Mönchengladbach Die singen, die Briten!

Mönchengladbach · Wer sich als ein echten City-Fan bezeichnet, muss eines sein: blau! Oder hellblau. Das sind die Farben des gestrigen Gegnern der Borussia. "Blue Moon" heißt allein schon die Vereinshymne. Und die bleibt den Gladbachern wohl im Ohr.

City-Fans: Andrew und Janice zwischen Ruben (l.) Ignasi, (oben) und Carlos (r.) gegen 15 Uhr auf dem Marktplatz.

City-Fans: Andrew und Janice zwischen Ruben (l.) Ignasi, (oben) und Carlos (r.) gegen 15 Uhr auf dem Marktplatz.

Foto: Kilian Treß

Ohne jeglichen Zweifel: Manchester ist eine Sportstadt. Aber sie ist auch Stadt der Musik. Ein Dutzend weltbekannte Bands hat die Metropole im Norden Englands hervorgebracht. Ob Take That oder Oasis, The Smiths oder Simply Red. Der spontane Auftritt der Hardter Blasmusik-Kapelle am Dienstagabend vor dem Düsseldorfer Luxushotels Hyatt und Hilton, um Manchester City zu begrüßen, wird, trotz größter Mühe, wohl keine Musikgeschichte geschrieben haben.

Eher im Ohr bleiben dem Gladbacher dann wohl die Melodien, die die Mancunians - so nennen sich die Bewohner Manchesters - gestern vor Anpfiff des Spiels geträllert haben. Mit vollster Überzeugung, arglos aus dieser kultur-historischen Tradition stets Ton und Takt zu treffen, singen die Fußballfans Manchesters mit Liebe. Und am liebsten laut. Gerne beim Bier.

Das bemerkten Gastwirte und Kunden gestern in Rheydt: Ab 14 Uhr schwärmten nach und nach die 2300 Gästefans ein. Unter strahlend blauen Himmel sangen die in hellblau gekleideten Fans der "Citizens" Song für Song, Hymne für Hymne. Am liebsten schmetterten sie "Blue Moon" - eine Art Liebeserklärung an den Verein, der als wahrer Freund, auch in der einsamsten Stunde immer zur Seite steht. "Es ist verdammt hart, ein City-Fan zu sein", sagt Andrew. Auf dem Rheydter Marktplatz sang er mit seiner Frau und weiteren Fans immer wieder und wieder. "Das macht Mut", sagte Andrew.

Diese Hymne hat den 56-Jährigen Mancunian auch in den traurigsten Zeiten des Vereins immer wieder aufgebaut. "Wir standen am Abgrund, stiegen 1998 sogar in die dritte Liga ab", erinnerte er sich. Zeitgleich erlebte der Erzrivale Manchester United die wohl erfolgreichste Ära - gewann 1999 das Triple aus Meisterschaft, Pokal und Champions League. Der Gegensatz der Stadtrivalen war nie größer, der Stachel saß tief bei Andrew. "Schon mit acht Jahren war er großer Fan der Citizens, sogar seine Frau, Janice, lernte er durch die Himmelblauen kennen. Sie warf ein: "Ich bin fast im alten Stadion an der Maine Road geboren. Meine Kindheit habe ich nur mit City verbracht", sagte die 50-Jährige. "Es gibt nur City."

Zusammen reist das Paar zu jedem Auswärtsspiel. Auch in der Champions-League. "Das ist ein extrem teures Hobby", sagte Andrew. 260 Pfund, etwa 350 Euro, pro Person haben Ticket für den Borussia-Park, Flugticket und Reisebus gekostet. Damit kann man auch eine Woche Urlaub machen. Aber: "City ist unser einziges Hobby", erklärte Andrew. "Es ist unser Leben, unser Freund." Wieder stieg er ein. "Blue Moon." Und da ist es ihm auch egal, ob nun sogar ein schwer reicher Scheich die Fäden in der Hand hat. "Der Verein hat so oft den Besitzer gewechselt", sagte Andrew. "Jetzt ist endlich Ruhe und Kontinuität da und der Erfolg ist auch wieder zurückgekommen." Auf das Duell gegen die für englische Zungen fast unaussprechbare Borussia aus "Mönschenglatback" freute er sich gestern. "Aber wir haben viele Verletzte. Es wird hart." Und wieder sang er sich Mut an. "Blue Moon".

(RP)
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