Eicken Eicken mit neuem Gesicht

Eicken · Er ist einer der ältesten Stadtteile Gladbachs, gewann aber erst im Zuge der Industrialisierung an Bedeutung. Zuletzt schadeten der Umzug der Borussia sowie eine Dauerbaustelle den Eickener. Doch dank der umgestalteten Fußgängerzone soll es jetzt aufwärts gehen.

 War in den letzten zehn Jahren länger geschlossen als geöffnet: der "Tho Penningshof" am Marktplatz. Er ist nicht die einzige Traditionsgaststätte in Eicken, die dicht machen musste.

War in den letzten zehn Jahren länger geschlossen als geöffnet: der "Tho Penningshof" am Marktplatz. Er ist nicht die einzige Traditionsgaststätte in Eicken, die dicht machen musste.

Foto: Ilgner

Die Umbaumaßnahmen sind auf die Zielgerade eingebogen. Noch müssen zwischen Aretzplätzchen und Marktplatz ein paar Löcher gestopft und gepflastert werden. Doch dann erstrahlt die Eickener Fußgängerzone nach über drei Jahren Bauzeit endlich in neuem Glanz. Einer der ältesten Stadtteile Mönchengladbachs erneuert sich gerade, und das nicht nur in seinem Zentrum. Auf dem Gelände des abgerissenen Bökelbergstadions entsteht — langsam, aber sicher — ein komplett neues Wohngebiet. Ganz in der Nähe ist ein Umbau bereits abgeschlossen. Die Katholische Kirche St. Elisabeth wurde im letzten Jahr zu einer Grabeskirche umfunktioniert. Und auch an der Kirche St. Maria Rosenkranz in Obereicken wird fleißig die Außenwand renoviert.

Erstmals 1269 urkundlich erwähnt

Nur wenige Meter davon entfernt hat Karl-Heinz Thifessen in einem Kelleraum des Pfarrbüros sein eigenes Reich, in dem er sich um die Pfarrchronik kümmert. Der Historiker setzt sich seit Jahren mit der Geschichte seines Stadtteils auseinander. "Zwar wurde Eicken bereits 1269 erstmals urkundlich erwähnt, war allerdings lange ein unbedeutender Stadtteil mit loser Bebauung", erzählt der pensionierte Lehrer. Die Ansiedlung der ersten Textilfirmen Mitte des 19. Jahrhunderts ließ Eicken jedoch schnell wachsen. Die ersten Schulen, Vereine und auch die Marienkirche, die später mit dem höchsten Kirchturm der Stadt zum Wahrzeichen wurde, entstanden.

"Die Industrialisierung brachte zudem Wohlstand in den Ort, die Eickener Straße war im Grunde ein richtiger Boulevard", erzählt Thifessen. Einige Traditionsgaststätten im Bereich der Fußgängerzone künden noch heute von den guten Zeiten, die nicht zuletzt auch die Anhänger des renommierten Fußballvereins Borussia begründeten. "Unser Haus ist eigentlich immer gut belebt, wir haben treue Vereine als Stammgäste", sagt Rolf Zingsem. Der Wirt des 1898 eröffneten "Alt Eicken" hat auch die durch die Dauerbaustelle vor der Haustür und den Umzug der Borussia hervorgerufenen schlechten Jahre ordentlich überstanden.

Das gilt aber beileibe nicht für jede Gaststätte. Der "Tho Penningshof" am Mitte der Siebziger Jahre gestalteten Eickener Markt war in den letzten zehn Jahren länger geschlossen als geöffnet. Und die berühmte Borussen-Kneipe "Zum Aretzplätzke" hat ebenfalls dicht machen müssen. Doch neben dem Wandel gibt es auch noch einige Konstanten, die das Leben in Eicken mitbestimmen.

Bereits um 1860 gründeten die Bürger ihre erste eigene Schützenbruderschaft, die sich nach dem zweiten Weltkrieg mit der noch älteren St. Vitus-Bruderschaft zusammenschloss. Und auch die großen Karnevalsgesellschaften "Schöpp op" und "Hau Ruck" hatten schon im 19. Jahrhundert ihre Vorläufer namens "Xler Eng" oder "Fidelitas".

Die Eickener identifizieren sich mit ihrem Stadtteil — und rücken in der Not zusammen. Dass die Fusion der Pfarren St. Elisabeth und St. Maria Rosenkranz Anfang des Jahres in die Großgemeinde St. Vitus reibungslos verlief, läge auch daran, dass sie sich beide bereits vor vielen Jahren deutlich angenähert hätten, sagt Thifessen.

Und als die Eickener mit den Plänen der Politiker für die neue Fußgängerzone nicht einverstanden waren, machten sie mobil und beteiligten sich an den neuen Plänen. "Da haben die Kommunalpolitiker zusammen mit den Bürgern viel Gutes geleistet", sagt Zingsem. Der Wirt hat die Hoffnung, dass es mit der Fertigstellung in seinem Stadtteil wieder aufwärts geht. Vor allem freut er sich aber auf eine Sommersaison ohne Baulärm vor der Haustür.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort