Mönchengladbach Gladbacher Mädchen entdecken Peking

Mönchengladbach · Gesa und Kyra Keller lieben Sprachen. Das gilt für Deutsch wie für Englisch. Besonders angetan sind sie aber von Chinesisch. Jetzt besuchten sie das Land der Mitte.

Mönchengladbach: Gladbacher Mädchen entdecken Peking
Foto: Privat (2), Archiv

Nach etwa zehn Stunden Flug betraten Gesa Keller (14) und ihre zwei Jahre ältere Schwester Kyra erschöpft deutschen Boden. Zehn Tage lange bereisten sie zuvor China, erforschten die Hauptstadt Peking, haben sich die Sehenswürdigkeiten zeigen lassen und lernten fleißig Chinesisch. "China, speziell Peking ist sehr interessant. Die Stadt ist ganz andere, als jede, die wir in Europa kennen", schildert Gesa ihre Eindrücke.

 Der Himmelstempel (bild oben) ist eines von vielen Wahrzeichen Pekings. Die Schwestern Kyra (l.) und Gesa Keller (Bild links) bereisten das Land der Mitte, haben Sehenswürdigkeiten besucht und die Sprache intensiviert. Kyra, die ältere und größere der beiden, glaubt, dass bald Chinesisch und Englisch Weltsprache sein werden. Dass sie Chinesisch können, werde sich auf dem Zeugnis gut machen.

Der Himmelstempel (bild oben) ist eines von vielen Wahrzeichen Pekings. Die Schwestern Kyra (l.) und Gesa Keller (Bild links) bereisten das Land der Mitte, haben Sehenswürdigkeiten besucht und die Sprache intensiviert. Kyra, die ältere und größere der beiden, glaubt, dass bald Chinesisch und Englisch Weltsprache sein werden. Dass sie Chinesisch können, werde sich auf dem Zeugnis gut machen.

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Beide sind völlig normale Mädchen: Gesa kommt jetzt am Gymnasium am Geroweiher in die elfte Klasse, ihre Schwester lernt am Stiftischen Humanistischen Gymnasium. Beide sind sportbegeistert, lieben Borussia, spielen Hockey und Tennis, lesen und schwimmen gern. Doch ein Hobby unterscheidet sie von vielen anderen Mädchen in ihrem Alter. Sie lieben fremde Sprachen. "Jetzt fragen Sie sicherlich, warum wir chinesisch lernen. Das fragen mich so viele, doch die einzige Antwort ist: Ich wollte es und habe es gemacht", sagt die kleine Schwester Gesa. "Ich würde am liebsten noch viel mehr können und mein Chinesisch intensivieren", sagt Kyra.

Die Reise war der Lohn für vier beziehungsweise fünf Jahre harter Arbeit. Sie lernen seither Chinesisch am Konfuzius-Institut in Düsseldorf, hatten vor kurzen einen Sprachtest bestanden und wurden immer wieder angefragt, ob sie nicht bei dem Projekt "You and me" (Du und ich) in Peking teilnehmen wollten. Dabei handelt es sich um ein Stipendium, eben jene zehntägige Sprachreise, die das Konfuzius-Institut jedes Jahr ausgewählten Sprachschülern anbietet.

Beide Geschwister überlegten nicht lange und sagten zu. Auch ihre Eltern waren schnell von der Idee überzeugt. Doch stand vor Ort keine Erholung auf dem Stundenplan. Das Angebot war zwar vielfältig, im Zentrum stand jedoch immer das Lernen.

Eine Mischung aus zahlreichen Sprachkursen wurde angeboten. Hin und wieder nahmen beide auch teil an chinesischen Zeremonien. "Das Programms war sehr eng, und wir waren so gut wie jede Minute verplant", sagt die große Schwester Kyra.

Abends fielen beide zumeist erschöpft ins Bett. Ab und zu reichte die Kraft noch aus, um noch eine Whatsapp-Nachricht in die Heimat zu senden. Doch auch Spaß stand auf dem Programm. Der Besuch von Sehenswürdigkeiten wie dem Himmelstempel oder der Chinesischen Mauer waren eingeplant und ließen Freiraum, das Land nicht nur sprachlich zu entdecken. Unter anderem wurden die beiden Gladbacher Mädchen auch über den Tian'anmen-Platz geführt. Historisch ist der Ort negativ belastet. Dort wurde im Jahr 1989 die studentische Demokratie-Bewegung gewaltsam von der Armee niedergeschlagen. Die Bilder gingen seinerzeit um den Globus und machten den Platz über Nacht weltberühmt. Doch standen für die Mädchen Politik und Geschichte eher im Hintergrund.

Sie genossen die freie Zeit und bemerkten, dass beide auch für die einheimische Bevölkerung von Interesse waren. "Dort wurden wir gefühlte 1000 Mal gefragt, ob wir Fotos machen könnten, mit ihnen oder den Kindern", berichtet Kyra. "Man kann gar nicht abzählen, wie oft wir in einer Minute wohl heimlich fotografiert wurden."

Sich mit den Einheimischen zu unterhalten, stellte sich als problemlos heraus. Man nutze zwar nur die "Basics", wie Kyra sagt, aber "es ist sehr befriedigend zu wissen, dass man sich dennoch verstehen kann, wenn man an sich glaubt".

Ihr erstes Wort auf chinesischem Boden war "Nín hao" - Hallo. "Leider nicht so spektakulär wie ich es mir erhofft hatte. Ich wünschte, mein erstes Wort wäre etwas komplexer", beschreibt Kyra ihren Erstkontakt.

Dennoch seien viele Chinesen erstaunt, wenn man mit ihnen kommunizieren kann, und wollten direkt mehr mit einem Europäer reden, um etwa über ihn zu erfahren, sagt Kyra. In ihrer Zukunft baut sie auf ihre Sprachkenntnisse. "Ich bin davon überzeugt, dass Chinesisch eines Tages die Weltsprache neben Englisch sein wird", sagt sie. "Und ich bin mir sicher, dass sich die harte Arbeit rentieren wird. Außerdem sieht es gut auf der Bewerbung aus."

Am letzten Tag stand der "Hanyu Shuiping Kaoshi-Test" (HSK-Test) an. Dabei handelt es sich um einen standardisierten Sprachtest für Chinesisch als Fremdsprache.

Je nach Sprachniveau wird damit nachgewiesen, dass bis zu 5000 und mehr Vokabeln gelernt und beherrscht werden. Auf ihre Ergebnisse warten die Mädchen noch, sind aber zuversichtlich.

(RP)
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