Serie Was Macht Eigentlich? Fürs Golfen ist sein Leben noch zu unruhig

Ein kleines Handicap hat Hans-Ludwig Hoffmann allenfalls in seiner manchmal etwas poltrigen Art, aber nicht auf dem Golfplatz. Denn er ist zwar Eigentümer der Golfsportanlage Rittergut Wildenrath und auch im Vorstand des gemeinnützigen Golfclubs Mönchengladbach-Wanlo, der "Mieter" auf der 18-Loch-Anlage im tiefsten Gladbacher Süden ist. Aber er ist kein Golfer. "Ich habe anfangs mal etwas geschnuppert und die Platzfreigabe bekommen", sagt er. "Aber fürs Golfspielen ist mein Leben noch zu unruhig."

Den Wandel Hoffmanns vom engagierten Landwirt zum Golfanlagen-Betreiber hat 1993 Wolfgang Rombey angestoßen, damals Mönchengladbacher Stadtdirektor und wie Hoffmann in einem Freundeskreis mit Borussias Manager Rolf Rüssmann, Politikern, Geschäftsleuten und Fußballfreunden. "Er hat mich angesprochen, auf meinem riesigen Gutsgelände etwas zu machen, was Mönchengladbach noch nicht hatte, im Gegensatz zu den Städten im Umfeld: Korschenbroich, Krefeld, Willich, Wegberg und Nettetal zum Beispiel: eine Golfsportanlage", erzählt Hoffmann. Er fand die Idee nicht dumm. Und weil er ein Mann der Tat ist, wurde die Idee schnell Wirklichkeit. Auf dem Gelände am Jahrhunderte alten Gebäude des Ritterguts war schon 1990 aus dem Kuhstall ein Gastronomie-Betrieb gemacht worden ("in Eigenleistung"), der zunehmend nicht nur von Besuchergruppe frequentiert wurde, aus der alten Scheune ein Veranstaltungsraum. 1993 begann die Planung des Golfplatzes, am 4. August 1997 wurde die Neun-Loch-Anlage eröffnet, 2002 war sie auf 18 Loch erweitert. Bei "Macher" Hoffmann muss es halt schnell gehen, notfalls auch schon mal, ohne dass die Baugenehmigung offiziell vorlag. Als er 2001 ein Hotel am Golfplatz bauen wollte und sich das Verfahren bei der Denkmalbehörde zu sehr hinzog, steckte Hoffmann die fertigen Pläne zurück in die Schublade.

Verwirklicht worden ist hingegen 2009 ein Projekt, das Beachtung über die Region hinaus fand: die Nutzung des Sümpfungswassers aus dem Braunkohle-Tagebau von RWE Power durch Wärmepumpe und Wärmetauscher für Rittergut und Golfanlage.

Den Landwirtschaftsbetrieb hat Hoffmann 1997 aufgegeben: "Ich brauchte viel Fläche für den Golfplatz. Was übrig blieb, ist an Bauern verpachtet." Seine Kenntnisse sind aber nicht ungenutzt: Der Hausherr ist eifriger Chef-Greenkeeper auf dem Golfplatz. Im Übrigen nimmt er sich jetzt mehr Zeit für seine Frau. "Wir erfreuen uns an dem, was wir geschaffen haben, und reisen häufiger, in den Schwarzwald, an die Nordsee und machen auch mal Kreuzfahrten." Aber ein Pensionär ist Hans-Ludwig Hoffmann noch nicht. Denn: "Dafür ist mein Leben noch zu unruhig."

(oes)
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