Mönchengladbach Die Künstlerin ist nicht anwesend

Mönchengladbach · Laurie Parsons hat Fundsachen arrangiert und ausgestellt. Das war in den 1980er Jahren. Danach zog sie sich aus der Kunstwelt zurück. Ihr Konvolut "A Body of Work" wird jetzt im Museum Abteiberg gezeigt.

 Der Sammler Wilhelm Schürmann hat das Konvolut vor etwas mehr als einem Jahr erworben. Mit Museumsdirektorin Susanne Titz stellte er gestern die Ausstellung vor.

Der Sammler Wilhelm Schürmann hat das Konvolut vor etwas mehr als einem Jahr erworben. Mit Museumsdirektorin Susanne Titz stellte er gestern die Ausstellung vor.

Foto: Isabella Raupold

Der Baum hat schon bessere Zeiten erlebt. Blatt- und astlos steht der Stamm aufrecht in einem mit Erde gefülltem Plastikeimer. An einer Stelle ist das Holz mit Telefonkabel umwickelt. Das bringt ein bisschen Farbe ins Spiel. Dieses Arrangement ist eines von 24 Fundstücken, die ab Sonntag in einem der oberen Kleeblatträume des Museums Abteiberg gezeigt werden. Die Präsentation heißt "A Body of Work", und die Objekte sind ringsum entlang der Wände angeordnet. Die amerikanische Künstlerin Laurie Parsons hat 1987 in der Umgebung ihres Ateliers in New Jersey Müll und Weggeworfenes gesammelt. Unbearbeitet und unverändert wurden die Fundstücke 1988 in der New Yorker Lorence-Monk Gallery und 1989 in der Kölner Galerie Rolf Ricke gezeigt. Anschließend erwarb ein deutscher Sammler die komplette Ausstellung. Wenig später zog sich Laurie Parsons aus dem Kunstgeschäft zurück.

"Als ich hörte, dass das Konvolut noch existierte und sogar zum Kauf angeboten wurde, war ich als Sammler elektrisiert", sagt Wilhelm Schürmann. Seine Frau Gaby und er kauften die Stücke. "Und mir war klar, dass diese eigenartige Art von Kunst im Museum Abteiberg genau richtig ist", sagt der Sammler. Und nun stehen sie also hier, diese Überbleibsel, und sie schaffen eine ganz eigentümliche Stimmung in dem quadratischen Raum. Sackkarre, Seil, Plastiktüte, zusammengebundene Zweige, ein offensichtlich angekokelter Holzbalken, Kissen, ein zusammengeklappter Schirm, ein Steinhaufen, eine Fußmatte, Metallgestänge. "Laurie Parsons hat in einem Zertifikat exakte Anweisungen zur Reihenfolge und Platzierung der Objekte gegeben", sagt Schürmann. "Selbst die Abstände, die sie von den Wänden haben müssen, sind festgeschrieben." Vorgegeben ist auch, dass es kein künstliches Licht im Ausstellungsraum geben darf. "Wie gut, dass wir Frühling haben", sagt Museumsdirektorin Susanne Titz. "Sonst wäre das eine etwas düstere Angelegenheit geworden."

Und was machen die Objekte? Sie präsentieren sich still und dennoch raumbestimmend. Sie erzählen ihre Geschichten. "Wenn ich den Schirm sehe, kommt mir der Gedanke an Magritte, oder angesichts des schwarzen Blocks an Malewitsch - aber die Assoziationen verschwinden schnell wieder", sagt Schürmann. Dafür kommen andere. Genau das möchte die Künstlerin, aber reden will sie schon lange nicht mehr über ihre Kunst. "Sie wird auch nicht nach Mönchengladbach kommen", sagt Susanne Titz.

Laurie Parsons hat sich Zug um Zug von der Kunst entfernt, hat sie in Frage gestellt und sich für einen ganz anderen Lebensweg entschieden. Heute arbeitet sie als Sozialarbeiterin mit Obdachlosen und psychisch Kranken. "Sie ist extrem konsequent", sagt der Sammler. "Wenn sie bei der Kunst geblieben wäre, könnte sie heute ein Star sein."

Eröffnung: Sonntag, 12 Uhr; Gespräch mit dem Sammler, 14 Uhr

(isch)
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