Mönchengladbach Gefiederte Spitzen-Athleten

Mönchengladbach · Hans Ludwig Franzen beschäftigt sich seit 50 Jahren mit dem Tauben-Sport. Derzeit hat er 16 Paare in seinen Verschlägen.

 Dass Hans Ludwig Franzen Spaß an seinem Hobby hat, ist deutlich zu sehen. Das Hobby hat er von seinem Vater übernommen. Seine Tauben nehmen an Wettkämpfen teil.

Dass Hans Ludwig Franzen Spaß an seinem Hobby hat, ist deutlich zu sehen. Das Hobby hat er von seinem Vater übernommen. Seine Tauben nehmen an Wettkämpfen teil.

Foto: Isabella Raupol d

In der Garten-Idylle von Hans Ludwig Franzen findet man bereits auf den ersten Blick mehrere Konstruktionen, die an Gartenhäuschen mittlerer bis großer Größe erinnern. Beim genaueren Hinsehen - und vor allem Hinhören - fallen dem aufmerksamen Beobachter aber einige Besonderheiten auf.

Denn von Zeit zu Zeit ertönen Gurr-Laute und das Schlagen von Flügeln aus den insgesamt drei Verschlägen. Wirft man einen Blick in diese Häuschen, findet man nicht das übliche Bild mit Rasenmähern, Gartenschlauch und Schaufel. Im Gegenteil: Diese Verschläge beherbergen die Spitzen-Athleten von Brieftaubenzüchter und "Tauben-Trainer" Hans Ludwig Franzen.

"Übernommen habe ich das Hobby von meinem Vater", erklärt Franzen bei einem Rundgang durch die Taubenschläge. Nach dem überraschenden Ableben des Vaters in Franzens Jugend, nahm er sich der Tiere an. "Ich habe die Tauben damals auch an Wettkämpfen teilnehmen lassen", erklärt der Pensionär. "Die Tauben gegen die alten Kollegen meines Vaters antreten zu lassen, hat meinen Ehrgeiz geweckt, und deshalb habe ich sie erst einmal behalten."

Durch den Dienst in der Bundeswehr und andere familiäre Ereignisse musste er sein Hobby zeitweise unterbrechen. "Unter dem Strich beschäftige ich mich schon seit rund 50 Jahren mit dem Taubensport", erklärt Franzen stolz.

Franzens "Mannschaft" besteht momentan aus 16 Paaren im Reise-Schlag. "Zu Wettkämpfen schicke ich sie alle los. Andere lassen nur die Männchen ins Rennen", erklärt Franzen seine Taktik. Denn mehr Tauben bedeuten eine höhere Chance, am Ende "in die Preise zu kommen". Die "Preise" gehen an die Tauben im ersten Drittel des Gesamtklassements nach jedem Rennen.

"Das bedeutet, wenn 300 Tauben an den Start gehen, sind die schnellsten 100 die, die ausgezeichnet werden. Preise oder Preisgeld für die über hunderte Kilometer reichenden Touren gibt es heute nicht mehr. "Es geht nur um den Spaß am Wettkampf mit den Züchter-Kollegen", sagt Franzen. Ende des Monats beginnt für die Alttiere (ein bis fünf Jahre) die Wettkampf-Saison.

"Alle Vögel werden zentral zum Startort gebracht, zum Beispiel Paris. Von da aus müssen sie ihren Weg nach Hause finden. Die Zeit wird elektronisch gemessen." Wie die Tauben den Weg nach Hause finden, sei bis heute nicht genau geklärt. "Es gibt viele Faktoren - wie das Wetter und der Sonnenstand. Manche behaupten, dass sogar die Magnetfelder der Erde Einfluss nähmen."

Sicher ist: Sportliche Tauben schaffen mit dem Wind im Rücken Spitzengeschwindigkeiten von 100 bis 120 Kilometer pro Stunde. Eine von Franzens Tauben hat es vor zwei Jahren sogar geschafft, in 13 Wettkämpfen jedes Mal in die Preise zu fliegen. Diese Tauben züchtet Franzen nun natürlich weiter.

"Früher war der Sport noch anders", sagt der Züchter. Es wurde um Geld-Preise geflogen, die Konkurrenten waren zahlreich und die Probleme mit Greif- und Raubvögeln nicht so gravierend. Es komme nicht auf den besten Familienstammbaum oder das investierte Geld an. "Es ist Zufall, ob eine Taube Preise einfliegt, die Natur bestimmt das."

Dass sich über Tauben in den Innenstädten beklagt wird, versteht der Züchter. "Dagegen muss man etwas tun." Wichtig wäre es, die Tiere nicht zu füttern. Anlässlich des Tags der Brieftaube am Sonntag öffnet der Züchter seine Tür für alle interessierten Besucher. "Ich öffne gerne die Taubenschläge für jeden, der Interesse zeigt."

(RP)
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