Mönchengladbach "Funktionäre sind Feinde der Kleingärtner"

Mönchengladbach · Die Vorwürfe gegen den Kreisverband wiegen schwer. Im Streit um Toiletten, Wasser und Strom in den Lauben der Mönchengladbacher Kleingartenanlagen melden nun sich nun Betroffene und ein Verband zu Wort.

 Peter Vossen, Stephan Richter und Gino Collica (v.l.) äußerten sich zum Lauben-WC-Streit. Sie geben den Funktionären die Schuld an den Auseinandersetzungen.

Peter Vossen, Stephan Richter und Gino Collica (v.l.) äußerten sich zum Lauben-WC-Streit. Sie geben den Funktionären die Schuld an den Auseinandersetzungen.

Foto: Detlef Ilgner

"Eine Laube muss menschenwürdig sein", sagt Peter Vossen, Düsseldorfer Kleingärtner und Mitglied des Präsidiums des Verbandes Deutscher Grundstücksnutzer (VDGN). "Dazu gehört auch die Möglichkeit, sich nach der Gartenarbeit zu waschen. Oder ein Fläschchen für das Baby warm zu machen." Vossen meldet sich zu Wort, weil es in Düsseldorf ähnliche Streitereien um Wasser, Strom und Toiletten in den Lauben der Kleingärtner gab. Und weil zwei Mönchengladbacher Kleingärtner Mitglied des VDGN sind.

Die beiden Mönchengladbacher Gino Collica und Stephan Richter setzen sich für Inklusion in den Kleingärtenvereinen ein. Collica, in der Behindertenhilfe tätig, weiß, wie sehr sich die von ihm Betreuten über Besuche im Kleingarten freuen. Er weiß auch, wie viele alte Menschen oder Familien mit kleinen Kindern dort Entspannung suchen. "Alte, Kranke und Behinderte werden von der Nutzung der Kleingärten ausgeschlossen, wenn es dort weder Strom, Wasser noch Toiletten gibt", stellt er fest.

Stephan Richter und er haben einen Verein namens KGV Vielfalt gegründet und sind Mitglieder im VDGN. Der VDGN ist ein Verband, der sich als Alternative zu den Verbänden der Kleingärtner versteht. Peter Vossen unterstützt die Einschätzung der beiden Mönchengladbacher. In Düsseldorf, sagt er, habe man die gleichen Probleme gehabt, auch dort sollte es untersagt sein, die Kleingärten an die Kanalisation anzuschließen. Immer unter Verweis auf das Bundeskleingartengesetz von 1983. "Darin steht aber gar nicht, dass es keine Kanalisation, keinen Strom und kein Wasser in den Lauben geben darf", erklärt Vossen. "Das steht nur in den Kommentaren zum Gesetz."

Der Düsseldorfer Stadtverband der Kleingärtner hat mit der Stadt Düsseldorf längst Verträge abgeschlossen, die den Anschluss an den Kanal, Strom und Wasser erlauben. "Es ist Sache des Grundstückseigentümers, das zu erlauben", stellt Vossen fest. Die Düsseldorfer Kleingärten blieben so attraktiv, auch für junge Familien oder alte Menschen.

In Mönchengladbach hat nicht die Stadt, sondern der Kreisverband gegen die Kleingartenvereine mobil gemacht und den Einbau von 1000-Liter-Tanks für Abwässer aus den Lauben verhindert. Er pocht auf besagtes Bundeskleingartengesetz. Die Kleingärtner haben mit einer Demonstration am 16. Mai reagiert. "Der größte Feind der Kleingärtner sind die Funktionäre der Kleingärtner", sagt Peter Vossen provokant. "Viele Mitglieder werden von den Verbänden nicht gut informiert und haben zum Beispiel Angst, ihre Parzelle zu verlieren, wenn sie aus dem Verein austreten." Eine Kündigung der Mitgliedschaft führe aber nicht zum Verlust des Gartens, betont er.

Grundsätzlich sei die Problematik des zeitgemäßen Laubenausbaus nur durch Verhandlungen zwischen dem Grundstückseigentürmer, den Verbänden und Vereinen zu lösen. Das viel beschworene Bundeskleingartengesetz stehe dem nicht im Wege, es müsse allerdings dringend überarbeitet werden.

(arie)
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