Mönchengladbach Ganz Rheydt fällt ein Stein vom Herzen

Mönchengladbach · Existenzängste ade: Rund um den Marktplatz war gestern viel Erleichterung zu verspüren. Karstadt-Mitarbeiter wirkten wie befreit, Kunden freuten sich über die Kehrtwende des Konzerns. Die Politik betonte das Potenzial, die diese bietet.

 Die Karstadtfiliale gestern Nachmittag: Auf dem Marktplatz herrschte reger Betrieb. Die Kunden freuten sich über die gute Nachricht vom späten Donnerstagabend.

Die Karstadtfiliale gestern Nachmittag: Auf dem Marktplatz herrschte reger Betrieb. Die Kunden freuten sich über die gute Nachricht vom späten Donnerstagabend.

Foto: Kilian Treß

In großen Lettern prangt auf roter Farbe am Karstadt-Eingang das Wort "Sale" - zu Deutsch "Ausverkauf". Die Werbebotschaft, die Schnäppchenjäger in das Warenhaus locken soll, schwebte bis gestern noch wie ein Damoklesschwert über der Zukunft des dreistöckigen Geschäfts in Rheydt. Doch das Karstadt-Aus ist vom Tisch, der Standort bleibt nun doch erhalten.

Diese gute Nachricht ist den etwa 100 Mitarbeitern des Kaufhauses anzusehen. Sie arbeiten höchst konzentriert, begrüßen den Kunden höflich - und einige haben sogar ein breites Grinsen aufgesetzt. "Wie schön, dass Sie uns erhalten bleiben", sagt eine Kundin an der Kasse zu einem Karstadt-Mitarbeiter. Der packt die Einkaufstüten mit Kleidung voll, bedankt sich für den Einkauf und lacht. Die Existenzängste, die er und seine Kollegen noch bis zum späten Donnerstagabend hegten, scheinen wie weggeblasen.

Die Nachricht verbreitete sich in Rheydt schnell. Im Sekundentakt schwangen gestern die gläsernen Eingangstüren der Filiale auf und zu. Die Kunden scheinen erleichtert, dass der Anker am Marktplatz bleiben wird. Vor allem während der Mittagspause besucht die Kundschaft, die in der Rheydter Innenstadt arbeitet, gerne die Filiale. "Es ist ungemein wichtig, dass dieser Publikumsmagnet bleibt", sagt der langjährige Vorsitzende des Rheydter Citymanagements Peter Felten. "Alles andere wäre wohl eine Katastrophe gewesen."

Die Sorgen, dass über Jahre ein leerstehendes Gebäude den Anblick des gerade neu sanierten Marktplatzes verschandeln könnte und sich unattraktive Ein-Euro-Shops oder gar weitere Glückspieloasen ansiedeln dürften, waren nicht unberechtigt. Das zeigt ein Blick in andere Städte am Niederrhein. In Moers entwickelte sich beispielsweise ein Teil der Innenstadt rund um eine verlassene Horten-Ruine zurück. Gleiches galt für den Standort um die Karstadt-Ruine in Dinslaken. In beiden Städten musste anschließend viel Geld in die Hand genommen werden, um die Missstände zu beseitigen.

Für Felix Heinrichs, Vorsitzender der SPD-Fraktion, ist klar: "Die Idee, das Gebäude durch die EWMG zu erwerben, um dort Karstadt auf reduzierter Fläche zu erhalten und gleichzeitig weitere Geschäfte in die Immobilie zu holen, kann zu einem Erfolg für den Einzelhandelsstandort Rheydt werden." Diese Mönchengladbacher Lösung schaffe eine "relative Sicherheit" für den Einzelhandelsstandort Rheydt. Zugleich sichere sich die Stadt ein sehr wichtiges Grundstück. "Die SPD-Ratsfraktion hat jede sich bietende Möglichkeit für Gespräche zum Erhalt von Karstadt genutzt. Es ist dabei sehr wichtig, dass möglichst viele Karstadt-Beschäftigte ihre Arbeitsplätze behalten", so Heinrichs.

Die Christdemokraten sehen in der Lösung eine Weichenstellung für die Zukunft. "Unter städtebaulichen Gesichtspunkten bedeutet diese Entscheidung perspektivisch eine große Chance für die Gesamtstadt. Aufgrund seiner prominenten Lage im Herzen der neuen Rheydter Innenstadt hat dieses Grundstück ein enormes Entwicklungspotenzial, das nun als Rohdiamant in den Händen der Stadt liegt", kommentiert Annette Bonin, bau- und planungspolitische Sprecherin der CDU-Ratsfraktion und EWMG-Aufsichtsratsmitglied.

Marco Feinendegen, Sprecher der Grünen-Fraktion in der Bezirksvertretung Süd, ist ebenfalls erleichtert: "Das Karstadt-Haus hat eine zentrale Funktion als Frequenzbringer für die Rheydter Innenstadt." Demzufolge hätte der Wegfall des Karstadt-Warenhauses für die Innenstadt katastrophale Folgen gehabt. "Denn das Innenstadtkonzept mit den beiden Polen Marktplatz und Marienplatz würde ohne diesen Magneten nicht funktionieren. Umso mehr freue ich mich nun, dass Karstadt am Standort Rheydt erhalten bleiben kann", sagt Marco Feinendegen weiter.

(RP)
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