Mönchengladbach Die sanfte Power-Frau

Mönchengladbach · Lara Diez unterrichtet an der Musikschule Kinder in Tanz und Ballett. Die 32-Jährige arbeitete schon als Model und in Fernsehproduktionen. Sie möchte den Schülern Freude am Körper vermitteln. Ohne Musik kann sie nicht leben.

 Lara Diez ist die neue Tanztrainerin an der Mönchengladbacher Musikschule. Ihre Schüler sind von dem Unterricht bei ihr begeistert.

Lara Diez ist die neue Tanztrainerin an der Mönchengladbacher Musikschule. Ihre Schüler sind von dem Unterricht bei ihr begeistert.

Foto: Christoph Beringhoff

"Füße strecken! Ich will keine Beine wie gekochte Spaghetti sehen!" Die kleinen Mädchen in bunten Tüllröcken versuchen, an der Ballett-Stange ihre Beine gerade zu halten. Lara Diez geht durch die Reihe. Bei einem Kind korrigiert die neue Tanzlehrerin der Musikschule die Haltung sanft, das nächste lobt sie. Dann spielen die Kinder, dass sie den Fuß ins Wasser tauchen oder ein Kaugummi darunter klebt. Da wird gequiekt und gelacht - und gleichzeitig trainieren die sechs- bis achtjährigen Mädchen die Fußhaltungen "Flex" und "Point", wie die Lehrerin sie beiläufig wissen lässt.

"Lara ist total lieb und nur an der Stange streng", sagt die sechsjährige Maja, die in dem Kurs "Kreativer Kindertanz" mitmacht. Bereits die Kleinen lernen bei Lara Diez die Grundlagen des Balletts. Aber ihr ist auch wichtig, Kreativität und Ausdruck zu fördern. Daher gibt es in jeder Stunde spielerische Übungen. Die Lehrerin, die ihre blonden Haare an diesem Tag zu einem unordentlichen Dutt zusammengefasst hat, ist zu jedem Kind freundlich und ermutigend. Aber als ein Mädchen etwas nicht hinbekommt und die anderen kichern, wird sie deutlich: "Über andere gelacht wird hier nicht. Helft ihr lieber!"

Die 32-Jährige, die schon als Model gearbeitet hat, hat zwar die typische aufrechte Körperhaltung von Tänzerinnen. Aber ihr Gang ist nicht schwebend, sondern sehr energisch. Dass sie viel vorhat, sieht man auch an dem Programm, das sie in der Mönchengladbacher Musikschule anbietet: Neben klassischem Ballettunterricht für alle Altersklassen gibt es neuerdings Kindertanz schon ab vier Jahren, Musicaltanz, einen Theaterkurs und ab November auch Ballett für Erwachsene. Welches Fach sie am liebsten unterrichtet? Lara Diez lacht. "Wenn ich eine Sache mache, denke ich: ´Wow, das ist es.´ Aber bei der nächsten geht es mir genauso." Neben ihrem Job als Tanzlehrerin steht sie regelmäßig auf der Bühne und tritt im Fernsehen auf. Zum Beispiel spielte sie in der Serie "Alles was zählt" eine Ballettschülerin und war das Tanz-Double der Hauptdarstellerin. Als Jugendliche hatte Lara Diez sechsmal pro Woche Balletttraining - neben der Ausbildung an einem Ballett-Gymnasium in Köln nahm sie noch Privatunterricht. "Irgendwann haben meine Eltern mich gefragt, ob ich nicht mal feiern gehen will", erzählt sie. "Aber ich war angefixt von dem Ziel, Tänzerin zu werden." Schon mit 17 Jahren begann sie ihr Studium in klassischem und zeitgenössischem Tanz, es folgte ein zweites Studium in Kindheits- und Theaterpädagogik. Auch bei ihren Schülerinnen legt sie Wert auf eine solide Ausbildung. "Mit der Basis, die wir hier legen, kann man sich bis zum Profi weiter entwickeln", sagt sie. Aber wichtiger ist ihr, dass Kinder Freude an ihrem Körper haben, dass sich ihre Haltung und Flexibilität bessert. Und dass sie lernen, bei einer Sache am Ball zu bleiben.

Klaus Paulsen, Fachleiter für Gesang, Musiktheater und Tanz an der Musikschule, findet ideal, dass die Tänzer der Musikschule regelmäßig gemeinsam mit den Orchestern und Chören des Hauses auftreten. Und die Kinder bekommen schnell Bühnenerfahrung. "Wenn ein Tanz erarbeitet ist, gibt es bei uns immer Gelegenheit zur Aufführung." Musikschulleiter Christian Maleskov ist ebenfalls froh über die Ballettabteilung. "Tanzen schafft eine Haltung und damit ein Selbstbewusstsein, wie man beides sonst nirgendwo bekommt", ist er überzeugt. "Ich will keine buckligen Geiger heranziehen." Doch es geht ihm um mehr als nur Haltungsschäden vorzubeugen. Um etwas intensiv zu erleben und auszudrücken, brauche ein Musiker seinen ganzen Körper. "Ballett ist ideal, um das zu lernen", sagt er.

Auch Lara Diez fühlt sich der Musik eng verbunden. Sie sagt darüber: "Ich könnte eher ohne Bewegung leben als ohne Musik." Ansagen wie "Point und Flex und Point und schließ" klingen bei ihr fast wie ein Lied. Lachend gibt sie zu: "Ich kann mir Bewegungsabfolgen nur merken, wenn ich sie singe."

(RP)
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