Serie Denkanstoss Gemeinsam sind wir besser

Mönchengladbach · Die Ökumene braucht eine gute Streitkultur. Überflüssig sind Wortklaubereien, sagt Albert Damblon.

Im Moment wird viel über die Reformation geredet und geschrieben. Schließlich steht das außerordentliche Reformationsfest 2017 vor der Tür. Am Sonntag wurde in Eisenach eine neue Bibelübersetzung veröffentlicht, die sich streng an Martin Luther orientiert.

In Holt unterschrieben am gleichen Tag zwei evangelische und zwei katholische Gemeinden der Innenstadt die Ökumenische Erklärung. Sie soll zu einer Partnerschaft der Christinnen und Christen führen. Am Montag fuhr der Papst ins schwedische Lund, um mit dem Lutherischen Weltbund das Gedenkjahr zu beginnen und die evangelischen Gemeinden feierten den 499. Reformationstag.

So viel Reformation war selten in Alt-Gladbach. Rheydt hat dagegen eine andere Tradition. Wer sich heute für den christlichen Glauben interessiert, wird durch das Reformationsjubiläum eine Menge über Jesus Christus erfahren. Denn er steht im Mittelpunkt der Erinnerung. Das diesjährige Reformationsfest läutete ein Christusjahr ein.

Nicht umsonst heißt das evangelische Kirchengebäude im Gladbacher Zentrum Christuskirche. Wir alle nennen uns Christinnen und Christen. Um Christi willen ist es an der Zeit, dass die evangelische und die katholische Kirche gemeinsam in die Zukunft gehen.

Die Kirchen haben es erkannt, aber es bleiben scheinbar unüberwindliche Hindernisse. Dabei ist in der Ökumene eine gute Streitkultur sinnvoll, jedoch Wortklaubereien um Auslegung und Anerkennung dürfen wir uns nicht mehr leisten. Das beständige "Wir sind noch nicht soweit" verletzt die Gutwilligen und gehört in den Müll. Gott und seine Gnade stehen nämlich auf dem Spiel. Wenn wir sie verlieren, haben beide Kirchen verloren.

Vor kurzem empfing Papst Franziskus eine Pilgergruppe deutscher Jugendlicher. Scherzhaft soll er gefragt haben: "Wer ist besser, die Katholiken oder die Protestanten?" Die Jugendlichen trauten sich nicht, ihm zu antworten. Der Papst gab die Antwort selbst: "Besser sind alle zusammen."

Und das Besser sein ist keine Leistung, sondern Gnade.

DER AUTOR DES HEUTIGEN DENKANSTOSSES, DR. ALBERT DAMBLON, IST SEELSORGER AN ST. BENEDIKT.

(RP)
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