Eugen Viehof Und Brigitte Bloschak "Eine schmuddelige Stadt hat wenig Chancen"

Mönchengladbach · Eugen Viehof (Clean up MG) und Brigitte Bloschak (Diakonisches Werk) sprechen über zehn Jahre Zusammenarbeit. Sie berichten über die Wertschätzung, die sich Obdachlose erarbeiten, und das Ziel, Mönchengladbach zur saubersten Großstadt NRWs zu machen.

 Brigitte Bloschak und Eugen Viehof freuen sich über die Sauberkeitsoffensive, welche die Stadt zur saubersten in NRW machen soll.

Brigitte Bloschak und Eugen Viehof freuen sich über die Sauberkeitsoffensive, welche die Stadt zur saubersten in NRW machen soll.

Foto: Ilgner Detlef (ilg)

Clean up MG arbeitet seit zehn Jahren erfolgreich mit dem Diakonischen Werk zusammen. Worin besteht die Zusammenarbeit?

 Die Streetworker Nadine Piqu und Martin Büssen sind Partner der Paten. Sie zeichnen nach getaner Arbeit die Karten ab.

Die Streetworker Nadine Piqu und Martin Büssen sind Partner der Paten. Sie zeichnen nach getaner Arbeit die Karten ab.

Foto: Detlef Ilgner

Viehof Das Projekt ist tatsächlich sehr erfolgreich. Für einige Plätze im Stadtgebiet, an denen sich bevorzugt Randgruppen wie Obdachlose oder Drogenabhängige aufhalten, wurden Verantwortliche aus diesen Gruppen gesucht, sogenannte Paten, die dafür sorgen, dass die Plätze aufgeräumt werden. Die Paten werden von der GEM mit Zangen und Müllsäcken ausgestattet und bekommen eine Aufwandsentschädigung von zehn Euro pro Woche. Die Streetworker von Diakonie und Drogenberatung kontrollieren das Ganze. Die Idee zu dieser Kooperation hatte Gabi Teufel von der GEM.

Frau Bloschak, Sie betreuen bei der Diakonie das Projekt. Wie sehen Sie die Kooperation?

Bloschak Absolut positiv. Erst einmal möchte ich aber betonen, dass nicht nur das Diakonische Werk, sondern auch die Drogenberatung Kooperationspartner von Clean up MG ist. Die Streetworker beider Einrichtungen arbeiten zusammen.

War es schwierig, Paten in den Kreisen Ihrer Klienten zu finden? Und hätten Sie geglaubt, dass das Projekt zehn Jahre läuft?

Bloschak Es war nicht schwer, Leute zu finden, die mitmachen. Die Paten empfinden die Aufgabe als Möglichkeit, teilzuhaben an einer positiven Entwicklung. Auch die Kontrolle durch die Streetworker, die regelmäßig die Karten abzeichnen, wird als positiv empfunden. Unter den aktiven Paten sind einige, die von Anfang an dabei sind. Wichtig sind den Teilnehmer auch die regelmäßigen Treffen mit Herrn Viehof und den Verantwortlichen der GEM. VIEHOF Bei den Treffen merkt man, dass solche Aufgaben den Menschen Selbstvertrauen und Würde geben. Da geht es nicht nur ums Saubermachen. Einige kommen bei solchen Gelegenheiten auch mit eigenen Ideen auf uns zu. Sie machen das Thema Sauberkeit zu ihrer persönlichen Sache und sind mit Engagement dabei. Wenn sich alle Bürger so verhalten würden, hätten wir bald kein Problem mehr.

Welche Plätze haben Paten aus Randgruppen? Gab es im Laufe der Jahre Veränderungen?

Bloschak Es sind die Plätze, an denen sich unsere Klienten oft aufhalten, also zum Beispiel der Moses-Stern-Park in Rheydt, der Alte Markt, Kapuzinerplatz, Schillerplatz oder der Platz der Republik. Ein paar Veränderungen gibt es. Am Sonnenberg beispielsweise halten sich nicht mehr so viele auf. Rund um den Gladbacher Bahnhof ist dagegen viel zu tun. Der Vorteil des Projekts liegt darin, dass die Paten aus der Mitte der Gruppe heraus andere ansprechen können. Das hat Erfolg.

Clean up MG gibt es jetzt im 13. Jahr. Endlich scheint das Thema Sauberkeit in den Köpfen angekommen zu sein. Ein gutes Gefühl, Herr Viehof?

Viehof Es hat in der Tat lange gedauert, bis das Thema von der leeren Floskel in die Umsetzung gelangt ist. Seit mehr als zehn Jahren hat Clean up MG gemeinsam mit den Bürgern Vorleistungen erbracht. Jetzt tut sich endlich etwas. Die Große Koalition im Rat hat das Thema zu ihrem gemacht und den Umsetzungsauftrag an die Verwaltung gegeben. Das finde ich sehr weise. Ich hoffe, dass das jetzt auch von allen Beteiligten begriffen wird und die Koordinierungsstruktur bis Anfang 2016 in der Verwaltung eingerichtet ist. Es ist wichtig, aus der Haltung herauszukommen, immer zu erklären, was nicht geht. Jetzt geht es darum zu sagen, wie es geht. Wir als Clean up MG werden jedenfalls unterstützend tätig bleiben.

Mönchengladbach soll die sauberste Großstadt in NRW werden. Was halten Sie von dieser vollmundigen Ankündigung?

Viehof Man muss sich Ziele setzen, nur dann bringt man auch etwas nach vorn. Ich glaube auch, dass man die Effektivität der Reinigungsarbeiten steigern kann, indem man Ressourcen besser einsetzt. Es sind gute Ideen gefordert, um Abläufe zu optimieren, dann bekommen wir das auch hin. Ganz wichtig ist dabei, dass das Thema Sauberkeit immer mitgedacht wird. Ein Beispiel: Auf dem Platz vor dem Sonnenhaus sollen Leuchtbänder in den Boden, außerdem soll die Oberfläche glitzern. Das sieht bestimmt wunderbar aus, aber wie ist es in fünf oder zehn Jahren? Versuche mit den Kehrmaschinen haben gezeigt, dass der Glanz durch die Reinigung sehr schnell verschwindet. Ich würde mir wünschen, dass Planer und Architekten immer das Thema Sauberkeit und die Folgekosten bedenken würden.

Ist es das Ziel von Clean up MG, sich auf Dauer überflüssig zu machen?

Viehof Ich würde es mir wünschen. Das hieße dann tatsächlich, dass Mönchengladbach die sauberste Großstadt in Nordrhein-Westfalen ist.

Das Thema Sauberkeit ist in aller Munde. Ist es für Sie einfacher geworden, Sponsoren für Clean up MG zu finden?

Viehof Ja, wir finden jetzt wieder leichter Unterstützung. Zwischenzeitlich war es mal schwieriger. Einige Sponsoren waren zu Recht der Meinung, dass Sauberkeit eine kommunale Aufgabe ist und sie lieber im sozialen Bereich aktiv werden. Bei der letzten Sponsorenrunde war das Thema aber sehr präsent und die Gespräche waren aufgrund der sich entwickelnden politischen Initiative in Sachen Sauberkeit einfacher. Für die nächsten drei Jahre ist die Finanzierung gesichert. Dafür danke ich allen Sponsoren.

Auch für die Kooperation mit dem Streetworkprojekt von Diakonischem Werk und Drogenberatung?

Viehof Ja. Das läuft weiter. Auch in diesem Jahr gibt es wieder zusätzlich ein schönes Anerkennungsgeschenk bei unserem nächsten Treffen im Café Pflaster. Ich verrate aber nichts. BLOSCHAK Das sind tolle Nachrichten. Die Paten sind immer sehr besorgt, ob das Projekt weitergeführt wird.

Gibt es noch Bereiche, in denen Sie besonderen Handlungsbedarf sehen, was die Sauberkeit in der Stadt angeht?

Viehof Der Hundekot in der Stadt ist unter anderem immer noch ein Problem, besonders vor Kindergärten, in Parks und auf Spielplätzen. Hundehalter reagieren oft extrem aggressiv, wenn sie auf die Hinterlassenschaft ihrer Vierbeiner hingewiesen werden. Ich kenne sogar Fälle, da hat der Hundehalter das Häufchen auf dem Gehweg weggemacht, um die Tüte dann in den Briefkasten des Kindergartens zu werfen. Eine unglaubliche Haltung! Es muss eine Lösung gefunden werden. Wir würden uns gern einmal deshalb mit der Stadt zusammensetzen. Ohne intensivere Kontrollen geht es leider wohl nicht.

Warum haben Sie das Thema Sauberkeit und die Initiative Clean up MG zu Ihrer persönlichen Aufgabe gemacht?

Viehof Weil ich finde, dass Mönchengladbach es verdient hat, unterstützt zu werden. Gladbach ist eine großartige Stadt und ich will mithelfen, sie zu gestalten. Ich bin übrigens überzeugt, dass eine schmuddelige Stadt wenig Entwicklungschancen hat. Eine saubere Stadt steigert zudem das Wohl- und Selbstwertgefühl ihrer Bürger. Wir können stolz auf unsere Stadt sein, und deshalb bringe ich mich gern ein. Wir sind schließlich alle Teil der Gesellschaft.

DAS INTERVIEW MIT EUGEN VIEHOF UND BRIGITTE BLOSCHAK FÜHRTEN RALF JÜNGERMANN UND ANGELA RIETDORF.

(arie)
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