Serie Meine Ausbildung (13) Erste Ansprechpartnerin bei Gericht

Mönchengladbach · Celine Pardon macht am Amtsgericht Mönchengladbach eine Ausbildung zur Justizfachangestellten. Zu ihren Aufgaben gehören vor allem Abläufe in der Verwaltung. Von rund hundert Bewerbern werden pro Jahr nur acht angenommen.

 Celine Pardon arbeitet vor allem am Schreibtisch. Dort bearbeitet sie Verwaltungsvorgänge und ist Ansprechpartnerin für Ratsuchende.

Celine Pardon arbeitet vor allem am Schreibtisch. Dort bearbeitet sie Verwaltungsvorgänge und ist Ansprechpartnerin für Ratsuchende.

Foto: Jörg Knappe

In den nachgespielten Gerichtsverhandlungen des Privatfernsehens sah Celine Pardon zum ersten Mal, wie eine Verhandlung funktioniert. Zwar sind die Fälle dort erfunden und die Inszenierungen überdreht, doch der Kern ist wahr. Weil ihr Vater Rechtsanwalt ist, bekam sie den Sinn für Recht schon zuhause vermittelt. Der Weg zu einer Ausbildung bei der Justiz war da nicht mehr weit. Nun ist die 18-Jährige eine von acht neuen Auszubildenden beim Gladbacher Amtsgericht. In zweieinhalb Jahren wird sie Justizfachangestellte sein.

Der Betrieb 1877 trat das Gerichtsverfassungsgesetz in Kraft. Die bis dahin "Friedensgericht" heißende Institution wurde in "Amtsgericht" umbenannt. Seit 1912 ist das Gladbacher Amtsgericht in seinem heutigen Gebäude untergebracht. Aktuell arbeiten dort 192 Bedienstete in sechs Berufen. Nicht alle sind Beamte. An Gerichten gibt es auch einfache Angestellte. Das Amtsgericht Mönchengladbach ist das einzige Ausbildungsgericht im Bezirk.

Die Bewerbung Wer eine Ausbildung zum Justizfachangestellten machen möchte, sollte sich rund ein Jahr vor Ausbildungsbeginn bewerben. Möglich sind Bewerbungen ausschließlich über das Bewerbungsportal der Justiz NRW. Wer also im Sommer 2017 seine Ausbildung beginnen möchte, sollte sich jetzt bewerben. Ein Migrationshintergrund ist dabei keineswegs ein Hindernis. "Voraussetzung für eine Ausbildung ist die Fachoberschulreife. Gute Noten in Deutsch sind von Vorteil", erklärt Ausbildungsleiterin Claudia Wendland. Pro Jahr gibt es rund hundert Bewerbungen. Genommen werden nur acht. Diese Zahl kann jedoch je nach Entscheidung der Landesbehörde variieren. Nach der Bewerbung werden die Kandidaten zu einem Gespräch eingeladen und durchlaufen einen Einstellungstest. Die meisten Bewerber sind übrigens weiblich.

Die Ausbildung Da sie häufig die erste Anlaufstelle für Rat suchende Bürger sind, müssen Justizfachangestellte ein umfassendes Wissen rund um die Justiz haben. Daher durchlaufen die Lehrlinge alle Abteilungen. Ein Rahmenplan gibt vor, wann welcher Bereich dran ist. Die Ausbildung dauert zweieinhalb Jahre. Im ersten Jahr dreht sich alles um Zivil- und Strafrecht sowie Zwangsvollstreckungen. In der restlichen Zeit geht es in die anderen Abteilungen. Darunter sind auch zwei Monate bei der Staatsanwaltschaft. Vormittags absolvieren die Azubis den praktischen Teil. Nachmittags steht Unterricht im Ausbildungszentrum an. Verbeamtet wird ein Justizfachangestellter nicht. Die Azubis sind stattdessen Angestellte im öffentlichen Dienst. Wer Beamter werden möchte, muss eine Fortbildung zum mittleren Dienst an die Ausbildung anhängen. "Die Auszubildenden werden später in vielen Bereichen arbeiten. Sie erteilen zum Beispiel Auskünfte, nehmen Anträge entgegen, führen Datenbanken, bearbeiten die Post, berechnen Kosten und erstellen Protokolle", sagt Claudia Wendland. Dabei arbeiten sie eng mit Richtern, Staatsanwälten und Rechtspflegern zusammen.

Die Berufsschule Zwei Tage in der Woche verbringen die Auszubildenden im Berufskolleg für Wirtschaft und Verwaltung an der Volksgartenstraße. Dort kommen sie mit ihren Azubikollegen aus Krefeld und Moers zusammen. Vermittelt werden unter anderem gesetzliche Grundlagen und berufsspezifische Kenntnisse. BWL, Sozialkunde und Kenntnisse in Finanzdienstleistungen gehören ebenfalls zum Unterrichtsstoff.

Die Zukunft "Wir geben keine Zusagen über eine Übernahme am Ende der Ausbildung", erklärt Claudia Wendland. Üblich ist eine befristete Übernahme. Je nach Leistung wird daraus ein festes Arbeitsverhältnis. Wer später nicht bei einem Gericht arbeitet, kann auch Stellen bei Notaren oder Behörden antreten. Auch eine Weiterqualifizierung zum mittleren Dienst ist möglich. Außerdem können Justizfachangestellte Gerichtsvollzieher werden.

(cli)
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