Serie Was Macht Eigentlich? Die Mutter hatte schwer zu kämpfen

Odenkirchen ist seit 50 Jahren Heimat für Rolf Lüpertz. Als er 1966 fest ans Gymnasium kam, ist er gleich hingezogen, lebt heute mit Blick auf Badhotelweiher und Pfarrkirche St. Laurentius. Aufgewachsen ist er aber in Gladbach. Und es war kein einfaches Leben für die kleine Familie, die 1943 auf abenteuerlichen Wegen aus der Evakuierung in Oberfranken zurückgekommen war. "Mein Vater ist seit Stalingrad 1943 vermisst, meine Mutter musste mich und meinen zwei Jahre jüngeren Bruder Günter von ihrer kargen Witwenrente durchbringen", erzählt Rolf Lüpertz.

Sie wohnten an der Viersener Straße beim Wasserturm. Rolf war Messdiener in der "Paterskirche" St. Barbara. "Ein Pater dort hat meine Mutter überzeugt, mich aufs Gymnasium zu schicken. Dort musste man damals noch Schulgeld bezahlen, aber meine Mutter hat es irgendwie geschafft. Und nach dem ersten Zeugnis mit guten Noten fiel das Schuldgeld weg." Schon nach wenigen Jahren besserte Rolf den Familienetat mit dem Verdienst aus Nachhilfestunden auf - und fand seinen Wunschberuf: Lehrer.

Den hat er 36 Jahre am Gymnasium Odenkirchen gelebt, das in dieser Zeit mit den Schulleitern Hermann Brauer, Josef Langen und Kurt Beaujean seine Schülerzahl von etwas über 200 auf 1600 steigerte. Den Ehrgeiz, selbst Schulleiter zu werden, hatte er nie: "Dann hätte ich keine Zeit mehr für mein Engagement im Fußball gehabt. Und meine Tage waren mit den Korrekturfächern Deutsch und Englisch, den beiden Tagen an der Abendschule und den Aufgaben im Fußball wirklich ausgefüllt." Zu sehr, als dass auch noch Platz für eine Familie gewesen wäre.

44 Jahre hat Rolf Lüpertz dies gelebt. Und nun noch einmal dort, wo er 1966 begonnen hat: bei der Sporteinigung 05/07 Odenkirchen. Weil der traditionsreiche Verein dringend jemanden brauchte. Und weil ganz Odenkirchen Rolf Lüpertz ans Herz gewachsen ist. Er war von 2002 bis 2014 Vorsitzender des Heimatvereins, hat mit ihm den größten Martinszug der Stadt, den "Okerker Plattdütsch-Ovend", den Kunst- und Handwerkermarkt und das beachtliche Archiv im Burgturm weiter gepflegt. Und eine Schriftenreihe "Odenkirchen gestern und heute" mit angestoßen, in der die Geschichte der ehemaligen Stadt nachgehalten wird.

In den letzten Jahren hat Rolf Lüpertz mehr Zeit für seine Reisen gefunden. Die haben ihn durch Deutschland und die Welt geführt. Und, wen wundert's, oft auch etwas mit Fußball zu tun gehabt. Er war bei Welt- und Europameisterschaften, sieht Borussia nicht nur bei ihren Heimspielen. Die nächste weitere Tour ist gebucht: das Rückspiel in der Champions League beim FC Barcelona am 6. Dezember. Aber nicht nur mal eben hin und gleich zurück. Vier Tage sind gebucht. "Das ist, samt Übernachtungen, billiger, so seltsam das klingen mag."

(oes)
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