Mönchengladbach Ein Tag in der Rolle des Firmenchefs

Mönchengladbach · Nico Feller nimmt am Bildungsprojekt "Schüler im Chefsessel" teil. Deshalb durfte er gestern dem Geschäftsleiter der Firma Haaß Haustechnik einen Tag lang über die Schulter schauen. Von dem Projekt profitieren beide Seiten.

 Nico Feller (l.) hat den Geschäftsleiter Bernd Haaß einen Tag lang begleitet und viel über die Abläufe im Betrieb gelernt. Der Firmenchef hofft, die Neugier junger Menschen auf seine Branche zu wecken.

Nico Feller (l.) hat den Geschäftsleiter Bernd Haaß einen Tag lang begleitet und viel über die Abläufe im Betrieb gelernt. Der Firmenchef hofft, die Neugier junger Menschen auf seine Branche zu wecken.

Foto: Jörg Knappe

Wie sieht der Arbeitsalltag eines Haustechnikers aus? Wie viel Zeit verbringt er auf der Baustelle oder im Büro? Und wie lang ist der Weg von den ersten Entwürfen bis hin zum fertigen Badezimmer? Gymnasiast Nico Feller hatte viele Fragen, als er gestern zu Besuch bei der Gladbacher Firma Haaß Haustechnik war. Im Rahmen des Bildungsprojektes "Schüler im Chefsessel" durfte er dort den Geschäftsleiter Bernd Haaß einen Tag lang begleiten.

Nico geht in die elfte Klasse am Comenius-Gymnasium in Düsseldorf. Das Abitur ist nicht mehr weit entfernt. "Und trotzdem weiß ich noch nicht wirklich, was ich danach machen möchte oder welcher Beruf für mich geeignet ist", sagt der 17-Jährige. Da kam ihm der Projektkurs "Business@school" gerade recht. Darin beschäftigte sich Nico mit großen Unternehmen, beispielsweise mit dem Multitechnologiekonzern 3M und kleineren Betrieben wie der Gärtnerei um die Ecke. Im nächsten Schritt soll seine Projektgruppe sogar ein eigenes Produkt erfinden und vermarkten. "Da überlegen wir noch", sagt der Schüler. Um sich ein besseres Bild von der Führung eines Unternehmens und der erfolgreichen Vermarktung eigener Produkte machen zu können, durften 20 Schüler jeweils eines von insgesamt 14 Unternehmen aus der Region besuchen.

Als einziger Firmenchef in Mönchengladbach hat Bernd Haaß seine Türen für den potenziellen Nachwuchs geöffnet. Der Familienbetrieb hat insgesamt 43 Mitarbeiter. Dazu kommen regelmäßig noch drei Auszubildende, die nach ihrem Abschluss übernommen werden sollen. "Junge Menschen für das Handwerk zu begeistern, ist für uns die größte Herausforderung", sagt er. "Die meisten Schüler wollen nach ihrem Abschluss unbedingt studieren. Leider interessieren sich nicht mehr allzu viele für eine Ausbildung." Dass sowohl sein Unternehmen als auch die gesamte Branche modern und zukunftsfähig sind, möchte er Nico innerhalb von acht Stunden beweisen. "Ich habe während meiner Ausbildung den Spaß an diesem Beruf entdeckt", sagt der Geschäftsleiter, der selbst erst 26 Jahre alt ist und den Betrieb von seinem Vater übernommen hat. "Diese Lust auf Handwerk möchte ich weitergeben. Denn für mich ist das die schönste Branche, die es gibt."

Nico hat an seinem Tag als Chef ein strammes Programm vor sich. Für die erste Tageshälfte sind einige Baustellen-Besichtigungen vorgesehen - die Vormontage in einem Einfamilienhaus, direkt im Anschluss ein größeres Bauprojekt in einem Dreifamilienhaus. "Das alles zu sehen, ist wirklich interessant", sagt Nico. "Es ist schön, dass wir auch mal praktische Erfahrungen machen können und nicht immer nur im Unterrichtsraum sitzen."

Dass Handwerk aber auch sehr viel Bürokratie nach sich zieht, soll Nico am Nachmittag lernen. Dann wird ihm der Chef noch zeigen, wie Pläne erstellt werden, wie man einen Kundenauftrag schreibt und die Kosten richtig kalkuliert. "Ganz schön anstrengend", sagt Nico. "Ich hätte nie gedacht, dass der Chef so viel selbst machen muss."

Zurück in der Schule muss Nico seine Erfahrungen in einem Bericht zusammenfassen. Dieser wird anschließend von einer Jury bewertet. Die Verfasser der besten drei Berichte werden ausgezeichnet, die besten zwei sogar mit einer Reise nach Berlin belohnt. Ob er selbst einmal Handwerker wird, weiß Nico wohl auch nach diesem Tag noch nicht. "Ich habe ja noch etwas Zeit", sagt er. Bei den Anforderungen an seinen Traumjob ist sich Nico allerdings schon sicher: "Er muss Spaß machen, abwechslungsreich sein, und das Gehalt muss stimmen."

(mro)
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