Mönchengladbach Gedanken einer politischen Nonne

Mönchengladbach · Teresa Forcades ist die erste Gastrednerin des neuen Edmund-Erlemann-Forums.

Teilen macht reich. Das ist einer dieser Sätze von Edmund Erlemann, die im Gedächtnis bleiben. Weil sie so einfach klingen - und doch ein gehöriger Anspruch in ihnen steckt. Der Anspruch nämlich, die christliche Botschaft in Praxis zu übersetzen und mitzuarbeiten an einer gerechteren Welt.

Sätze wie der vom anders verstandenen Reichtum wirken weiter auch nach dem Tod des Münster-Propstes vor zwei Jahren. Genau wie seine Leitmotive "Kämpfen mit versöhntem Herzen" oder "Die Kleinen groß machen". Sie verraten, dass der Pfarrer und Gründer der Stiftung Volksverein tief verwurzelt war in der Denktradition der katholischen Soziallehre und sich den Ansätzen der Theologie der Befreiung verbunden fühlte.

Welche Bedeutung diese christliche Ethik heute hat - in gesellschaftlichen Debatten, wie für das Denken und Handeln jedes Einzelnen, darüber wollen die Redner einer neuen Veranstaltungsreihe sprechen. Und weil diese Reihe das Erbe des engagierten Pfarrers lebendig bewahren und sein Wirken fortschreiben soll, trägt sie den Namen Edmund-Erlemann-Forum. Veranstalter sind die Stiftung Volksverein, die Volksverein Mönchengladbach gGmbH und das Katholische Forum Mönchengladbach-Heinsberg.

Gleich die erste Rednerin des neuen Forums dürfte für genügend Diskussionsstoff in der Citykirche sorgen. Eingeladen ist die Benediktiner-Nonne Teresa Forcades. 1966 in Barcelona geboren, lebt sie eigentlich in dem kleinen Kloster Sant Benet auf dem Berg Montserrat in Katalonien. Doch Schwester Teresa ist kein zurückgezogener Mensch, vielmehr eilt ihr der Ruf der "rebellischen Nonne" voraus. Die Ärztin und feministische Theologin mit Doktortiteln in beiden Disziplinen wurde bekannt durch ihre Kritik an großen Pharmakonzernen und durch ihre pointiert formulierte Kapitalismuskritik. 2013 übernahm sie eine Gastprofessur an der Berliner Humboldt-Uni auf dem Lehrstuhl für Theologie und Geschlechterstudien, ist seither immer wieder auch in deutschen Medien zu Gast.

Schwester Teresa lehnt eine Wirtschaftsform, die auf Privateigentum basiert, nicht grundsätzlich ab, kritisiert auch nicht unternehmerisches Streben nach Gewinn, wohl aber das Streben nach maximalem Gewinn, das menschliche Werte untergräbt. Ihr politisches Engagement versteht die Benediktinerin als eine Form, ihre Berufung zu leben. Für gewisse Zeit. Irgendwann will sie sich wieder mehr in die Stille ihres Klosters zurückziehen. Im Moment aber ist sie öffentlich aktiv, und am Donnerstag, 7. Dezember, 19 Uhr, in der Citykirche am Alten Markt zu Gast. Der Eintritt ist frei, um eine Spende wird gebeten.

(dok)
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