Mönchengladbach Erinnerungslücken bei Zeugen im Lau-Prozess

Mönchengladbach · Bekannte des Salafisten-Predigers sollten über Männer aus der Szene aussagen.

Fotos: Islamist Sven Lau beim Prozessauftakt in Düsseldorf
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Salafistenprediger Sven Lau beim Prozessauftakt in Düsseldorf

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Foto: dpa, fg pil

Der unter Terrorverdacht stehende Salafistenprediger Sven Lau (35) zeigte sich gestern im Prozess vor dem Düsseldorfer Oberlandesgericht hochkonzentriert. Zwischen zwei Wachtmeistern platziert, reckte er den Kopf weit nach vorn und richtete seinen Blick scharf auf die Zeugen. Der Staatsanwalt wirft dem Angeklagten vor, 2013 in vier Fällen eine terroristische Vereinigung im Ausland unterstützt zu haben. Weil sich der 35-Jährige schweigend im Prozess verteidigen will und auch dessen Familie von ihrem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch macht, ist das Gericht im Hochsicherheitstrakt auf Zeugenaussagen angewiesen. So sollte sich gestern die 35-jährige Iwona Kamila J. aus Düsseldorf zu ihr bekannten Männern aus der Salafistenszene äußern. Doch diese Zeugenaussage verlief äußerst zäh. Ein Zeugenbeistand hatte der Frau offenbar geraten, die Aussage zu verweigern, weil sie mit einem Mann verlobt sei, der sich zurzeit in einem ähnlichen Prozess wie Sven Lau vor Gericht verantworten muss. Der Vorsitzende Richter machte die 35-Jährige darauf aufmerksam, dass sie bereits bei der Polizei ausgesagt habe und wunderte sich darüber, dass sie "als gläubige polnische Katholikin" gestern vor Gericht von Kopf bis Fuß verhüllt erschien. Christlicher Glaube und äußeres Erscheinungsbild stimmten da wohl nicht überein, so der Richter. An einige Namen konnte sich die 35-Jährige dann mit Hilfe einer Dolmetscherin erinnern. Aber Sven Lau kenne sie nur aus dem Fernsehen. Anschließend nahm ein ehemaliger Mönchengladbacher (29), der aus der Türkei stammt, auf dem Zeugenstuhl Platz. 2011 oder 2012 habe er Konrad Schmitz in Mönchengladbach kennengelernt und etwa drei Monate bei ihm gewohnt. Konrad Schmitz soll später als Dschihadist eine syrische Kampftruppe in Aleppo angeführt haben. "Ich hatte damals keine Wohnung. Und er hat mir Unterkunft angeboten", erinnerte sich der 29-Jährige.

Lau habe sich in der Zeit bereits in Ägypten aufgehalten. Er sei aber öfter nach Mönchengladbach gekommen und habe von Alexandria geschwärmt: "Dort kann man Arabisch lernen. Da gibt es viele islamische Einrichtungen. Die Straßen sind dreckig, aber das Land ist schön." Daran hatte sich der 29-Jährige bei den polizeilichen Vernehmungen erinnert. Eines Tages habe Konrad Schmitz in Mönchengladbach alle Einrichtungsgegenstände verkauft und sei ebenfalls nach Alexandria gegangen. Sven Lau habe damals versprochen, dem 29-Jährigen eine Wohnung zu besorgen. Am Ende wich der Zeuge von dieser Aussage ab. Das sei nur eine Vermutung gewesen.

(RP)
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