Mönchengladbach Er bringt selbst Achtklässler zum Singen

Mönchengladbach · Der kanadische Singer-Songwriter Paul O'Brien arbeitete einen Tag lang mit Schülern der Hans-Jonas-Gesamtschule.

 Schülerin Laura hat an der Seite von Singer-Songwriter Paul O'Brien erstmals öffentlich gesungen. "Man vergisst schnell das Publikum und hört nur noch die Musik", sagte sie hinterher.

Schülerin Laura hat an der Seite von Singer-Songwriter Paul O'Brien erstmals öffentlich gesungen. "Man vergisst schnell das Publikum und hört nur noch die Musik", sagte sie hinterher.

Foto: Isabella Raupold

Paul O'Brien schafft es in erstaunlicher Geschwindigkeit, eine Beziehung zu seinen Workshop-Teilnehmern aufzubauen. Er hat eigentlich nur etwas mehr als eine Stunde Zeit, er spricht nur Englisch, und er hat nur seine Gitarre dabei. Trotzdem gelingt es ihm mit Leichtigkeit, seine Schüler für die Musik zu begeistern, sie zum Mitsingen bei Leonard Cohens grandiosem Hallelujah zu bewegen und etliche sogar zu Einzelauftritten nach vorne zu bekommen.

Dass es sich bei den Workshop-Teilnehmern um 14- und 15-Jährige handelt, die eigentlich nichts so peinlich finden, wie in der Öffentlichkeit zu singen, stellt für den Musiker offensichtlich kein echtes Hindernis dar. Paul O'Brien reißt sie mit.

Der kanadische Sänger und Liedermacher ist in der Hans-Jonas-Gesamtschule in Neuwerk zu Gast. Christina Hamecher, die an der Gesamtschule Deutsch und Spanisch unterrichtet, hat den Musiker schon zum zweiten Mal für Workshops nach Neuwerk gelotst. "Ich habe ihn in Grevenbroich bei den Gitarrenwochen erlebt und habe sofort gemerkt, wie bei ihm der Funke überspringt", erzählt die Pädagogin. Und tatsächlich lassen sich auch die Schüler packen von der authentischen Art und der Musikliebe des Kanadiers. Er hat dafür eine einfache Erklärung. Er nennt es den "Stranger factor". Die Tatsache, dass er ein Fremder ist, dass er nicht weiß, wer ein guter und wer ein schlechter Schüler ist, wer Probleme hat und wer nicht, gibt ihm einen anderen Zugang zu den Schülern.

Hinzu kommt, dass die Schüler merken, wie viel Spaß ihm die Musik macht und dass sie Vertrauen zu ihm aufbauen. "Ich bin ja auch verletzlich, wenn ich da vorne sitze und Musik mache", erklärt er. "Deshalb glauben sie mir auch, dass ich mich nicht über sie lustig machen will, wenn sie nach vorne kommen und singen." Wichtig ist ihm dabei, dass er nicht nur die erreicht, die gern singen, sondern auch und gerade die, die eher außen stehen. Wie er das schafft? "Ich schaffe das nicht, das schaffen die Schüler", sagt er. "Ich sorge nur für die richtige Atmosphäre." Und er hat eine Botschaft: "Anything is possible - alles ist möglich". Er hat früher selbst als Lehrer gearbeitet und weiß: "Es kann hart sein in der Schule." Deshalb will er den Schülern Vertrauen in ihre Fähigkeiten vermitteln.

Und das gelingt. Es wagen sich Jungen zum Singen mit Paul O'Brien nach vorn, die das vor der Stunde bestimmt selbst nicht geglaubt hätten. Und Veronica und Laura singen gemeinsam mit dem Musiker ihr Lieblingslied "Stitches". Das klingt gut, richtig gut. Veronica hat schon mal öffentlich gesungen, ihre Freundin Laura noch nie. "Ich war schon nervös", sagt sie, "Aber man vergisst schnell das Publikum und hört nur noch die Musik." Ja, sie hatte Spaß dabei. "Wenn man Musik liebt, will man auch mitsingen", erklärt Veronica.

Der Musiker singt und spielt zu Beginn Coversongs, die die Schüler kennen, geht dann aber auch zu eigenen Songs und Texten über. Wenn er merkt, dass er die Schüler erreicht, ist er am Ziel. "Mir macht das hier mehr Spaß, als ein Konzert zu geben", sagt er. "Ich gebe nicht nur bei den Workshops, ich bekomme auch sehr viel."

Die Musik-Workshops mit dem Singer-Songwriter sollen zum festen Bestandteil des Schullebens der Hans-Jonas-Gesamtschule werden. "Die Schüler sind hinterher so begeistert, da lohnt sich auch der organisatorische Aufwand", sagt Christina Hamecher.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort