Mönchengladbach Dopingmittel aus illegalem Kellerlabor

Mönchengladbach · Ein 35-jähriger ehemaliger Physiotherapeut soll in einer Gladbacher Wohnung im großen Stil Dopingmittel wie Testosteron hergestellt haben. Nach langer Ermittlung hoben Zollfahnder aus Essen jetzt die illegale Dopingküche aus.

 Verkaufsfertig gemischte Ampullen mit Testosteron und Trenbolon fanden die Zollfahnder Essen in der Wohnung und im Keller des 35-Jährigen in Mönchengladbach.

Verkaufsfertig gemischte Ampullen mit Testosteron und Trenbolon fanden die Zollfahnder Essen in der Wohnung und im Keller des 35-Jährigen in Mönchengladbach.

Foto: Zollfahndung Essen

Sechs Monate ermittelten die Essener Zollfahnder im Auftrag der Staatsanwaltschaft Mönchengladbach gegen den 35-jährigen Deutsch-Kasachen, der in einer Wohnung eines Mönchengladbacher Privathauses wohnte. Ausgangspunkt war ein Hinweis gewesen. Der 35-jährige ehemalige Physiotherapeut war aufgefallen, weil er sich einschlägige Labormaterialien zur Dopingherstellung aus dem europäischen Ausland beschafft hatte. Der Verdacht, dass der Mann ein illegales Labor betreibt und von dort Dopingmittel vertreibt, lag nahe.

Am vergangenen Donnerstag durchsuchten die Zollfahnder schließlich die Wohnung des 35-Jährigen, wie der Zoll gestern mitteilte. Zunächst fanden sie 500 Ampullen verkaufsfertig gemischte Dopingmittel - unter anderem Testosteron und Trenbolon (ein synthetisch hergestellter Arzneistoff aus der Gruppe der anabolen Steroide). Die Ampullen waren versteckt in der Schlafcouch und in der Küchenzeile. Die Menge kam den Beamten wenig vor. Als sie den ehemaligen Physiotherapeuten nach weiteren Räumen befragten, verwies er auf einen ihm gehörenden Kellerraum mit Gerümpel, mehr sei da nicht. Dort allerdings fiel den Fahndern ein Kellerraum ins Auge, der mit einem teuren Sicherheitsschloss besonders gesichert war. Durch ein Guckloch konnten sie Boxen mit der Aufschrift Testosteron erkennen.

 Insgesamt 1903 Anabolika-Ampullen stellten die Beamten sicher, dazu noch wirkstoffe, aus denen Dopingmittel hergestellt werden können.

Insgesamt 1903 Anabolika-Ampullen stellten die Beamten sicher, dazu noch wirkstoffe, aus denen Dopingmittel hergestellt werden können.

Foto: Zollfahndung Essen

Die Fahnder ließen die Kellertür von einem Schlüsseldienst öffnen und fanden ein komplettes mobiles Labor zur Herstellung von Dopingmitteln einschließlich elf Liter Chemikalien, 1,6 Kilogramm Wirkstoffe, drei Tablettierungsmaschinen sowie weitere 1403 Ampullen à 10 Milliliter Anabolika. Der 35-jährige Ex-Therapeut behauptete, der Keller würde von mehreren ihm unbekannten niederländischen Rockern benutzt, die eigens aus den Niederlanden anreisen würden. Er habe damit nichts zu tun.

Bei der weiteren Durchsuchung wurde allerdings der Kellerschlüssel versteckt hinter seiner Garderobe gefunden. "Spätestens da sind wir davon ausgegangen, dass die Rockergeschichte eine Schutzbehauptung war", sagt Zoll-Sprecherin Ruth Haliti.

Zusätzlich wurde in der Wohnung des Deutsch-Kasachen ein Luftgewehr, Kaliber 5,5, beschlagnahmt, mit dem der ehemalige Physiotherapeut in der Wohnung offensichtlich Schießübungen auf seine Lexika durchgeführt hatte. Für den Besitz des Luftgewehrs lag dem Mönchengladbacher keine Erlaubnis vor.

Der Straßenverkaufswert der 1903 in der Wohnung und im Keller gefundenen Anabolika-Ampullen beläuft sich laut Zollfahnder auf etwa 47.500 Euro. Weitere 47.500 Euro hätte der erwerbslose 35-Jährige für den Verkauf der restlichen 1,6 Kilogramm Wirkstoffe als fertige Dopingmittel bekommen können. Der 35-jährige Mönchengladbacher wurde festgenommen. Das Amtsgericht Mönchengladbach hat mittlerweile Untersuchungshaft gegen ihn angeordnet.

Vor zwei Jahren ging den Fahndern in Witten schon einmal ein Physiotherapeut ins Netz, der gleich zweimal erwischt wurde, weil er im großen Stil Dopingmittel herstellte. Sowohl in seinem illegalen Labor wie auch im Kellerlabor des Deutsch-Kasachen wurden die Mittel unter ohne Beachtung aller Hygiene-Vorschriften hergestellt. "Menschen, die sich solche Mittel illegal besorgen, sollten im Hinterkopf haben, dass diese Mischungen nicht nur an sich gefährlich sind, sondern auch unter unhygienischen Bedingungen hergestellt werden", warnt Zoll-Sprecherin Ruth Haliti. Immerhin: Die Mönchengladbacher Bestelladresse gibt es nicht mehr.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort