedeutet. Momentchen - "Flugbahn" ist wohl das bessere Wort. Denn natürlich ist die Rede von der Ju 52 mit der Kennung HB-HOY, die das schmückende Kernstück des Hugo-Junkers-Hangars am Flughafen bildet.

An jenem 29. Oktober nämlich ist sie zum letzten Mal geflogen, und es ist derzeit mehr als fraglich, ob sie sich jemals wieder in die Lüfte schwingen wird. Der Grund: Die Original-BMW-Motoren müssen ausgetauscht werden. "Der Punkt ist gekommen, an dem die Ju-Air sagte, dass es nicht mehr geht", sagt Bernd Huckenbeck, Vorsitzender des Vereins der Freunde historischer Luftfahrzeuge (VfL). "Wir müssen uns jetzt auf die sicher langwierige Suche nach anderen Original-Motoren machen, die man dann hoffentlich entsprechend überholen kann." Setzte man einfach andere Motoren ein, verlöre die Maschine die Zulassung.

Der VfL hatte sich einst mit dem Ziel gegründet, die traditionsreiche Maschine, die von 1976 bis 1991 auf der Besucherterrasse des Düsseldorfer Flughafens langsam verwittert war, wieder flugfähig zu bekommen. Ihm gehört die HB-HOY also, die schweizerische Fluggesellschaft Ju-Air bietet mit ihr Rundflüge an. Als Dauerleihgabe steht sie in dem Hangar, der nach ihrem Schöpfer, dem Rheydter Konstrukteur Hugo Junkers, benannt ist. Für 2012 war die "letzte Landung" der Tante Ju geplant gewesen, doch die Sponsorenunterstützung des Kofferherstellers Rimowa erwies sich als lebensverlängernde Maßnahme. Bis jetzt.

Huckenbeck rechnet mit Kosten von 1,3 Millionen Euro - doch dafür braucht es erst einmal Ersatzmotoren. Die Chancen, welche auftreiben zu können, beziffert er mit 50:50: "Dabei muss man aber auch auf den Kollegen Zufall hoffen, darauf, dass es sich unsere Suche in Fachkreisen herumspricht." Zwar seien die BMW-Motoren vielfach gebaut worden, bis zu 5000 Ju 52 waren einst damit ausgestattet. Doch heute sei bei der Ju-Air nur noch ein Dutzend davon im Einsatz (inklusive Reservemotoren), die die Fluggesellschaft für ihre Maschinen in der Schweiz benötigt. Weitere etwa zehn gebe es in Museen - in nicht flugfähigen Jus. "Und eventuell stehen noch irgendwo welche bei Tüftlern oder Sammlern in der Gartenlaube." Man habe einige Kontakte, es gebe auch bereits Termine. Die Suche werde sicherlich schwierig, "aber sie ist nicht aussichtslos. Wir glauben noch dran."

Recherchieren, Preise einholen - das steht den VfL-Mitstreitern nun bevor. Die Suche könne gut und gerne zwei Jahre in Anspruch nehmen, die eigentliche Motorüberholung dauere dann ein halbes Jahr. Anfang 2018, bei der nächsten Mitgliederversammlung des Vereins, wolle man schon weiter sein. Eine Spendenaktion sei in Planung. "Es gibt schon Unterstützer, die namhafte Summen beisteuern würden", sagt Huckenbeck. Aber man wolle nicht loslegen, bevor man den potenziellen Sponsoren keine belastbaren Aussagen machen könne. "Es bräuchte zum Beispiel eine Ausweichlösung, um das Geld, falls es dann alles doch nicht klappt, zum Beispiel an karitative Einrichtungen weiterzuleiten."

Das alles ist aber Zukunftsmusik. Fakt ist: Mönchengladbachs Ju 52 bleibt wohl mindestens für mehrere Jahre auf dem Boden, wenn nicht dauerhaft. Das habe aber auch Vorteile, sagt Huckenbeck. "Im Junkers-Hangar wird sie gehegt und gepflegt wie die Kronjuwelen der britischen Königin, das ist etwas anderes, als wenn sie bei Wind und Wetter draußen stände." Auch die Tante-Ju-Rundflüge in Mönchengladbach werde es weiter geben - dann eben mit den anderen Exemplaren, die die Ju-Air betreibt. Der nächste Termin dafür ist der 30. Juli. Wer allerdings einen Blick auf die Seite www.ju52rundflug.de wirft, erkennt schnell: Die guten alten Tanten sind immer noch erstaunlich populär. Sämtliche Rundflug-Termine in Mönchengladbach in diesem Jahr sind bereits restlos ausgebucht.

(tler)
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