Mönchengladbach Durch Bildwörterbücher einfacher lernen

Mönchengladbach · 1200 Exemplare gibt es für die in der Stadt lebenden Flüchtlinge, die sich begeistert zeigen. 400 Bücher sind bereits weg.

 Zwar gibt es schon Lernbücher für Flüchtlinge, doch das der Stadt (rechts) ist komplett bebildert.

Zwar gibt es schon Lernbücher für Flüchtlinge, doch das der Stadt (rechts) ist komplett bebildert.

Foto: dpa (links), Ilgner Detlef

Macho Sutiasmvili sitzt an einem Tisch in der Zentralbibliothek im Carl-Brandts-Haus und blättert in einem Buch. "Es ist toll", sagt der 35-jährige Mann, der vor über einem Jahr aus Georgien nach Deutschland kam. "Ich kann bislang kein Deutsch sprechen", erzählt er in gutem Englisch. Doch mit dem neuen Buch, das er heute geschenkt bekommen hat, glaubt er, diesen Zustand ändern zu können. Es handelt sich dabei um ein Bildwörterbuch "Deutsch als Fremdsprache", das die Stadtbibliothek seit dieser Woche an Flüchtlinge und Migranten verteilt.

Darin steht zu jedem Begriff das passende farbige Bild - alles thematisch sortiert. Sutiasmvili schlägt den Bereich Nahrungsmittel auf: Brötchen, grüne Oliven und Aufschnitt stehen dort. Zu sehen ist eine Theke mit verschiedenen Waren. "Das Buch kann ich nun auch zum Einkaufen mitnehmen", sagt er. Auch mit seiner Betreuerin kann er sich durch das Bildwörterbuch besser verständigen und auch mal auf einen Gegenstand zeigen, wenn der englische oder deutsche Begriff dazu fehlt. Unterstützend zum Buch gibt es eine App für das Smartphone, die die Begriffe vorliest.

"400 Exemplare haben wir bereits ausgeteilt, insgesamt haben wir 1200 Stück", sagt Guido Weyer, Leiter des Fachbereichs Bibliothek und Archiv. Und der Bedarf wird bei über 3000 Flüchtlingen in der Stadt sicherlich vorhanden sein, glaubt Sozialdezernentin Dörte Schall. "Auch die Kinder haben wahrscheinlich Interesse an einem eigenen Buch und möchten es nicht mit den Eltern teilen." Die Aktion wurde durch die Elfriede Kürble- sowie die Josef und Hilde Wilberz-Stiftung unterstützt. Beide sagten gestern ihre Unterstützung zu, wenn noch mehr Wörterbücher gebraucht werden.

Die Büchergutscheine werden an verschiedenen Stellen verteilt, etwa beim Ausländeramt. "So werden wir jeden erreichen", sagt Schall. Zusätzlich zur Literatur bekommen die Flüchtlinge bei persönlicher Abholung auch einen Bibliotheksausweis. Der freie Zugang zur Bildung sei wichtig.

Margit Gebhardt lehrt Deutsch als Fremdsprache und betätigt sich ehrenamtlich für die Flüchtlinge. Sie ist davon überzeugt, dass das Lernen mit Bildern deutlich leichter falle. "Bilder gehen einfacher ins Gehirn", sagt sie. Ihren Schülern habe sie empfohlen, am Anfang zunächst in der Kinderabteilung nach Lesestoff zu gucken. "Dort sind viele Bilder in den Büchern und der Text ist klar und verständlich." Dennoch wünscht sie sich noch mehr Literatur in einfacher Sprache in der Einrichtung. Die Stadtbibliothek möchte in Kürze mehr solcher "easy reading"-Literatur anschaffen, verspricht Weyer.

Wie wichtig es ist, die Sprache schnell zu lernen, weiß Ferat Dunla vom IRFAN Bildungs- und Kulturverein. Er kam vor 16 Jahren selbst nach Deutschland. "Wir hatten leider keine Bildwörterbücher ", sagt er.

(RP)
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