Mönchengladbach Ein Paten-Programm mit Signalwirkung

Mönchengladbach · Die Pfarre St. Vitus und der Caritasverband bilden Paten aus. Mit Erfolg. Die bisherigen Erfahrungen sind sehr positiv. Es gibt auch ein Patenprojekt für Flüchtlingskinder an der Grundschule Untereicken. Es werden weitere Helfer gesucht.

 Nach ihrer Flucht brauchen viele Familien und vor allem Kinder Hilfe. Die Pfarre St. Vitus und der Caritasverband bilden Paten aus. Das Projekt ist sehr erfolgreich. Es werden weitere Interessenten gesucht.

Nach ihrer Flucht brauchen viele Familien und vor allem Kinder Hilfe. Die Pfarre St. Vitus und der Caritasverband bilden Paten aus. Das Projekt ist sehr erfolgreich. Es werden weitere Interessenten gesucht.

Foto: dpa

Es ist faszinierend: Allen zaubert der Gesang aus dem Smartphone ein Lächeln auf die Lippen. Quirliger, fröhlicher Gesang - einfach echt. Der ehrenamtliche Familienpate Hans-Jürgen Müller präsentiert stolz die Tonaufnahme, die ihm die Familie, die er mehrmals in der Woche begleitet, geschickt hat. Um genau zu sein, sind es eine afrikanische Mutter und ihr Sohn, die der 67-Jährige bei Behördengängen, Schulbesuchen oder der Freizeitgestaltung unterstützt. "Das Leben war gut zu mir - da möchte ich gerne etwas zurückgeben", so Müller. Und so wurde aus einer Patenschaft schnell eine enge Freundschaft und aus Herrn Müller "Onkel Hans-Jürgen".

Die Pfarre St. Vitus und der Caritasverband haben das Familienpaten-Projekt vor zwei Jahren ins Leben gerufen. Mittlerweile werden zwölf Familien mit Kindern im Alter von sechs bis zwölf Jahren durch Paten betreut. Sie entlasten die Familien, sie sind Ansprechpartner, Begleiter, Helfer, Vertrauenspersonen. "Besonders für Familien mit Migrationshintergrund ist es sehr hilfreich, bei komplizierten Behördengängen sprachliche Barrieren mit der Unterstützung des Paten zu überwinden", erklärt Wolfgang Mahn, Gemeindereferent und Initiator des Projekts. Vier weitere Patenschaften sind in dem Projekt "Paten für Flüchtlingskinder" an der katholischen Grundschule Untereicken entstanden. "Bei diesem Projekt liegt der Fokus auf den Kindern", erklärt Schulleiterin Rita Paderhuber. "Der Pate ist weniger in der Familie tätig, sondern fördert die individuelle Entwicklung eines Kindes." Betreut werden die Paten von Svenja Kallies, die bei der Ökumenischen Jugendarbeit Eicken für Flüchtlingsarbeit zuständig ist.

Grundsätzlich wird ein Pate nie mit den Problemen und Herausforderungen, die ihm bei der gemeinsamen Arbeit mit den Kindern und Familien begegnen, allein gelassen. Die Pfarrgemeinde legt großen Wert darauf, die Paten auf das, was sie erwartet, möglichst gut vorzubereiten. "In einer Basisschulung erhalten die Ehrenamtlichen eine Qualifizierung für die Arbeit als Pate", erklärt Walburga Iseken vom Caritasverband. "Dabei setzen sich die Teilnehmer mit den Bedürfnissen von heutigen Familien, gesellschaftlichen Entwicklungen und eigenen Erfahrungen auseinander." Auch das Sensibilisieren für verschiedene Kulturen und die Reflexion eigener Vorurteile zum Beispiel gegenüber Migranten spielt eine wichtige Rolle. In Gruppenarbeiten und Rollenspielen werden den Teilnehmern richtige Gesprächsführung und verschiedene Kommunikationsstrategien vermittelt. Nach der Basisschulung erhalten die Ehrenamtler eine schriftliche Zertifizierung. "Anfangs war ich skeptisch", erzählt Hans-Jürgen Müller, "doch im Verlauf der Basisschulung habe ich gemerkt, wie wichtig diese ist." Zum einen seien es die Schulungsinhalte, die gut auf die Arbeit als Paten vorbereiten, zum anderen erfahre man auf diese Weise, was auf einen zukommt, um sich bewusst für oder gegen eine Patenschaft zu entscheiden. Für die Pfarrgemeinde bietet die Basisschulung die Chance, die Ehrenamtler kennenzulernen und die passende Familie zu finden.

"Herr Müller ist sehr musikalisch. Musik ist auch in der afrikanischen Kultur seiner Patenfamilie sehr wichtig", erklärt Walburga Iseken. Während der Patenschaft bietet die Pfarre Unterstützung. Es finden Treffen zum Austausch mit anderen Paten statt sowie nach Bedarf Vertiefungsseminare und Einzelgespräche. Ein wichtiger Aspekt ist der Versicherungsschutz für die Paten über den den Träger St. Vitus. "Wir möchten eine Patenschaft auf Augenhöhe", so Wolfgang Mahn. "Pate und Familie entscheiden gemeinsam, wie viel Nähe sie zulassen möchten und wo ihre persönlichen Grenzen liegen." In einer rechtlichen Vereinbarung kann jeder Pate selbst festlegen, wie viel Verantwortung er übernehmen möchte.

Für Interessierte, die Neugierde und Offenheit mitbringen, findet am Mittwoch, 5. Oktober, um 19.30 Uhr ein Informationsabend im Marienheim, Marienkirchstr. 4, statt. Weitere Informationen unter 02161 24887015 oder per E-Mail an wolfgang.mahn@pfarre-sankt-vitus.de.

(laer)
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