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Mönchengladbach Fenja lässt ihr I-Pad sprechen

Mönchengladbach · Die "Unterstützte Kommunikation" ist eine Methode für Menschen, die sich nicht oder nicht ausreichend lautsprachlich ausdrücken können. An der Karl-Barthold-Schule lernen die Schüler, wie sie mit digitaler Technik kommunizieren können.

Stephen Hawking hat einen, Fenja auch. Der berühmte Astrophysiker benutzt einen "Talker", um seine Theorien über das Universum vermitteln zu können, Fenja lernt, damit von ihrem Wochenende zu berichten oder ihren Urlaub vorzubereiten. Ein "Talker" ist ein Gerät, das Eingaben in Lautsprache verwandelt, heute wird oft ein iPad benutzt. Mit Hilfe des "Talker" und der Methode der Unterstützten Kommunikation können Menschen, die sonst nur mit Schwierigkeiten sprechen können, mit anderen reden. An der Karl-Barthold-Schule, Förderschule für geistige und soziale Entwicklung der Stiftung Hephata, wird Schülern diese Methode beigebracht. Kindern wie Fenja.

Die Methode der Unterstützten Kommunikation als solche ist nicht neu. Schon lange verwendet man Tafeln mit Piktogrammen, Bildern mit festgelegten Bedeutungen, die zur Verständigung benutzt werden. Auch Computer werden schon seit Jahrzehnten eingesetzt. Aber durch die rasante Entwicklung der digitalen Technik wird das Ganze nicht nur leichter handhabbar, es fügt sich auch problemlos in den normalen Alltag ein. Ein Tablet ist schließlich kein ungewöhnlicher Anblick mehr, auch nicht wenn es zum Sprechen benutzt wird. Allerdings steckt viel, viel Training dahinter, wenn Kinder oder Erwachsene mit Hilfe des "Talker" in vollständigen und grammatikalisch korrekten Sätzen sprechen können. Denn die Nutzer geben ja keine Buchstaben, sondern Piktogramme ein. "Die Kinder müssen die Piktogramme lernen wie Vokabeln", erklärt Ina Bender, Lehrerin und gemeinsam mit ihrer Kollegin Julia Preuß Leiterin der Schulischen Autismus- und Kommunikations-Beratungsstelle der Stiftung Hephata. Die Piktogramme stammen aus der Symbolsammlung Metacom, die nicht nur einheitlich innerhalb der Einrichtungen Hephatas Anwendung findet, sondern im ganzen deutschsprachigen Raum. Die Kinder lernen die Symbole zuerst spielerisch kennen, später werden sie für die Eingabe in den "Talker" genutzt. Dabei werden natürlich die Fähigkeiten der Kinder berücksichtigt. "Nicht immer ist ein komplexer Satzbau das Förderziel", sagt Julia Preuß. Aber wenn ein schwerstmehrfachbehindertes Kind "noch mal" sagen kann und damit die Gruppe dazu bringt, ein Spiel noch einmal zu spielen, dann ist das ein riesiges Erfolgserlebnis. Auch bei Kindern mit Autismus-Spektrum-Störung ist der "Talker" ein sehr hilfreiches Gerät. Auch sie erfahren häufig in frustrierender Weise, dass sie außerhalb des engsten familiären Umfeldes nicht verstanden werden und reagieren unter Umständen darauf mit Wut und Aggression. Denn: "Das Bedürfnis zu kommunizieren ist immer da", betont Julia Preuß. Und mit Hilfe der Unterstützten Kommunikation kann es leichter umgesetzt werden.

Fenja packt gemeinsam mit Ina Bender ihren Koffer für die bald anstehende Urlaubsreise. "Ich packe meinen Koffer und nehme mit - ein T-Shirt", lässt sie ihr iPad sagen, "und eine Zahnbürste." Fenja kann schon sehr geschickt mit dem Gerät umgehen, aber den Bericht vom Wochenende hat ihre Mutter aufgesprochen. Jetzt lässt sie ihn ablaufen und nickt und lacht immer wieder bestätigend. Ja, sie waren Eis essen. Und sie kann anderen davon berichten.

(RP)
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