Mönchengladbach Endlich wieder einen festen Job

Mönchengladbach · Durch das Förderprogramm des europäischen Sozialfonds sollen in Mönchengladbach 200 Langzeitarbeitslose bis 2017 wieder in die Erwerbstätigkeit integriert werden. Bei Klaus Lünendonk hat es geklappt. Er arbeitet in der Gerichtskantine.

 Olaf Bemfert (rechts) möchte seinen Koch Klaus Lünendonk nicht mehr missen.

Olaf Bemfert (rechts) möchte seinen Koch Klaus Lünendonk nicht mehr missen.

Foto: Raupold

Ob Tilapiafilet unter Kartoffel-Zucchinikruste mit Limonen-Kokossoße, "Hummus"-Kichererbsen-Püree mit karamellisierten Gemüsewürfeln und einer Balsamico-Reduktion oder Medaillons vom Schweinefilet auf Ratatouille, dazu Rosmarinkartöffelchen. Das Küchenteam der Gerichtskantine in Mönchengladbach hat einiges zu tun, um den Besuchern der Kantine die Speisen anbieten zu können. Einen freut dies ganz besonders: Klaus Lünendonk (45), angestellter Koch in der Kantine, hat nach einer langen Periode ohne Arbeitsstelle wieder eine Rückkehr in die Berufswelt geschafft. Sechs Jahre lang suchte er vergeblich nach einem Job: "Arbeit war für mich immer extrem wichtig. Diese Situation, einfach keine Aufgabe zu haben, zu Hause rumzusitzen, hat mich unglaublich belastet. Mein Freundeskreis hat sich auch immer weiter von mir distanziert", erinnert sich Lünendonk. "Ich habe zwei Jahre lang fast mit niemandem gesprochen und nur zum Einkaufen das Haus verlassen."

Doch dann bot sich doch wieder eine Chance für den ehemaligen Koch vom Flachshof, dem Volksgarten-Restaurant und dem Elisabeth-Krankenhaus. Durch das ESF-Förderprogramm aus dem Europäischen Sozialfonds sollen Langzeitarbeitslose wieder für einen Job motiviert und gleichzeitig in eine Arbeit vermittelt werden. Betriebe, die einen Teilnehmer des ESF-Programms aufnehmen, erhalten dafür Fördergelder aus Bundesmitteln und ESF. Wie auch im Fall von Klaus Lünendonk. Im ersten Jahr wird 75 Prozent des Lohnes gefördert, im zweiten Jahr 65 Prozent und im dritten Jahr 50 Prozent. Olaf Bemfert, Pächter der Gerichtskantine, plant mit Klaus Lünendonk länger als nur drei Jahre: "Es geht nicht darum, einfach die Fördergelder zu erhalten. Ich möchte Klaus auch nach den drei Jahren gerne hier halten. Ich bin sehr zufrieden."

Zum Zeitpunkt des Vermittlungsangebotes vom Job-Center war Bemfert zufälligerweise auf der Suche nach einem Koch: "Zunächst hat Klaus ein Praktikum gemacht. Das hat alles gut geklappt, auch mit den Kollegen gab es keinerlei Probleme. Also ist er seit dem 1. Juli ganz normal angestellt." Für Klaus Lünendonk war das Förderprogramm ein letzter Strohhalm. "Nach und nach verliert man einfach die Hoffnung, wieder etwas zu finden. Man fühlt sich einfach abartig", sagt er.

Aber nicht jeder Langzeitarbeitslose ist automatisch förderfähig. Denn die Kandidaten müssen zur Teilnahme am Programm gewisse Kriterien erfüllen, weiß Stefan Pross vom Jobcenter Mönchengladbach. Er ist stellvertretender Teamleiter vom Team "50+", welches die Vermittlung der förderfähigen Kunden koordiniert. "Das erste Kriterium ist, dass der Teilnehmer mindestens 35 Jahre alt sein muss und mindestens 24 Monate arbeitslos gewesen ist. Zudem muss er gesundheitlich in der Lage sein, wenigstens 20 Stunden in der Woche arbeiten zu können, so dass die Tätigkeit sozialversicherungspflichtig ist." Stimmen diese Parameter, werden Kandidaten zu einem Gespräch eingeladen. Dort wird festgestellt, ob generell Bereitschaft besteht, in die Arbeitswelt zurückzukehren. "Menschen, die nicht wollen, sind sehr schwer zu motivieren", so Pross. Bringt der Kunde aber genügend Engagement mit, sorgt das Jobcenter gemeinsam mit einem Betriebsakquisiteur für die Vermittlung in ein Unternehmen. Wenn ein Kandidat dann im besten Fall eine Arbeitsstelle bekommen hat, wird ihm ein persönlicher Berater (Coach) zugeteilt. Mit ihm kann der Teilnehmer wöchentlich im Rahmen von fünf Stunden über die Erfahrungen im Job reflektieren. Laut interner Kalkulation des Jobcenters sollen bis Mitte 2017 rund 200 förderfähige Jobsuchende wie Klaus Lünendonk "integriert" werden. "Das Programm bietet den Menschen, die lange ohne Arbeit waren, wieder neue Chancen. Die Kunden sind begeistert. Die lange Arbeitslosigkeit bedeutet nämlich keineswegs, dass die Bewerber unqualifiziert wären", sagt Stefan Pross.

Wer sich davon überzeugen will, sollte Gerichtskantine an der Hohenzollernstraße besuchen, die für alle Bürger der Stadt offen steht. Mit fehlender Qualifikation haben die Produkte von Klaus Lünendonks nämlich nichts zu tun. Das Gegenteil ist der Fall.

(RP)
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