Mönchengladbach Ein Plädoyer für den Dienstleister

Mönchengladbach · Bei den 23. Mönchengladbacher Wirtschaftsgesprächen im Hugo-Junkers-Hangar sprach Unternehmer Hans Rudolf Wöhrl über die Wertschätzung von Dienstleistungen. Seine Forderung: Gute Arbeit muss auch gut entlohnt werden.

Hans Rudolf Wöhrl (oben) sprach gestern bei den 23. Wirtschaftsgesprächen im Hugo-Junkers-Hangar (unten links). Zuvor gab es einen Talk mit OB Reiners, Ralf Jüngermann und IHK-Präsident Schmidt (unten rechts, v. l. n. r.).

Hans Rudolf Wöhrl (oben) sprach gestern bei den 23. Wirtschaftsgesprächen im Hugo-Junkers-Hangar (unten links). Zuvor gab es einen Talk mit OB Reiners, Ralf Jüngermann und IHK-Präsident Schmidt (unten rechts, v. l. n. r.).

Foto: Jörg Knappe

Seit ihren Anfängen gilt die Luftfahrt als eines der Symbole für das, was der Mensch erreichen kann. Doch seit dem Verschmelzen von Fliegerei und Tourismus scheint sich das Leitmotiv der beiden Branchen von "höher, schneller, weiter" zu "höher, schneller, billiger" zu verändern. Und so hätte es keinen passenderen Veranstaltungsort für die 23. Mönchengladbacher Wirtschaftsgespräche geben können, als den Gladbacher Flughafen - einen Ort, an dem Pioniergeist und Konsumgesellschaft aufeinandertreffen.

Mönchengladbach: Ein Plädoyer für den Dienstleister
Foto: Joerg Knappe

Rund 350 Gäste aus Wirtschaft und Stadtleben kamen gestern Abend in den Hugo-Junkers-Hangar, um sich über die Entwicklung der Konsumgesellschaft und aktuelle Wirtschaftsthemen auszutauschen. Vor allem aber lauschten sie an dem von der IHK, der Rheinischen Post, der Stadtsparkasse und der WFMG veranstalteten Abend einem Mann: Unternehmer Hans Rudolf Wöhrl.

Der 68-jährige Franke sprach im Hangar zum Thema "Höher, schöner, billiger - Wohin steuert unsere Konsumgesellschaft?". Wöhrls Vortrag wurde dabei zu einem flammenden Plädoyer für die Wertschätzung der Dienstleistung und die Anerkennung harter Arbeit. "Menschen, die vor der Arbeit duschen, werden besser bezahlt, als diejenigen, die es danach tun", so Wöhrls anklagende Eingangsthese. Was er damit zu sagen beabsichtigte: Verwaltende Tätigkeiten würden heute besser entlohnt, als körperliche Arbeit, wie sie beispielsweise im Handwerk zu finden ist. Um Arbeiter aus diesem Segment jedoch bei Laune zu halten, würde der Konsum günstig gehalten. Die Ergebnisse dieser Entwicklung, wie das Anbieten von Billigflügen, klagte Wöhrl an: "Wir verkennen, was hochqualifizierte Leute wirklich leisten. Wir stehen in einer Gesellschaft, die keine Werte mehr schätzt - Jeder will möglichst wenig zahlen, ohne daran zu denken, woher eine Dienstleistung überhaupt kommt."

Der aus Nürnberg stammende Hans Rudolf Wöhrl blickt auf eine erfolgreiche Unternehmerkarriere zurück. So übernahm er beispielsweise 2003 die Fluggesellschaft Deutsche BA (dba), eine British Airways-Tochter, für einen symbolischen Euro und sanierte das Unternehmen, bevor er es für 120 Millionen Euro an Air Berlin verkaufte. Auch in diese Zeit gab Wöhrl Einblicke. So berichtete der Gründer der Modeboutique "Carnaby Shops", der bis zu seinem 65. Lebensjahr auch Pilot auf Linienflügen war, er habe damals rund ein Drittel der Belegschaft aus unnötigen Beschäftigungen zurück zu produktiven Arbeitsstellen und neuem Selbstwertgefühl geführt. Und so resümierte Wöhrl: "Wenn eine Dienstleistung respektiert und honoriert wird, dann ist sie auch gut."

Begonnen hatte der Abend mit einem Talk mit Gladbachs Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners und IHK-Präsident Heinz Schmidt. Im Gespräch mit RP-Redaktionsleiter Ralf Jüngermann drückten beide ihre Begeisterung über die funktionierende Zusammenarbeit von Unternehmern und Verwaltung aus und freuten sich über die positive Entwicklung der Gladbacher Wirtschaft. Passend zum Wöhrl-Vortrag durfte OB Reiners am Ende gar einen Wunsch äußern: "Es wäre toll, würden wir eine neue Airline nach Gladbach holen."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort