Mönchengladbach Erdrutsch macht Sorgen

Mönchengladbach · Nach dem Zwischenfall am Braunkohletagebau in Inden wächst die Sorge im Gladbacher Süden vor ähnlichen Vorfällen. Politiker fordern neue Gutachten zur Sicherheit. Die Stadt kritisiert die Informationspolitik von RWE.

 RWE Power will den Turm sprengen, weil die Braunkohlebagger vorrücken sollen.

RWE Power will den Turm sprengen, weil die Braunkohlebagger vorrücken sollen.

Foto: ddp, ddp

Die 450 000 Kubikmeter Erdreich, die laut Bergbauaufsicht in Inden im Kreis Düren am Rande des Tagebaus in Bewegung gerieten, schlagen nun Wellen bis nach Mönchengladbach. Im Stadtteil Wanlo, der der Grubenkante des Braunkohletagebaus am nächsten kommt, wächst die Sorge vor dem Risiko eines ähnlichen Vorfalls. Sowohl in Inden als auch am Tagebau Garzweiler II ist geplant, aus dem Grubenloch später einen riesigen See zu machen.

Doch nun gerieten in Inden beträchtliche Erdteile ins Rutschen. Dabei handelt es sich um eine so genannte Arbeitsböschung, die nichts mit den ortsnahen Böschungen im Sicherheitsbereich zu tun haben. Das erklärte RWE-Power gestern auf Anfrage. Außerdem waren die Risse dem Betreiber bekannt, sodass ein Archäologen-Team zwei Tage vor dem Rutsch abgezogen wurde.

Sicherheitszone 100 Meter

Trotzdem entfacht der Vorfall neue Diskussionen. "Man hat in Wanlo ein ungutes Gefühl", schildert Reinhold Giesen, Sprecher der Dorfinteressengemeinschaft und für die Grünen Vertreter im Braunkohlenausschuss, die Gemütslage in dem Dorf. Er fordert: "Der Sicherheitspuffer muss vergrößert werden." Derzeit liegt diese Sicherheitszone bei 100 Metern. Der Abstand zwischen Wanlo und der Grubenkante beträgt allerdings mehr als 500 Meter. Doch wie weitreichend Erdmassen von tektonischen Verschiebungen durch den Tagebau oder die anschließende Verfüllung mit Wasser betroffen sein könnten, könne laut Giesen kaum jemand abschätzen. Rainer Brandts, der für die CDU Jahrzehnte im Braunkohlenausschuss saß, ist sicher: "Man sollte einmal innehalten und untersuchen, ob das Auffüllen mit Wasser klüger ist als das Verfüllen mit Erde. Ich sehe das sehr kritisch. Dazu brauchen wir unabhängige Gutachten."

Die Stadt indes gibt Entwarnung, dass etwas Ähnliches passieren könnte: "Aus unserem Bereich ist uns nichts Derartiges bekannt und wir können das auch nicht anders prognostizieren", sagt Barbara Weinthal, Expertin für Braunkohleangelegenheiten im Fachbereich Umwelt und Entsorgung. Der Erdrutsch und mögliche Folgen sollen in der konstituierenden Sitzung des Braunkohlenausschuss am 16. April Thema sein. Möglicherweise wird dort auch die Anfrage beantwortet, die die Stadt bereits am 28. August 2009 gestellt hat: Dort geht es um den Erdrutsch in Nachterstedt, wo im vergangenen Juli drei Menschen gestorben waren.

Die Stadt kritisiert RWE Power nun wegen der zögerlichen Informationspolitik. Am vergangenen Montag, also zwei Tage nach dem Erdrutsch, hatte es ein Bergschadensforum mit RWE-Vertretern gegeben. "Dort gab es kein Wort über die Rutschung. Wir erwarten, über so etwas informiert zu werden", sagt Weinthal. Ein RWE-Sprecher entgegnete gestern auf Anfrage, dort sei es lediglich um das Entstehen von Schäden nach Grundwasserabsenkungen gegangen. Und das habe nichts mit der Produktion im Tagebau zu tun.

(RP)
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