Mönchengladbach Fünf Minuten für das Lieblingsbuch

Mönchengladbach · Zum vierten Mal trafen sich Buch-Fans zum Book-Dating in der Stadtbibliothek. Die meisten Leser hatten gleich mehrere Empfehlungen parat. Jeder Teilnehmer hatte fünf Minuten Zeit, seinem Gegenüber ein Buch vorzustellen.

 An Bistrotischen saßen die Teilnehmer des Book-Datings in der Zentralbibliothek paarweise zusammen und stellten einander ihre literarischen Favoriten vor. Hinten links steht Stadtbibliotheksleiterin Brigitte Behrendt.

An Bistrotischen saßen die Teilnehmer des Book-Datings in der Zentralbibliothek paarweise zusammen und stellten einander ihre literarischen Favoriten vor. Hinten links steht Stadtbibliotheksleiterin Brigitte Behrendt.

Foto: Detlef Ilgner

Zwei Menschen treffen sich. Sie haben fünf Minuten Zeit, um über persönliche Vorlieben und Empfindungen zu sprechen. Dann rückt einer von ihnen im Uhrzeigersinn weiter an den nächsten Tisch. So geschehen in der Stadtbibliothek.

Die Zentralbibliothek im Carl-Brandts-Haus war zum vierten Mal Kontaktbörse der besonderen Art. Hier trafen sich beim Book-Dating echte Buch-Freunde, um in jeweils fünf Minuten Erzählzeit Leseempfehlungen zu geben. Bibliotheksleiterin Brigitte Behrendt wachte über die vorgegebene Frist, war aber nicht allzu streng, wenn ein wenig überzogen wurde. Schließlich wäre ja noch so viel zu sagen gewesen.

"Jedem ist freigestellt, das mitzubringen, was ihm besonders gefällt. Das können zum Beispiel Krimis, hoch literarische Werke oder Kinderbücher sein. Mancher hat einen ganzen Stapel dabei", so Behrendt über die Veranstaltung, die in Kooperation mit der Volkshochschule angeboten wird. VHS-Dozentin Nadine Fabri und Andrea Otten, Bibliothekskraft im Bereich Belletristik, zeigten Neulingen, wie eine buchbezogene Begegnung aussehen könnte. Sie lasen nicht vor, sondern erzählten davon, was sie an der Lektüre berührte und faszinierte.

Wie die meisten Buchfreunde hatte Moritz Vossekaul gleich mehrere Favoriten mitgebracht, darunter Alan Watts' "Der Lauf des Wassers" und Richard Prechts "Die Kunst, kein Egoist zu sein". "Das ist ein super Buch mit vielen Theorien", schwärmte der 20-jährige Philosophiestudent. Ein Grundinteresse an Philosophie sei schon angebracht, um Freude an Prechts Buch zu haben, beantwortete Vossekaul die Frage seines Gegenübers.

Maria Oeben-Schippers, Teilnehmerin im Literaturclub der VHS, zeigte sich fasziniert, wie in Gesprächen höchst unterschiedliche Deutungsmöglichkeiten zu einem Buch aufeinandertreffen. "Wenn 20 Menschen ein Buch lesen, gibt es 20 Meinungen dazu", stellte sie fest. Als eines ihrer Lieblingsbücher empfahl sie Isabel Allendes Roman "Das Geisterhaus". Ihr gefällt, wie die Schriftstellerin in der Familiensaga das Politische mit dem Leben der Protagonisten verknüpft.

Als Oeben-Schippers bei einem ihrer Gesprächspartner einen Fantasy-Roman auf seinem mitgebrachten Bücherstapel liegen sah, gestand sie, weniger Gefallen an diesem Genre zu haben. Der Einstieg führte zum Austausch über Bücher, die man mit sich trägt, die Begleiter bei Wartezeiten sind und nicht unbedingt von Seite eins bis zum Ende gelesen werden.

Inspiriert vom Weltfrauentag hatte Peter Brollik ausschließlich von Autorinnen geschriebene Bücher mitgebracht. Er begeistert sich etwa für Anna Kampmanns Debütroman "Wie hoch die Wasser steigen". Brollik, Mitglied im Förderverein der Stadtbibliothek, verriet, dass die Chancen gut stehen für einen Besuch der Autorin in Mönchengladbach. Zu Anna Seghers' Klassiker "Transit" erzählte er, dass ihn die Aktualität der Fluchtgeschichte fasziniere. Dazu verwies er auch auf den Film des Regisseurs Christian Petzold, der Seghers' Roman im Marseille von heute drehte. "Der Film ist nicht historisch. Da muss jeder den Inhalt selbst übersetzen", betonte der Literaturkenner.

(anw)
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