Mönchengladbach Ein Streifzug durch die Brücken-Geschichte

Mönchengladbach · Er ist fasziniert von Eisenbahn-Überführungen: Peter Hoeveler betreibt seit vielen Jahren eine Druckerei und hat bei Kundenbesuchen immer wieder Brücken fotografiert. Und er legt sich mit Stadtplaner Sir Grimshaw an. "Der Bahndamm ist keine Narbe in der Stadt", sagt Hoeveler.

Peter Hoeveler ist Besitzer einer Druckerei. Inzwischen ist der 69-Jährige zwar Senior-Chef, aber sein reicher Fundus an Erfahrungen ist weiterhin begehrt. Und seine immensen Detailkenntnisse. Die beschränken sich nicht nur auf berufliches Wissen, sondern auch auf das, was in Mönchengladbach wichtig war und ist: Hoeveler kennt sich aus in der Stadt, "weil ich unsere Druck-Erzeugnisse jahrelang kreuz und quer durch Mönchengladbach und Rheydt gebracht habe". Weil er oft einen Fotoapparat dabei hatte und außerdem Modellbauer und Eisenbahn-Fan ist, hat er fleißig geknipst, wenn er ein Motiv entdeckt hat, das seinen Interessen entsprach. Die Ergebnisse seiner Stadttouren zeigen ein großes Stück Mönchengladbacher Geschichte.

Deshalb war Hoeveler etwas pikiert, als er las, dass der berühmte Stadtplaner Sir Nicholas Grimshaw den Bahndamm als Narbe in der Stadt bezeichnet hat. "Weiß er denn", so fragt Hoeveler, "dass die Strecke zwischen 1900 und 1910 fast auf der gesamten Länge um etwa vier Meter höhergelegt wurde, um die zahlreichen, ewig geschlossenen und wirklich trennenden beschrankten Bahnübergänge zu beseitigen?" Eine Gedenktafel an der Ecke Rheydter Straße/An der Landwehr erinnert bis heute daran. Zum Glück seien zahlreiche mehr als 100 Jahre alte Brücken aus dieser Zeit inzwischen noch vorhanden. Hoeveler: "Sie verkraften heute noch Belastungen, die zur Zeit ihrer Planung gar nicht vorstellbar waren. Den Vergleich mit Bauleistungen, die gerade einmal 40 Jahre alt sind, verkneift man sich lieber."

Und Hoeveler weist auch darauf hin, wie so manche Brücke im Laufe der Jahre verschandelt wurde. So zum Beispiel die Überführung an der Rheydter Straße, die er 1978 und 1992 fotografiert hat. "Im Originalzustand hatte sie geschmiedete Gelände und weiß geklinkerte Wände oberhalb der Lager. Die Erbauer haben sogar darauf geachtet, dass jede Brücke ihr eigenes Design erhielt." 1992 habe sich nicht nur die Werbeaufschrift "Schloßbräu" in "Schloß Bräu" verändert. "Der Klinker ist außerdem nacktem Beton gewichen, das schöne Geländer pflegeleichten Winkel-Profilen", sagt Hoeveler. Eine Lieblingsbrücke hat er auch: Das ist die am Bismarckplatz. Hoeveler: "Denn sie trägt die Last der Züge und die Rempeleien von unaufmerksamen Lkw-Fahrer."

(RP)
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