Mönchengladbach Die härtesten Feuerwehrleute der Welt

Mönchengladbach · Auf dem Gelände des Elisabeth-Krankenhauses ermitteln rund 300 Brandbekämpfer aus neun Nationen, wer der härteste ihrer Zunft ist. Am Start sind auch einige Frauen. Vier Aufgaben treiben die Starter bis an ihre Grenzen.

 Das sieht leichter aus, als es ist. An der ersten Station müssen zwei B-Rohre über eine Strecke von 80 Metern gezogen werden. Dabei tragen die Florianer ihre komplette Uniform samt Sauerstoffflasche und Atemschutzgerät.

Das sieht leichter aus, als es ist. An der ersten Station müssen zwei B-Rohre über eine Strecke von 80 Metern gezogen werden. Dabei tragen die Florianer ihre komplette Uniform samt Sauerstoffflasche und Atemschutzgerät.

Foto: Isabella Raupold

Hochmotiviert steht Michael Güth am Rüstwagen, zieht seine Uniform, die Sauerstoffflasche und das Atemschutzgerät an, und blickt die Straße an der Mutter-Kind-Klinik des Elisabeth-Krankenhauses entlang. Noch wenige Sekunden bis zum Start. Dann geht es für den Göttinger Feuerwehrmann los. Er ist einer von rund 300 Feuerwehrleuten aus neun Ländern, die gestern und heute beim "Toughest Firefighter Alive" (TFA) starten. Der Wettkampf gilt als einer der heftigsten der Welt. Im direkten Duell tritt Güth gegen einen Kameraden aus Lünen an.

Als der Schiedsrichter den Startschuss gibt, geht es los. Michael Güth muss in voller Montur zwei B-Schläuche an eine Pumpe anschließen und sie 80 Meter weit ziehen. Die Schläuche sind so schwer, dass er sich mit seinem ganzen Gewicht dagegen stemmen muss. Danach werden zwei weitere, 20 Meter lange Schläuche aufgerollt. Michael Güth entscheidet die erste Station klar für sich. Im Ziel jedoch fällt er auf die Knie, wirft seine Jacke von sich. "Boah, sind die Schläuche schwer. Das ist unglaublich", schreit er. Zeit zum Luftholen bleibt kaum, denn er und sein Kontrahent müssen weiter.

Die zweite Station ist noch härter. Wieder in voller Ausrüstung, allerdings ohne Atemschutz, muss Michael Güth mit einem großen Hammer ein Gewicht über 1,5 Meter schlagen, mit zwei 20-Kilo-Kanistern Wassern durch einen Tunnel laufen, einen 80 Kilogramm schweren Dummy 140 Meter weit tragen und eine Wand hochklettern. Die ersten Übungen klappen perfekt. Beim Dummy gehen Güth allmählich die Kräfte aus und er setzt die Puppe mehrfach ab. Doch damit ist er besser als sein Kamerad aus Lünen, der abbrechen muss. Michael Güth schafft es bis zur Kletterwand. Da ist auch für ihn Schluss.

"Bleib in Bewegung, du hast noch zwei Stationen", rufen ihm seine Kameraden zu, die ihn durch den Wettkampf begleiten. So geht er langsam zur dritten Station, atmet tief durch und sammelt wieder Kräfte. Dort gilt es, zwei Leitern aufzustellen, zwei 15 Kilogramm schwere Kanister zwei Stockwerke hochzutragen, zwei Schläuche an einer Leine hochzuziehen, wieder runterzulaufen und danach ein Mundstück auf eine Spritze zu schrauben. Hier lässt Michael Güth es ruhig angehen, will sich die Kräfte einteilen. Im Ziel verliert er hauchdünn gegen seinen Kontrahenten. Erneut sinkt er erschöpft in sich zusammen, atmet schwer. Der Schweiß tropft ihm von der Stirn. Wenige Minuten später geht es weiter.

Die vierte Station ist die heftigste. In voller Montur müssen die Feuerwehrleute 300 Stufen, verteilt über 15 Stockwerke, im Hauptgebäude des Krankenhauses hochlaufen. Hier verlassen den Göttinger die Kräfte. Nach 4:14 Minuten ist er oben angekommen. Sein Gegner war 25 Sekunden schneller. Oben angekommen, bricht er zusammen, knallt donnernd gegen die Türe des Aufzugs. Seine Kameraden ziehen ihm die Uniform aus, geben ihm Wasser. Wenig später ist Michael Güth wieder bei Atem und überglücklich. "Ich bin seit 30 Jahren bei der Feuerwehr, mache seit fünf Jahren solche Wettkämpfe. In Mönchengladbach war ich noch nie. Das ist der härteste Wettkampf von allen. Die Krönung", sagt er.

Heute geht die Suche nach dem härtesten Feuerwehrmann weiter. Los geht es auf dem Gelände des Elisabeth-Krankenhauses um 9 Uhr. Im Rahmenprogramm findet ein großes Feuerwehrfest mit Sonderfahrzeugen und einem Kinder-TFA statt.

(cli)
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