Mönchengladbach Ensemblia im künstlerischen Fokus

Mönchengladbach · Der Mönchengladbacher Werner Hübner (68) begleitet seit zehn Jahren das Festival Ensemblia mit seiner digitalen Kamera. Eine Auswahl von 40 Fotos dokumentiert einen Amateur, der längst professionelles Niveau erlangt hat.

 40 Szenen aus fünf Ensemblia-Festivals der vergangenen zehn Jahre hat Werner Hübner (2. v. l.) in spannenden Fotografien festgehalten. Bei der Eröffnung der Ausstellung waren gestern auch Christian Malescov (Musikschule), Petra Riederer-Sitte und Peter Schlipköter (MGMG) in die städtische Musikschule gekommen.

40 Szenen aus fünf Ensemblia-Festivals der vergangenen zehn Jahre hat Werner Hübner (2. v. l.) in spannenden Fotografien festgehalten. Bei der Eröffnung der Ausstellung waren gestern auch Christian Malescov (Musikschule), Petra Riederer-Sitte und Peter Schlipköter (MGMG) in die städtische Musikschule gekommen.

Foto: Detlef Ilgner

Die Ensemblia, das Gladbacher Festival grenzüberschreitender Künste, das gestern zum achten Mal in diesem Jahrhundert an den Start ging, ist von jeher dem Experiment, dem Ungewohnten, auch Provokanten, zugetan. Und das hat Werner Hübner, der begeisterte Fotograf, der von Beruf Schauwerbegestalter war, sogleich verinnerlicht, als er sich 2005 erstmals im Auftrag der Mönchengladbacher Marketing-Gesellschaft (MGMG) mit der Kamera ins Festival-Getümmel stürzte. Und all die Konzerte, Kunstpräsentationen und Performances sowie Theaterbeiträge fotografierte. Da war es für Hübner nur folgerichtig, das Erlebte nicht bloß in nüchternen Bildern zu dokumentieren, sondern im Sinne der Darbietungen und ihrer Akteure kongenial zu kommentieren.

Deshalb ist keines der seit gestern auf der ersten Etage des Musikschulgebäudes an der Lüpertzender Straße ausgestellten Fotos der Ausstellung "Ensemblia im Bild" lediglich ein nüchternes Abbild der betreffenden Aufführung. Werner Hübner verwischt zum Beispiel ein Szenario mit dem Schlagzeuger Peter Sadlo durch Mehrfachbelichtung so, dass der virtuose Bewegungsablauf der die Schlägel führenden Hände direkt nachvollziehbar beim Betrachter ankommt. Als tiefrotes Meer füllt Hübner die Fläche aus, auf der die vier Musikerinnen des Minguet-Quartetts wie Fixpunkte zutage treten. Dadurch manifestiert sich die hohe Konzentration der vier im Zusammenspiel in packender Intensität.

Farben werden bei Hübner mitunter wie im Rückgriff auf die Pop-Kultur der 1970er-Jahre grell intensiviert, ohne dass das Bild dadurch zu einer Foto-Bonbonnière verkommt. Bizarr das Fahnenmeer, das die Künstlerin Brigitte Zarm 2011 im Hof des städtischen Atelierhauses an der Steinmetzstraße in den Nachthimmel aufragen ließ. Faszinierend auch die "Bambus-Orgel", die der Niederländer Hans van Koolwijk 2005 bei seinem Konzert in der Münsterkirche traktierte. Auch beim Musikmarathon 2011 bei der Aktion "Viel zu viel" im Museum Abteiberg drückte der Fotograf auf den Auslöser. Oder im "Museum X", im Foyer des inzwischen abgerissenen ehemaligen Schauspielhauses.

"Ich bin als Fotograf Amateur, habe aber inzwischen eine Lehrzeit von mehr als 50 Jahren hinter mir und darf mich von daher wohl mit den Profis vergleichen", sagt Werner Hübner. Acht, neun technische Verfahren, so erläuterte der 68-Jährige, wende er bei der nachträglichen Bearbeitung von Fotografien an. Dabei nutzt Hübner auch andere Programme als den gängigen Photoshop.

Weil Hübner seine zeitaufwendige Arbeit für die Stadt seit jeher ehrenamtlich geleistet hat und auch bei der gestern gestarteten neuen Ensemblia wieder leisten wird, hat die Marketing-Gesellschaft, die das Ensemblia-Programm organisiert, die Sonderschau in der Musikschule arrangiert. Die großformatigen Fotos sind in ansprechender Form auf Faserplatten montiert und auf den Flurwänden der Musikschule gehängt. "Wir sagen damit dankeschön für die treue, langjährige Begleitung der Ensemblia", sagte Petra Riederer-Sitte gestern bei der Eröffnung der Foto-Ausstellung.

"Ensemblia im Bild" ist während des Festivals und danach weiterhin bis einschließlich 26. Juni in der städtischen Musikschule zu sehen. "Sehr schön" findet Musikschulleiter Christian Malescov die Fotoschau. Gewiss nicht nur er allein.

(RP)
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