Mönchengladbach Ein neues Bett für die Niers

Mönchengladbach · Auf 16 Kilometern soll die Niers bis 2027 renaturiert werden, um bei Starkregen mehr Wasser aufnehmen zu können. Der Fluss wird dadurch länger und bekommt schönere Auenlandschaften. Und der Niersverband spart viel Geld.

 Der Bungtbach in Hardterbroich in seinem renaturierten Bett. Der Bach kann bis zu 50.000 Kubikmeter Wasser bei Starkregen aufnehmen.

Der Bungtbach in Hardterbroich in seinem renaturierten Bett. Der Bach kann bis zu 50.000 Kubikmeter Wasser bei Starkregen aufnehmen.

Foto: angr

Verspielt schlängelt sich der Bungtbach durch saftige Wiesen mit Blumen und Bäumen. Das Wasser der Niers hingegen im Bresgespark steht nahezu regungslos vor dem Wehr in seinem kerzengerade verlaufenden, künstlichen Flussbett und erinnert an einen Tümpel, der in erster Linie Horden von Mücken gefällt. So sah auch der Bungtbach einmal aus, bis ihn die NEW in den vergangenen Jahren komplett umbaute und in eine natürlichere Form brachte, ihn also renaturierte. Und genau das steht nun auch für die Niers im Stadtgebiet an. Im ersten Bauabschnitt auf der Strecke zwischen der Römerstraße und Zoppenbroich soll der Fluss auf einer Länge von 1,1 Kilometern umgebaut werden, aus dem gerade verlaufenden Tümpel ein sich in Schleifen durch das Gelände schlängelnder, dann 2,3 Kilometer langer Fluss werden. Gestern stellten der Niersverband, die NEW und die Stadt die Planungen vor zum ersten Abschnitt eines Millionenprojektes. Eines, das Mönchengladbach nicht nur hübscher, sondern auch weniger anfällig für Überschwemmungen bei Starkregen machen soll.

"Auf Mönchengladbacher Stadtgebiet müssen wir insgesamt 16 Kilometer Niers umbauen, um den Flusslauf zu verändern und die Fließgeschwindigkeit zu reduzieren", sagt Professor Dietmar Schitthelm, Vorstand des Niersverbands. Hintergrund ist die Wasserrahmenrichtlinie der EU, die bis 2027 unter anderem einen wirksamen Schutz vor Überschwemmungen vorsieht. Um den für Mönchengladbach auf herkömmliche Weise, also etwa mit Regenrückhaltebecken zu gewährleisten, müssten dafür Investitionen in Höhe von rund 600 Millionen Euro getätigt werden, rechnet Schitthelm vor. "Mit einer Laufveränderung der Niers erreichen wir den gleichen Effekt, müssen aber nur mit rund 40 bis 45 Millionen Euro rechnen", sagt Schitthelm. Der erste Abschnitt im Bresgespark wird mit rund 4,5 Millionen Euro veranschlagt.

 Die Niers am Bresgespark in ihrem künstlich angelegten schnurgerade Bett. Ein Wehr staut das Wasser und regelt die Fließgeschwindigkeit.

Die Niers am Bresgespark in ihrem künstlich angelegten schnurgerade Bett. Ein Wehr staut das Wasser und regelt die Fließgeschwindigkeit.

Foto: ISa Raupold

Die Renaturierung der Niers sieht eben nicht nur einen veränderten Lauf vor, sondern auch ein neues Flussbett und eine Auenlandschaft, die große Mengen Regenwasser aufnehmen und ableiten kann. Im ersten Abschnitt wären das rund 130.000 Kubikmeter Speicherraum für Regenwasser. Ähnliches hat die NEW bereits für den Bungtbach erreicht. Unter anderem in Hardterbroich ist eine Auenlandschaft entstanden, die nicht nur hübsch ist, sondern wirksam gegen Hochwasser. "Der Bach kann 50.000 Kubikmeter Wasser aufnehmen", sagt NEW-Vorstand Armin Marx. Ein natürlicher Rückhalteraum, in dem der Wasserpegel in der Senke des Bachs ruhig ansteigen kann, ohne Schaden anzurichten. Die Bepflanzung verträgt dies problemlos. "Wir hatten schon Starkregenfälle, nach denen hier das Wasser so hoch stand, dass Leute mit dem Schlauchboot gefahren sind", sagt Marx. Im Normalzustand wie gestern ist der Bungtbach indes nur ein kleines Bächlein. Planungsdezernent Gregor Bonin begrüßt die Pläne zur Renaturierung der Niers: "Das ist Gewässerschutz mit einem großen Mehrwert für die Stadt, das unsere Zukunft sichtbar beeinflussen wird."

Vor den saftigen Niersauen im Bresgespark stehen aber Bauarbeiten, die auch mit Baumfällungen (und anschließenden Neupflanzungen) verbunden sind. Was genau geplant ist, will der Niersverband nach den Sommerferien den Bürgern genau erklären - und deren Ideen aufnehmen. Falls das Genehmigungsverfahren der oberen Wasserbehörde bis Ende 2017 abgeschlossen ist, könnte die Renaturierung im Bresgespark bis Ende 2019 beendet sein.

(RP)
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