Mönchengladbach Einmal fühlen wie die WM-Helden

Mönchengladbach · Für einen Tag war der originale WM-Pokal der Fußballweltmeisterschaft in Mönchengladbach. Er ist auf "Ehrenrunde" durch Deutschland. Fans sollen der Trophäe einmal nahe kommen. Für einen wurde ein lang gehegter Traum war.

 Leider in einem Panzerglaskasten gesichert, war der WM-Pokal zu bestaunen. Näher dran war Wolfgang Kleff (r.), die Nummer 2 im Tor der Deutschen Nationalmannschaft nach dem WM-Sieg 1974. Bernhard Stein (l.) genießt den Moment.

Leider in einem Panzerglaskasten gesichert, war der WM-Pokal zu bestaunen. Näher dran war Wolfgang Kleff (r.), die Nummer 2 im Tor der Deutschen Nationalmannschaft nach dem WM-Sieg 1974. Bernhard Stein (l.) genießt den Moment.

Foto: ilg

1600 Einwohner, drei Straßen, eine Kirche. Wenn nicht gerade Bundesligaspieltag ist, ist der Wallfahrtsort Hehn eines der ruhigeren Viertel in der Stadt. Gestern jedoch sorgte, wenn man so will, der kleine Bruder der VfL Borussia für Aufregung. Das Vereinsgelände der DJK Spielfreunde Hehn, ein Katzensprung vom Borussia-Park entfernt, verwandelte sich regelrecht zum Fußballtempel.

Grund dafür war der heilige Gral des Fußballs, "der echte WM-Pokal", bestätigte DJK-Pressesprecher Bernhard Stein. Die DJK hatte sich beim DFB als Standort für die "Ehrenrunde" des WM-Pokals beworben und als einer von 63 Amateurfußballvereinen in Deutschland den Zuschlag bekommen. Eine große Ehre für den B-Ligisten, der zur Feier des Tages neben den noch verbliebenen Spielern der ersten DJK-Fußballmannschaft aus dem Jahr 1958 auch Wolfgang Kleff, Weltmeister von 1974, eingeladen hatte. "Als Fußballer war es schwerer, an den Pokal zukommen als heute", scherzt Kleff. "Aber es ist nach wie vor das schönste auf Welt, diesen Pokal zu berühren", erzählt er.

Auch wenn der Torhüter bei der Weltmeisterschaft 1974 im eigenen Land nicht zum Einsatz kam, schwelgt der heute 68-Jährige gerne noch in Erinnerungen. "Als wir das Ding dann tatsächlich hatten, da hat man rein gar nichts mehr gedacht. Da war einfach nur eine riesige Freude", sagt Kleff. Die Siegestrophäe noch einmal aus der Nähe zu betrachten, ist für den Ex-Borussen ein schönes Gefühl. "Der Pokal symbolisiert einfach diese pure Freude." Eine Freude, die nun auch die Fans teilen sollen.

"Wir alle sind Weltmeister", sagte der DFB-Präsident Wolfgang Niersbach, bevor die Pokal-Tour startete. Millionen Menschen hätten an der vierten Weltmeisterschaft des DFB-Teams mitgearbeitet - an der Basis, dem Amateurfußball. "Hier liegen die Wiegen unserer Weltmeister." Die Pokaltour ist als großes Dankeschön zu werten.

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Eine Geste, die die Fans des deutschen Fußballs gerne annehmen. "Das Herz wummert", sagte der gebürtiger Hehner Wilhelm Scheits aufgeregt. Er ist einer von Hunderten, die zum DJK-Gelände nach Hehn anreisten.

Schon vor Beginn der offiziellen Besichtigung hat er sich in die Warteschlange vor dem DFB-Bus eingereiht und fiebert auf den Moment hin, endlich in den Ausstellungs-Bus geführt zu werden. Seine Hände kribbeln leicht, der Schweiß rinnt in der Faust zusammen. Ein Traum wird wahr. "Ich hätte nicht gedacht, dem WM-Pokal einmal so nahe zu kommen", sagt er. "Es ist unfassbar, wer diesen Pokal schon in den Händen hatte." Neben den Gladbachern Wolfgang Kleff, Berti Vogts oder Rainer Bonhof, waren es auch die absoluten Topstars wie Diego Maradonna, Dino Zoff, Romario, Zinedine Zidane, Ronaldo, Andrea Pirlo oder Xavi. Scheits Stimme zittert leicht. Doch den sechs Kilogramm schweren Goldpokal anzufassen, es seinen Idolen gleich zu tun und ihn für ein Foto in die Luft zu recken, bleibt dem Fußballfan, wie allen anderen, verwehrt.

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Der Pokal ist in einem Kasten aus Panzerglas gesichert und fest im Bus verschraubt. "Man bräuchte schon einen Panzerwagen, um ihn zu stehlen", sagt einer der Sicherheitsangestellten mit einem Augenzwinkern. Der Moment bleibt aber unvergesslich.

(RP)
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