Mensch Gladbach Die einen sind wütend, die anderen sehen HKS 13

Mönchengladbach · Bis jetzt brauchen wir noch keine dackelfressenden Welse oder durch Wanlo hopsende Kängurus, wir haben andere Problem-Bären. Und die sind manchmal ziemlich menschlich. Von wegen Sommerloch.

Normalerweise säßen wir jetzt drin - im Sommerloch: Sitzungspause, Betriebsferien, kein dackelfressender Wels im Volksgartenweiher in Sicht, nichts, nada. Wie gut, dass es "HKS 13" und die Stadtverwaltung gibt. Letztere verschaffte uns immerhin eine Sondersitzung des Rates mitten in den Sommerferien, gepaart mit wutschnaubenden Ratsmitgliedern. Wer unterbricht schon gerne Urlaub oder Dienstreise, um im heißen Ratssaal vier Tagesordnungspunkte abzuarbeiten, nur weil die Verwaltung es nicht schaffte, die Unterlagen rechtzeitig aufzubereiten? Da kann einem schon mal der Kragen platzen - selbst wenn man gerade aus dem Land des Lächelns kommt.

Auch bei der Polizei sind viele not amused, erstens über die unendliche Geschichte ihres neuen Präsidiums, zweitens über - die Stadtverwaltung. Die Ordnungshüter des Landes werden gerade überhäuft mit Beschwerden über Ruhestörungen. Logisch, es sind Sommerferien, und das Wetter bescherte uns in dieser Wochen (hurra!) blauen Himmel. Das bedeutet Partytime für alle Daheimgebliebenen. Da rauchen die Grills in Grünanlagen und hämmern die Bässe in Gärten der Wohnsiedlungen, gerne auch bis weit nach 22 Uhr. Hier einzuschreiten, wäre eigentlich Sache des Kommunalen Ordnungs- und Servicedienstes (KOS). Der ist aber gerade nur zur Hälfte besetzt, weshalb auch die Einsatzzeiten drastisch gekürzt wurden. Die freien Stellen sollen zwar wiederbesetzt werden, aber das ist (noch Fragen?) ein Verwaltungsvorgang. Den sähen viele Polizisten gerne beschleunigt, denn sie haben noch anderes zu tun, als bei Feiernden zu klingeln und zu sagen: "Drehen Sie die Musik bitte leiser."

Unfälle, Schlägereien, häusliche Gewalt, Einbrüche - es gibt vieles, was eine höhere Priorität hat und deshalb auch eher in Angriff genommen muss. Da kann es auch schon mal passieren, dass die Polizisten erst dann zu den "Ruhestörenden" kommen, wenn die schon die Musik abgedreht, die Spülmaschine eingeräumt und die Zähne geputzt haben.

Was haben wir in dieser Woche gelernt? Die Farbe Rot ist HKS 14. Und Rot ist auch HKS 13. HKS 14 ist ein bisschen dunkler als HKS 13. Oder war es umgekehrt? Egal. Am Donnerstag fällte der Bundesgerichtshof ein Urteil im jahrelangen Streit zwischen den Sparkassen und der Santander-Bank um das Rot im jeweiligen Logo. Die Sparkassen dürfen sich ihr Rot, den Ton "HKS 13", als Farbmarke beim Patentamt schützen lassen, urteilten die Richter. Ob jetzt das Santander-Rot aus dem Mönchengladbacher Stadtbild verschwinden muss, will die Bank jetzt prüfen lassen.

Und wir dachten immer ganz schlicht: Rot ist die Liebe. Nix da, die Liebe ist auch bunt. Das wiederum hat uns der Christopher-Street-Day-Verein gezeigt. Der rief nach den umstrittenen Facebook-Postings des CDU-Ratsherrn Christoph Dohmen zum Flashmob "Küssen gegen Homophobie" vor der Geschäftsstelle der Union an der Regentenstraße auf. Rund zwei Dutzend Gladbacher waren bei dem Bussi-Bussi-Event, darunter allerdings keine CDU-Mitglieder. Angst vor den zwei küssenden Dutzend musste auf jeden Fall niemand haben. Hätte ja jeder nein sagen können. Und: Nein heißt nein. Vielleicht wussten sie nichts von der Aktion.

(RP)
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