Mönchengladbach "Eine Bankrotterklärung"

Mönchengladbach · Wenn Bestseller-Autorin Rebecca Gablé und ihr Mann Michael Müschen hören, dass ihre Heimatstadt ein sicherer Ort sei, dann fühlen sie sich als Einbruchsopfer regelrecht verhöhnt. Die Polizei bräuchte mehr Personal, finden sie.

 Rebecca Gablé ist Autorin mehrerer Bestseller und lebt mit ihrem Mann Michael Müschen gerne in Mönchengladbach. Trotzdem beklagen sie als Einbruchsopfer, es gebe zu wenig Polizisten in der Stadt.

Rebecca Gablé ist Autorin mehrerer Bestseller und lebt mit ihrem Mann Michael Müschen gerne in Mönchengladbach. Trotzdem beklagen sie als Einbruchsopfer, es gebe zu wenig Polizisten in der Stadt.

Foto: Hans-Peter Reichartz

Die Einbrecher hatten ganze Arbeit geleistet. Sie nahmen sich Zeit, überwanden sämtliche Sicherheitsvorkehrungen, durchwühlten alle Sachen, packten jedes einzelne Kleidungsstück an und stahlen unersetzbare Erbstücke. Wochenlang hatten Bestseller-Autorin Rebecca Gablé und ihr Mann Michael J. Müschen anschließend Handwerker im Haus, um die Schäden zu beheben, um das neu zu installieren, was zerstört worden war. Und um noch mehr Sicherheitstechnik anzubringen, damit so etwas nicht mehr passiert. "Wenn man in diesem Zusammenhang liest, dass unser Polizeipräsident Mönchengladbach als sichere Stadt bezeichnet, dann fühlt man sich als Einbruchsopfer regelrecht verhöhnt", sagt Michael Müschen. Er will kein Mitleid. Aber er und seine Frau finden, dass statistische Schönrechnereien offenbar von der Tatsache ablenken sollen, dass es viel zu wenige Polizisten auf der Straße gibt.

"Kleinste Schwankungen in der Kriminalstatistik werden sofort als deutliche Erfolge verkauft, während zeitgleich die ohnehin miserablen Aufklärungsquoten bei Einbrüchen geschönt werden, indem eine Tat als geklärt gilt, wenn am Tatort die DNA eines Täters entdeckt und zugeordnet werden kann, ohne jedoch den Einbrecher zu fassen", sagt Müschen. Auch dass die Polizei es als Erfolg verkauft, wenn rund die Hälfte aller Einbrüche in der Stadt im Versuch stecken bleiben, empfindet der Literatur-Übersetzer als zynisch. "Guckt eigentlich niemand, welche enormen Schäden dabei entstehen und wer die Kosten tragen muss?", fragt er. Als Betroffene empfinde man lapidare Polizeimeldungen wie "...haben an einer Terrassentür gehebelt und sich so Zutritt verschafft" ganz anders.

Dabei hatte das Ehepaar Müschen sein Haus sehr gut gesichert. Es hatte alles einbauen lassen, was eine Spezialfirma empfohlen hatte. Dennoch ist es geschehen. Entgegen aller Erklärungen von Einbruchsschutzexperten, Täter würden nach wenigen Minuten erfolgloser Hebelversuche von ihrem Ziel ablassen, ließen sich die Unbekannten am Haus von Ehepaar Müschen offenbar alle Zeit der Welt. Selbst die Polizisten, die nach dem Einbruch die Spuren sicherten, sollen gesagt haben: "Sie haben wirklich alles getan, was vernünftig ist."

Rebecca Gablé und Michael Müschen haben jetzt noch mehr Geld in die Sicherheitstechnik investiert. Notgedrungen. Dabei sei der Schutz der Bevölkerung doch eigentlich Aufgabe von Staat und Polizei, sagt Rebecca Gablé. Und: "Stattdessen wird die Verantwortung auf den Bürger abgewälzt." Die Bestseller-Autorin wird den Eindruck nicht los, dass hinter dem Appell der Ordnungshüter an die Bürger, sich selbst zu schützen, der Personalmangel bei der Polizei und deren Hilflosigkeit steckt. Jahrelang seien zu wenige Kräfte eingestellt worden. Jetzt ducke sich die Politik weg. Dass die Sicherheit alleine von der Polizei nicht mehr gewährleistet werden könne, zeige auch der Umstand, dass die Stadt jetzt einen privaten Sicherheitsdienst für den Hans-Jonas-Park beauftragt hat, weil es dort zu viele Einbrüche und zu viel Vandalismus gibt. "Das ist doch irgendwie eine Bankrotterklärung", sagt Rebecca Gablé, die zusammen mit ihrem Mann eigentlich mit großer Begeisterung die Entwicklung der Stadt sieht.

(gap)
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