Mönchengladbach Friedhofskonzept bleibt noch in der Schublade

Mönchengladbach · Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners zog mit seinen Dezernenten den Entwurf einer Friedhofssatzung wieder aus dem Verkehr. Der Grund: Es gab noch zu viele ungeklärte Fragen. Frühestens Ende des Jahres soll es vorgelegt werden. Damit ist die FDP nicht einverstanden.

 Große Grabmäler mit üppigem Figurenschmuck der reichen Rheydter Unternehmerfamilien sind auf dem evangelischen

Große Grabmäler mit üppigem Figurenschmuck der reichen Rheydter Unternehmerfamilien sind auf dem evangelischen

Foto: RED

Stadtkenner können diese Frage aus dem Stegreif beantworten: Was haben der Verkehrsentwicklungsplan und das Friedhofskonzept gemeinsam? Richtig. Beide Vorhaben werden seit vielen Jahren teilweise heftigst diskutiert, geplant - und dann gleich wieder auf die lange Bank geschoben. Unabhängig von der politischen Mehrheit im Rat geht's einfach nicht voran. Und ob Schwarz-Gelb, Ampel-Bündnis oder jetzt die große Koalition: Diese beiden Projekte scheinen vorerst weiter in der Pipeline zu bleiben.

Beim nach wie vor fehlenden Friedhofskonzept riss jetzt der FDP der Geduldsfaden: Die Liberalen fordern es für den nächsten Ratszug. Daraus wird nichts. Frühestens im letzten Ratszug des Jahres ist das möglich, teilt die Stadt auf RP-Anfrage mit. Das hieße dann: kurz vor Weihnachten.

Eigentlich gibt es schon einen fertigen Entwurf. Mit dem hat sich jetzt der Verwaltungsvorstand, das sind Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners und seine Dezernenten, beschäftigt. "Aber das hat zu Nachfragen und weiterem Diskussionsbedarf geführt. Insofern ist die verwaltungsinterne Abstimmung noch nicht abgeschlossen", teilt Stadtsprecher Wolfgang Speen mit. Das verwundert sehr. Denn schon seit 2006 (!) werde an einem Konzept gearbeitet, stellten die Liberalen fest. Und die müssen es eigentlich wissen: Gemeinsam mit der CDU brachten sie es auf den Weg.

Die Sachlage ist eindeutig: Mönchengladbach hat zwar schöne, teilweise sogar prachtvolle Friedhöfe. Aber auch viel zu viel Fläche. Denn die Bestattungskultur ist im Umbruch. Während die Angehörigen vor einigen Jahren noch überwiegend auf mehr als 20 städtischen und konfessionellen Friedhöfen die klassische Erdbestattung wünschten, wählen sie inzwischen für ihre Lieben ganz andere Bestattungsformen: Es gibt Friedwälder, Grabeskirchen, Kolumbarien in Friedhofshallen und in Gruften, Baumbestattungen. Auch weil die Kosten für das klassische Grab groß sind, scheuen Menschen die Erdbestattung. Mit der Folge: Die vorhandene Friedhofsfläche mit möglichen Erweiterungen ist viel zu üppig bemessen. Und weil die Areale groß sind, dreht sich die Gebührenspirale munter weiter.

Es ist auch nicht einfach, einen Friedhof dicht zu machen, weil die Nutzungsrechte der Gräber mitunter über mehrere Jahrzehnte gehen. Genau diese Frage führte jüngst im Verwaltungsvorstand zu den internen Diskussionen. Speen: "Alle sind sich einig, dass wesentliche Flächenüberhänge vorhanden sind. Und die müssen abgebaut werden." Derzeit ist in der Verwaltung ein Flächenmanagement für alle Friedhöfe im Gespräch.

Wenn die Verwaltungsspitze das Thema dem neuen oder der neuen Baudezernent(-in) überlässt, wird vermutlich sogar der Zeitpunkt Ende des Jahres nicht mehr zu halten sein: Denn noch gibt es keinen Kandidaten für das Verwaltungsamt und auch keinen Wahltermin. Immerhin sicherte die Verwaltung inzwischen zu, Konzept, Satzung und Gebührensatzung einer Friedhofsplanung gleichzeitig den Politikern vorzulegen - nur der Zeitpunkt, wann das ist, bleibt unklar.

(RP)
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