Mönchengladbach Echte und trügerische Schönheit

Mönchengladbach · Zwei Künstler stellen aktuell im Kunstraum No. 10 an der Matthiasstraße aus: Franz-Josef Weidenhaupt und Peter Nagel. Die Wandarbeiten und Objekte verlangen den Blick dahinter. Es wird sich lohnen, versprochen..

 Der Künstler Franz-Josef Weinhaupt vor einem seiner scherenschnittartigen Bildobjekte.

Der Künstler Franz-Josef Weinhaupt vor einem seiner scherenschnittartigen Bildobjekte.

Foto: Kunstraum No. 10

Zwei sehr gegensätzliche Positionen künstlerischen Schaffens stellen Judith Dahmen-Beumers und Andreas Beumers derzeit in ihrem Kunstraum No. 10 vor. Mit der Ausstellung "Gold und Edelsteine" zeigen sie geschnittene Bild-Objekte von Franz-Josef Weidenhaupt, geboren 1958 in Eschweiler, und Skulpturen aus Gießharz von Peter Nagel, geboren 1963 in Soest.

 Peter Nagel nennt diese Arbeit "Schlachtplatten". Sie besteht aus Fundstücken, die er in Gießharz einschloss.

Peter Nagel nennt diese Arbeit "Schlachtplatten". Sie besteht aus Fundstücken, die er in Gießharz einschloss.

Foto: Kunstraum No. 10

Den schönen Schein betonen beide Künstler. Während jedoch die Schönheit bei der Betrachtung der Gießharzskulpturen von Nagel sich als trügerisch entpuppt, kann sie sich in den Werken von Franz-Josef Weidenhaupt ungebrochen Bahn brechen.

Weidenhaupt zeigt scherenschnittartige Bildobjekte: Mit einem scharfen Messer oder einer Schere schneidet er Teile von Malerei oder Zeichnung auf Papier, Leinwand, Aluminiumgewebe so aus, dass lediglich Stege stehenbleiben. Die Bildobjekte werden mit Hilfe von Nägeln oder Eisengestellen mit Abstand vor der Wand montiert. Der Lichteinfall sorgt dafür, dass ein zweites Kunstwerk auf die Wand gezeichnet wird. Auf diese Weise wirken die Objekte wie eine poetische, dreidimensionale Malerei. Das Licht, das wesentlicher Bestandteil der Malerei ist, bekommt hier noch eine weitere Dimension. Die Fläche der Malerei, mal abstrakt, mal floral, wird vertieft und erweitert in den Raum. Die Schönheit des entstandenen Raums wird noch ergänzt durch die Schönheit der Oberfläche durch edle Materialien wie Blattgold und Palladium.

 Diese Arbeit aus Gießharz, Holz und einer Fotocollage von Peter Nagel heißt "Der Ring, der nie gelungen".

Diese Arbeit aus Gießharz, Holz und einer Fotocollage von Peter Nagel heißt "Der Ring, der nie gelungen".

Foto: Kunstraum No. 10

Peter Nagel spielt mit der Schönheit. Auf den ersten Blick sieht der Betrachter Hochglänzendes, Hochpoliertes. Goldfarbenes Gießharz, wunderbar rund geschliffen, zum Anfassen verführend. Aber was befindet sich in den Gießharzskulpturen? Abfall. Müll. Knochen. Kitsch. Spielfiguren. Teile von Schuhen. Gummiräder. "Alle Register" habe er gezogen, Kleinteile aller Art zusammengesammelt, den Wohlstands-Warenwahn aufgetürmt und in Harz gegossen und die Oberfläche in einem Stunden währenden Prozess poliert. Gegen die Schnelllebigkeit in der Kunst und der Gesellschaft kämpfe er mit der Verlangsamung an. Die bloße Oberfläche als einzigen Glanz, wie es sie in vielen Bereichen gebe, wolle er zeigen. Und das, was darunter liegt, offenlegen. "Schlachtplatte" kann so eine Arbeit heißen oder auch "Edelsteine." Die Schönheit erweist sich womöglich als trügerisch.

Die Ausstellung im Kunstraum No. 10 ist bis zum 25. Juni 2017 freitags von 17 bis 19 Uhr und samstags und sonntags von 15 bis 17 Uhr geöffnet.

(b-r)
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