Mönchengladbach Eine ganz normale Frau

Mönchengladbach · Ballettchef Robert North hat das Handlungsballett "Eine Frau ohne Namen" entwickelt. Am Samstag ist die Uraufführung.

Mönchengladbach: Eine ganz normale Frau
Foto: © Matthias Stutte

Ein solches Großaufgebot an Tänzerinnen und Tänzern haben wir lange nicht mehr auf der Bühne erlebt: 19 Mitglieder der Compagnie haben mit Trainerin neben den "barres", den Ballettstangen, Aufstellung genommen. Der Coach signalisiert ihnen, welche Bewegungsfolge bei der nächsten Übung dran ist, in knappster Zeichengebung. Verblüffend ist es für die etwa 100 Besucher im Theatersaal zu erleben, wie die Akteure in vorbildlicher Körperspannung simultan die gewünschten Figuren ausführen: Jede(r) weiß genau, wann ein Port de bras, ein Plié, ein jeté (Beinschwung), eine Arabeske oder Pirouette wohlgefällig in Szene zu setzen ist. Die rhythmisch-musikalischen Vorgaben liefert der famose Konzertpianist André Parfenov live am Flügel.

Das öffentliche Tanztraining ist Warm-up für die Matinee, die in die neueste Ballettproduktion einführt. Wieder hat Ballettchef Robert North sich eine Choreografie samt Libretto ausgedacht. Für die Vorstellung des Uraufführungsprojekts "Eine Frau ohne Namen" hat er Kollegen mitgebracht: Kapellmeister Alexander Steinitz, der die Aufführungen mit den Niederrheinischen Sinfonikern und dem Theaterchor leiten wird, Ausstattungsleiter Udo Hesse, Ballettdramaturgin Regina Härtling und Sheri Cook, Norths Ehefrau, die bei der Matinee die Tonanlage bedient. Unerlässlich die Anwesenheit von Vicky Bröcker, zuständig fürs Dolmetschen der Aussagen des amerikanischen Choreografen. Das ist wichtiger denn je, weil krankheitsbedingt Norths Stimme arg ramponiert ist.

Dennoch lässt er es sich nicht nehmen, selbst zu erzählen, worum es geht in seinem Stück, das er zusammen mit dem englischen Komponisten Howard Blake verfasste. "Es handelt von einer ganz normalen Frau, deren Lebenskreis das Ballett schildert. Dabei gehe ich über Grenzen dieser Vita hinaus, indem ich auch Zeiten vor der Geburt und nach dem Tod der Frau darstellen lasse." "Die Geschichte wird über mehrere Generationen erzählt", ergänzt Härtling, "und sie stellt Fragen, etwa die, was nach dem physischen Tod geschieht." Auch Mythologisches, ja sogar Mystisches wie das Erscheinen von Engeln gelangt auf die Bühne. "Dazu habe ich Inspirationen aus Gemälden der Renaissance gewonnen", erklärt North. Bei der farblichen Ausgestaltung des Szenarios "hat tatsächlich Botticelli ein wenig Pate gestanden", räumt Ausstatter Udo Hesse ein. Über Details der "zwischen abstrakten und konkreten Momenten wechselnden" Raumgestaltung möchte er vorab allerdings nichts verraten.

Umso ausführlicher schildert Steinitz, wie Howard Blakes Musik, die der besonders als Filmkomponist erfolgreiche 77-jährige Londoner teils aus bestehenden eigenen Werken zusammenfügte, beschaffen ist. Dazu bieten die vorexerzierten Passagen - Karine Andrei-Sutter als namenlose Frau, Victoria Hay als ihr Schutzengel, Alessandro Borghesani (Ehemann), Elisa Rossignoli (Freundin) - auch akustisch aussagekräftige Eindrücke. Die Ballettfreunde erwartet ein spannender Tanzabend. "Und eine Sopranistin wird als Solistin mitwirken", verspricht Steinitz.

Uraufführung Samstag, 14. Mai, 19.30 Uhr, Theater. Karten: unter Telefon 02166 6151-100.

(ri)
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