Mönchengladbach Die Garage ist auf

Mönchengladbach · Ein Ölfilm auf dem Beton, zwei schmale Reifen-Rampen und ein Zugang zum Museum: Seit Samstag ist das Geheimnis um die Garage des Künstlers Gregor Schneider gelüftet. Es ist das Nachfolgeprojekt des "End"-Tunnels.

Umfrage zur Kunst-Garage am Museum Abteiberg
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Gregor Schneider, Mönchengladbachs bedeutendster Künstler, gibt sich überraschend aufgeräumt bei der kurzen Ansprache. "Wenn ich mit meinen Räumen komme, melden sich meistens die Hausmeister krank. Und bei dem ganzen Dreck und Stress, den ich verbreite, sind meist alle froh, wenn ich wieder weg bin." Er steht im Chaos des Baustofflagers des Abteibergmuseums. Es ist Samstag, kurz nach Zwölf, und die ganz Pfiffigen unter den Kunstliebhabern haben ihn schon betreten, den Gegenstand des Interesses.

Schlüssel an der Museumskasse

Man kommt nur einzeln hinein. Den Schlüssel gibt's an der Museumskasse. Mit ihm öffnet sich die graue Brandschutztür an der Seite der Garage, deren Inneres noch in der Nacht vor der Eröffnung vom Künstler selbst in den Zustand natürlicher Schäbigkeit verwandelt wurde: Ölfilm auf dem Beton, Geruchsreste von Abgas, Benzin, Teer. Fahl quillt graues Tageslicht von außen durch die Ritzen des Klapptores auf den Boden, der 30 Zentimeter unter Geländeniveau liegt; zwei schmale Reifen-Rampen verbinden die Ebenen.

Oder auch nicht. Denn Schneiders "Garage 2009" ist nichts für Autos. Kein Griff könnte von außen das Tor öffnen, keine Zufahrt führt zum Gebäude. Und überhaupt: Was soll eine normale Garage auf der Freifläche vor und Wand an Wand mit der bedeutendsten neuzeitlichen Architektur der Stadt, dem von Hans Hollein gebauten Museum? "Wenn das Kunst ist, dann weiß ich nicht, was Kunst sein soll", schüttelt ein älterer Herr den Kopf.

Ein Anwohner sagt: "Was man heute alles Kunst nennt…" Ein mittelgroßer Hund läuft über den Acker und verrichtet sein Geschäft direkt vor der Garage. Der Hund gehört zu einer Gruppe Düsseldorfer, die vehement betonen, dass das Tier keinen Kommentar zum Kunstwerk abgegeben habe.

Die versammelte Kunstszene verbindet auch mehr die Neugierde. "Wir wollen mal sehen, was die Garage mit dem End zu tun hat", zeigt sich Ehepaar Berins aus Mönchengladbach gespannt. Beide erleben bald, dass Schneiders neue Arbeit die Funktion des End übernimmt: Ein eigener Eingang zu sein, durch den man über Leitern ins Museums hinabsteigen kann. Dorthin, wo in stockfinsterer Umgebung einige Räume von Schneiders Haus UR installiert sind.

Wieder hat Schneider ganz viel auf einmal erreicht: Die Freifläche vor dem Museum, die immer noch den Status Bauerwartungsland für den Erweiterungsbau innehat, mit einem diesmal nicht massiven, aber umso ironischeren "Anti-Monument" zu bespielen; natürlich stärkt der Künstler seine Stadt, sein Museum, die Arbeit der Direktorin Susanne Titz; und er stößt die Idee an, diese Fläche weiterhin von jungen Künstlern bespielen zu lassen. Titz prägt das Wort von der "Fläche der Zukunft".

(RP)
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