Mönchengladbach Geschichte und Natur pur am Schloss Rheydt

Mönchengladbach · "Vielerley merckwürdige Dinge" passieren im Schloss: eine Ausstellung, geheimnisvolle Kasematten und Herr Schütte, der den Eisvogel sucht.

 Die Kasematten von Schloss Rheydt mit der bekannten Kerkerszene.

Die Kasematten von Schloss Rheydt mit der bekannten Kerkerszene.

Foto: Schrammen/Wiechmann

Auch wenn sich an den Ästen der Bäume derzeit nur zartes Grün zeigt, ist der Frühling trotzdem präsent. Die Pfaue auf der Turnierwiese des alten Renaissance-Schlosses präsentieren den Besuchern des Städtischen Museums stolz ihr prächtiges Gefieder. Der Begriff "prächtig" passt ebenso gut zum Bestand des Städtischen Museums. Im Obergeschoss des Herrenhauses existiert eine am Niederrhein exklusive Sammlung von Objekten der Kunst- und Kulturgeschichte aus den Epochen der Renaissance und des Barock. Bis zum 10. Juli ist die Kunstkammer von Schloss Friedensstein, dem Stammsitz des Hauses Sachsen-Gotha mit der Ausstellung "Vielerley merckwürdige Dinge" am einzig existierenden Renaissance-Schloss des Niederrheins zu begutachten.

Zeugnis von vergangenen Zeiten und Epochen gibt aber nicht nur der Gebäudekomplex, dessen Ursprünge auf das Jahr 1060 zurückgehen. Auch unterirdisch kann die Spurensuche in die Vergangenheit fortgesetzt werden. Die Kasematten, einst im 16. Jahrhundert entstanden, sollten militärischen Schutz bieten. Die dunklen und schmalen, irgendwie auch geheimnisvoll anmutenden Gänge sorgen für eine besondere Stimmung im Inneren der Anlage. Die berühmte Kerkerszene zeigt einen armen Häftling, der im Verlies mit Hand- und Fußfesseln gefangen ist. Die Holzsoldaten, die bäuchlings mit dem Gewehr im Anschlag auf den Feind zielen, wecken Emotionen und Gedanken an erbittert geführte Schlachten und Gefechte. Doch de facto haben sich in den unterirdischen Wallanlagen nie Soldaten aufgehalten. Vielmehr dienten die Anlagen als Statussymbol für den Herrschaftsanspruch der Familie Bylandt.

Das Gelände am Schloss ist im wahrsten Sinne naturgemäß nicht nur für Kunst- und Geschichtsliebhaber ausgewiesen. Denn gleich gegenüber vom Eingang in die Kasematten-Ost hat sich Herr Schütte positioniert. Er ist Hobbyfotograf und auf der Suche nach einem ganz besonderen Motiv. Es geht um den Eisvogel, der sich am Weiher eine Bruthöhle gegraben hat. Den Piepmatz in sein fotografisches Visier zu bekommen, ist gar nicht so einfach, wie er erzählt: "Der Eisvogel brütet hier in der Gegend sonst nur im Naturschutzgebiet nahe Nettetal und eben hier", sagt er. Das Fotografieren von Natur und Tieren ist für ihn "das schönste Hobby, das man sich vorstellen kann. Man ist draußen und nimmt die Natur besonders wahr."

Und so sucht jeder im Schatten des alten Wasserschlosses sein ganz persönliches Stück Frühling. Ob Jogger, die hartnäckig gegen lästige Pfunde und für eine gut Form schwitzen, Pärchen oder Freunde, die es sich auf den Holzbänken mit einem Picknick gut gehen lassen oder einfach mal abschalten, wie es Carsten Richartz mit seiner Freundin tut. Der Student lässt im Schlosspark beim Spazieren gehen gerne einfach die Seele baumeln. "Vor dem angehenden Semesterstress findet man durch den Weiher und die Tiere einfach Idylle und Ruhe. Das tut einfach gut."

(RP)
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