Mönchengladbach Geschichten von Frauen sichtbar machen

Mönchengladbach · Ob berühmte Persönlichkeit oder normale Bürgerin: Hinter jeder Frau steckt eine spannende Biografie. Davon sind die Mitglieder des Frauengeschichtsvereins überzeugt. Dazu gehören Straßennamen und Gedenktafeln.

 In Düsseldorf gibt es eine Romy-Schneider-Straße. Den Namen könnten sich Monika Hensen-Busch (l.) und Susanne Hiep auch gut auf einem Schild in Mönchengladbach vorstellen. Mit dem Frauengeschichtsverein wollen die geschichtsinteressierten Mitglieder Frauenbiografien in der Stadt sichtbarer machen.

In Düsseldorf gibt es eine Romy-Schneider-Straße. Den Namen könnten sich Monika Hensen-Busch (l.) und Susanne Hiep auch gut auf einem Schild in Mönchengladbach vorstellen. Mit dem Frauengeschichtsverein wollen die geschichtsinteressierten Mitglieder Frauenbiografien in der Stadt sichtbarer machen.

Foto: Detlef Ilgner

350 Straßennamen mit männlichen Persönlichkeiten in Mönchengladbach; im direkten Vergleich dazu gerade einmal 51 weibliche Straßennamen: So lautet das Ergebnis der Forschungsarbeit von Susan Hiep. "Die Diskrepanz ist groß", sagt die 38-Jährige. "Dabei wollen wir die Alltagsgeschichten der Mönchengladbacher Frauen in der Stadt präsenter machen."

Mit "wir" meint Hiep die "FrauenVita", den Gladbacher Frauengeschichtsverein. Die Gruppe gründete sich bereits 2011. Als eingetragener Verein mit eigenen vier Wänden gibt es sie seit 2016. Die sieben Mitglieder haben sich im Gladbacher Haus der Erinnerungen niedergelassen - gemeinsam mit Fan-Gruppierungen der Borussia. Ein Frauenverein und Männer, die ihre Liebe zum Fußball vereint - wie passt das zusammen? "Wir haben sogar gemeinsame Anknüpfungspunkte", berichtet Monika Hensen-Busch. "Denn es gibt auch weibliche Persönlichkeiten, die in der Fan-Geschichte der Borussia eine Bedeutung spielen oder gespielt haben."

Der Frauengeschichtsverein will nicht nur die Biografien bekannter Persönlichkeiten in Mönchengladbach sichtbar machen. Es soll neben ehrenamtlich Aktiven auch die ganz "normale" Frau sein, die in Erscheinung tritt. Im Vereinsraum hängt eine Ausstellung mit großen Porträt-Fotos inklusive kleiner Geschichten. Dort erfährt man etwas aus dem Leben der Handyladenverkäuferin, die ein Kopftuch trägt, oder etwas von der Bundeswehrsoldatin, die sich als homosexuell "geoutet" hat.

Mönchengladbach: Geschichten von Frauen sichtbar machen
Foto: Ilgner Detlef

"Nach der Ausstellung planen wir nun einen Stadtrundgang im Zentrum von Rheydt", sagt Hiep. "Gedenktafeln werden bekannte und unbekannte Frauen und deren Leben in den Mittelpunkt stellen." Neben dem Straßennamen-Projekt soll in naher Zukunft ein Buch zur Frauengeschichte der Textilindustrie in Mönchengladbach erscheinen. Jutta Finke-Gödde schreibt und forscht aktuell an diesem Projekt.

Forschung nimmt einen Großteil der Arbeit des Vereins ein. Viel Zeit verbringen die Mitglieder beispielsweise im Stadtarchiv oder mit Interviews von Zeitzeugen. Schließlich beleuchten die Mitglieder den historischen Hintergrund der Frauengeschichte in Mönchengladbach seit Einführung des Internationalen Frauentages im Jahr 1911. "Es ist erstaunlich, was wir bei der Recherche alles lernen und erfahren", sagt Hensen-Busch. Die 58-Jährige erarbeitet im Stadtarchiv zurzeit die Biografie der ersten Parlamentarierin der Stadt.

Mit nur sieben Frauen brauchen die Projekte allerdings ihre Zeit - etwas, das die Gruppe gerne ändern würde. "Für unsere Zeitzeugen-Interviews wären auch Videos schön, aber keiner von uns ist mit der Technik fit", sagt Hensen-Busch. "Besonders über jüngere Frauen würden wir uns freuen, weil die eben einen anderen Zugang zu neuen Medien haben." Der Verein trifft sich regelmäßig alle zwei Monate. "Es steckt Arbeit dahinter", sagt Hiep. "Aber es gibt vielfältige Möglichkeiten mitzuwirken und sich zu engagieren."

Mit ihrer Arbeit wolle der Frauengeschichtsverein aber in keinem Fall deutlich machen, dass der "Männerblick" auf die Stadt falsch ist. "Männer interessieren sich nun mal mehr für die Geschichte anderer Männer und Frauen mehr für die anderer Frauen", merkt Hensen-Busch an. "Wir Frauen können gemeinsam etwas verwirklichen, so viel ist klar."

Wer den Verein kennenlernen möchte, kann im Haus der Erinnerungen vorbeischauen oder sich im Frauenkalender (aufrufbar unter www.mönchengladbach.de über die Veranstaltungen informieren. So findet beispielsweise heute ein interreligiöses Frauenfrühstück im Haus der Regionen statt. Die vier Frauen der Kabarettgruppe "FammFatall" beschäftigen sich am Samstag, 24. März, im BIS-Zentrum mit der Frage "Wohin bewegt sich die Welt?"

(laha)
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