Mönchengladbach Die Plexiphones feierten im Zirkus Messajero ihr Jubiläum

Mönchengladbach · Die Plexiphones feierten im Zirkus Messajero ihr zehnjähriges Bestehen und gaben einen Live-Vorgeschmack auf ihr neues Album. Die Stärke der Band: einerseits altbekannt zu klingen und trotzdem fest im Heute verankert zu sein.

 Die Plexiphones um Sänger Wolfgang Kemmerling (re.) gaben sich im Messajero die Ehre.

Die Plexiphones um Sänger Wolfgang Kemmerling (re.) gaben sich im Messajero die Ehre.

Foto: Detlef Ilgner

Eingefleischten Fans muss man die Band Plexiphones, die sich selbst im weitesten Sinne im Electro-Rock verortet, nicht mehr vorstellen. Im ausverkauftem Zirkus Messajero konnte man sie nun einmal mehr erleben und sich selbst ein Bild machen. Für diejenigen, die die Gruppe nicht kennen, ist es indes recht schwierig und einfach zugleich, zu beschreiben, wofür die Mönchengladbacher stehen.

Wolfgang Kemmerling (Vocals), Christoph Brandenburg (Gitarre), Michael von Hehl (Keyboards), Frank Mevissen (Percussion), Kurt Schmidt (Bass) und Rüdiger Tiedemann (Drums) sind echte Typen. Typen, bei denen, wenn man auf der Straße träfe, einen unweigerlich der Gedanke beschleicht, sie irgendwie von irgendeiner Party in den 80ern zu kennen. Man fragt sich nur, woher genau. Ähnliches kann man auch über ihre Musik sagen, ohne ihr Zwang anzutun. Das musikalische Material ihrer Songs und ihr Sound klingen bodenständig und bekannt: 80er, ein bisschen Electro, ein bisschen Rock, vielleicht etwas erdig und vor allem auf den ersten Blick unkompliziert und mit viel Drive. Trotzdem fest im Heute, also nicht aus der "guten alten Zeit" hierher gebeamt. Auch kein plumper Nachbau, etwa von U2.

Kemmerlings Stimme? Schon öfter gehört, selbst, wenn man nicht genau sagen könnte, wo. Vielleicht ist genau das ihr Geheimnis. Individuell zu sein, aber jeden irgendwie an früher zu erinnern. Gleichzeitig aber, und das ist ein besonderes Merkmal, pflegen die Plexiphones nach eigenem Bekunden einen Mix aus deutschen Einflüssen und einem typisch britischen Sound. Dort, in England, haben sie sich bereits einen Namen gemacht, mischen mit. Ob die Welle in ihre Heimat, auch jenseits vom Niederrhein, überschwappt? 2014 wirkten sie bereits erfolgreich mit DJ Sash in "Can't Change You". Auch 2015 gab es Highlights, wie als Vorgruppe von ZZ Top im Krefelder Königpalast zu spielen. Merkwürdige Kombinationen? Nicht so merkwürdig, wie es scheint.

Cool, aber emotional, gut nebenbei hörbar, andererseits aber perfekt geeignet, um sich mitreißen zu lassen, präsentierten sie sich jetzt im Messajero, beim Konzert zu ihrem zehnjährigen Bestehen. Es war sichtbar, die Gladbacher Plexiphones-Gemeinde strömt in Scharen, um ihre Jungs zu hören. Im Rahmen der "Electric Tour 2016" gab es nicht nur Altbekanntes aus den zehn Jahren, wie "Love Child", "Beautiful Liar", "To Be Wanted" oder "Lady", zu hören, sondern auch vorab die Songs von ihrem neuen Album "Electric". Behutsam wirkte das Elektrische im Live-Gesamtklang dosiert, der Fokus lag deutlich auf Kemmerling und auf den durchaus mitreißenden Beats. Live funktioniert ihr Album also schon mal; man darf gespannt sein, welche Schwerpunkte die Studioversion in der Klangbalance setzt.

Ihre Songs als Radio-Retortenware zu apostrophieren, würde der Band nicht gerecht werden. Wenngleich man sich gut vorstellen kann, sie auf einer Autoreise ungestört hoch und runter zu hören und dabei hin und wieder zu denken: "Kommt mir irgendwie bekannt vor".

(laki)
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