Mönchengladbach Giftiges Chrom gerät durch Störfall ins Abwasser

Mönchengladbach · Wie erst am Montag bekannt wurde, hat es zum Jahreswechsel einen Störfall in der Mönchengladbacher Kläranlage Neuwerk gegeben. Offenbar sind mehrere 100 Kilogramm Chrom illegal in die Kanalisation geleitet worden.

Wie der Niersverband schriftlich mitteilte, ist es in der Nacht zu Silvester "zu einer erheblichen Störung" in der Mönchengladbacher Kläranlage Neuwerk gekommen. Eine Analyse habe eine "exorbitant hohe Chrombelastung" ergeben, die weit über die zulässigen Werte hinausging und das Klärwerk beinahe lahmlegte.

Laut Dr. Ulrich Otto, beim Niersverband Abteilungsleiter "Abwasser", war das toxikologische Schwermetall in einer so hohen Konzentration vorhanden, dass mehrere 100 Kilogramm Chrom in das Abwasser geleitet worden sein müssen. "Es liegt nahe, dass über den Jahreswechsel chromhaltige Abfälle illegal über die Kanalisation der Stadt Mönchengladbach und die Kläranlage Neuwerk eingeleitet worden sind", meint Otto. Denn die Untersuchungen hätten ergeben, dass am 30./31. Dezember bis zu 1,8 Milligramm Chrom pro Liter im Zulauf der Anlage vorhanden war.

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Foto: dpa, Diagentur

Wie Margit Heinz, Sprecherin des Niersverbandes gestern berichtete, seien die Fachbehörden informiert worden, außerdem sei Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft gestellt worden. Bei der Polizei Mönchengladbach lag die allerdings gestern noch nicht vor. Die Stadt wurde über die Strafanzeige am 12. Januar informiert.

Dass der Niersverband erst jetzt an die Öffentlichkeit gehe, hänge mit den vorausgegangenen eigenen Untersuchungen zusammen, erklärte gestern Margit Heinz. Zunächst seien bei den Anlaufwerten in der Kläranlage "nur" deutlich erhöhte Stickstoffwerte festgestellt worden. Verschmutzungen wie Stickstoff oder auch Phosphor sollen eigentlich von Mikroorganismen in der Anlage aus dem Abwasser herausgefiltert werden. Doch dieser Prozess war gestört. Wie sich später herausgestellt habe, war es die enorm hohe Chrombelastung, "die zur Schädigung der Bakterien in unserer biologischen Reinigung geführt hat", so Otto.

Wie der Niersverband mitteilte, habe man nur durch den "engagierten Einsatz" der Mitarbeiter sowie durch den hohen Personal- und Mitteleinsatz über den Jahreswechsel und den darauf folgenden zwei Wochen Schlimmeres verhindern können. "Wir haben sofort intensive Maßnahmen ergriffen, um die Anlage zu stabilisieren. Unter anderem wurde biologisch frischer Klärschlamm aus der Kläranlage Grefrath nach Mönchengladbach gebracht", berichtet Margit Heinze. Im Nierssee, der dritten Reinigungsstufe der Kläranlage, habe es noch erhöhte Werte gegeben. Die Niers selber sei aber nicht belastet. Eine Gefährdung für Mensch und Tier schließt Heinze aus.

Bereits bis zum 3. Januar habe man eine leichte Erholung der biologischen Prozesse beobachten können. Außerdem wurden Nachforschungen angestellt, woher das toxikologisch belastete Wasser in die Neuwerker Kläranlage lief. Über eine so genannte Sielhautuntersuchung in der Mönchengladbacher Kanalisation habe der Fließweg der Chrombelastung zurückverfolgt werden können. "Wir kennen zumindest den Kanalabschnitt, wo das Chrom eingeleitet worden sein muss", sagt Heinze. Wo dieser Abschnitt liegt, war gestern noch nicht zu erfahren.

Chrom und seine Verbindungen finden in Industrie und Gewerbe vielfältige Anwendung als Beiz-, Oxidations-, Ätz- und Färbemittel sowie als Legierungsbestandteil. Größere Chrommengen werden in der Stahlindustrie und bei galvanischen Prozessen gebraucht. Das Schwermetall wird aber auch in Gerbereien verwendet und spielt bei der Keramikherstellung eine Rolle.

(RP)
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